TY - CHAP A1 - Wagner-Egelhaaf, Martina T1 - Anatomisten und Seefahrer oder: Die Melancholie des Erzählens T2 - Kontingenz und Ordo / Bernhard Greiner, Maria Moog-Grünewald (Hrsg) N2 - Aus dem pseudo-aristotelischen Problem XXXI wissen wir, daß alle hervorragenden Männer, ob Philosophen, Staatsmänner, Dichter oder Künstler [ ... ] Melancholiker gewesen sind. Seitdem gilt die Melancholie nicht nur als Signum des genialen Geistesmenschen, seit der Entdeckung des neuzeitlichen Subjekts begründet die melancholische Versenkung in das eigene Ich dessen Anspruch auf eine möglichst tiefgründende Innerlichkeit. Dabei wird in der Darstellung der Melancholie eine bemerkenswert konstante Topik zum Einsatz gebracht: die Farbe Schwarz, die sich metonymisch von der schwarzen Galle auf das finstre Gemüt und die Vorliebe des Melancholikers fiir alles Dunkle schlägt, ja selbst im 18. Jahrhundert den schwarzen Kaffee zur Ursache der Melancholie werden läßt, der auf die Hand gestützte Kopf, Gottferne, Einsamkeit, Geiz, erotische Veranlagung, unendliches Grübeln und anderes mehr. Der Anspruch auf Genialität und subjektive Innerlichkeit will nicht so recht zu dem topischen Schematismus passen, mit dem sich die Melancholie im kulturellen Gedächtnis präsentiert, läßt vielmehr Genialität und Innerlichkeit selbst zu melancholischen Topoi erstarren. Dieses widersprüchliche Verhältnis zwischen behaupteter Innerlichkeit und topischer Außenrepräsentanz lenkt den Blick auf die diskursiven Entstehungsbedingungen des Melancholieparadigmas. KW - Erzähltechnik KW - Melancholie Y1 - 2010 UR - http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/14518 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:30-1154425 UR - http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-5109/Anatomisten_und_Seefahrer.pdf SN - 3-8253-0995-9 SP - 95 EP - 115 PB - Winter CY - Heidelberg ER -