TY - CHAP A1 - Bauer, Gerhard A2 - Delabar, Walter A2 - Denkler, Horst A2 - Schütz, Erhard T1 - Nur Gras unter Stiefeln? Das unterdrückte, überforderte, brüchige Ich fiktiver Emigranten T2 - Spielräume des Einzelnen : deutsche Literatur in der Weimarer Republik und im Dritten Reich / [Hrsg.: Verein für die Förderung von Kunst und Kultur in und aus der Region Mönchengladbach]. Hrsg. von Walter Delabar ... , Berlin : Weidler Buchverlag, 1999, Zgl.: JUNI : Magazin für Literatur und Politik, 1999, Heft 30-31 N2 - Das Thema der Tagung soll die Frage nach dem Subjekt, seiner Konstitution, seinem Handlungsraum, seiner Fähigkeit zu handeln und dem traditionell und aktuell gegebenen Fundus von Verantwortlichkeit sein. Die Frage ist angesichts einer so ausgebauten Diktatur wie der nationalsozialistischen von großer Relevanz, ist jedoch ebenso peinlich wie unerläßlich. Sie war peinigend für alle, die in jenem Reich nicht ganz so funktionieren konnten oder wollten wie von den Führern erwartet, und sie bleibt peinlich bei jedem Rückblick auf das, was damals überhaupt möglich war und was getan und unterlassen wurde. Vielleicht ist die Frage aber auch zu heroisch gestellt. Vielleicht enthält sie schon eine Vorannahme über das Verhältnis des einzelnen zu dem Geschehen in seiner Gegenwart, die historisch überholt oder zu modifizieren ist. Gerade in diesem Arbeitskreis geht es nicht an, nach einer irgendwoher abgeleiteten festen Größe "handlungsfähiges Subjekt" zu suchen, sondern muß die Kategorie selbst analysiert, auf ihre Tauglichkeit hin befragt werden. Die Frage wird sich bestenfalls annäherungsweise beantworten lassen. Es gibt weder statistisches noch analytisches Material, aus dem sich irgend etwas über die Verfassung der handelnden und duldenden Subjekte direkt ablesen ließe. Die Beteiligten mit Ausnahme der striktesten Mitläufer hatten, solange das "Dritte Reich" währte, allen Grund, ihre Einstellungen, Motivationen, ihre Willensbekundungen und Handlungen im Dunkeln zu lassen. Je weniger darüber geredet werden durfte, um so weniger machten sie auch sich selbst klar, wie es um ihre Verantwortung oder Mitverantwortung stand. Die nachträgliche Reflexion darüber ist voll von Zuschreibungen und Hypothesen. Die ehrlichsten autobiographischen Zeugnisse aus dem Abstand von Jahren oder Jahrzehnten enthalten meist ein Eingeständnis, daß man sich das damals Miterlebte gerade in seinem subjektiven Faktor von später aus nicht mehr authentisch vorstellen konnte. Als Notbehelf wähle ich hier ein Verfahren, weitgehend Zitate von damals aus vielen Bereichen zusammenzutragen: einzelne Beobachtungen, Selbst- und Fremdeinschätzungen aus einer ganzen Skala zwischen NS-Loyalen und strikt oppositionellen. Die Projektion und Weiterdeutung suche ich dadurch wenigstens durchsichtig zu machen, daß ich den verschiedenen Ebenen der Selbststilisierung und Fiktionalisierung nachgehe. Um der unvermeidlichen Unsauberkeit der Kontamination von eigentlich weit getrennten Positionen wenigstens tendenziell entgegenzuwirken, möchte ich einzelne von ihnen in ihrem Umfeld genauer betrachten. KW - Nationalsozialismus KW - Subjekt KW - Innere Emigration KW - Exilliteratur KW - Dissoziation KW - Personelles und voluntatives Engagement KW - Mutfragen Y1 - 2012 UR - http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/24673 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:30:3-246730 SN - 978-3-89693-141-5 SN - 0931-2854 N1 - Die Beiträge dieses Bandes gehen auf die 2. Tagung des Berliner Arbeitskreises Moderne und Gegenmoderne zurück, die im November 1998 an der Humboldt-Universität zu Berlin stattfand. VL - 1999 IS - 30/31 SP - 11 EP - 29 PB - Weidler Buchverlag CY - Berlin ER -