Germanistik als Medienkulturwissenschaft : neue Perspektiven einer gar nicht so neuen Programmatik

  • Der Aufschwung der Kulturwissenschaft als akademisches Fach und Forschungsprogramm, den wir seit rund fünfzehn Jahren erleben, ist für die Germanistik eine Herausforderung neuer Art. Während frühere Legitimationskrisen für die Disziplin geradezu konstitutiv waren, da sie mit einer auf die gesellschaftlichen und medialen Veränderungen angepaßten Erweiterung ihres Themen- und Methodenspektrums beantwortet werden konnten, läßt sich unter dem Konkurrenzdruck kulturwissenschaftlicher Fächer vielfach eine Umkehrung dieser Tendenz beobachten. Manche Fachvertreter befürchten eine Selbstauflösung der Germanistik, wenn sie sich ihrerseits zur Kulturwissenschaft erweitert, und fordern deshalb einen profilbildenden Rückzug auf die klassischen Kernkompetenzen der deutschsprachigen Textphilologie. Die Auslandsgermanistik ist von diesem Dilemma besonders betroffen, da angesichts ihrer begrenzten Kapazitäten Akzentverlagerungen zur einen Seite als Positionsschwächungen auf der anderen spürbar werden: Eine kulturwissenschaftliche Öffnung des Fachs könnte zu Lasten seiner sprach- und textphilologischen Anteile gehen, durch eine Konzentration auf diese könnte sie den Anschluß an die aktuellen Entwicklungen verlieren. Es wäre jedoch unangemessen, die Kulturwissenschaft allein als konkurrentische Herausforderung der Germanistik zu sehen. Germanistik ist seit je – auch und gerade in ihren philologischen Ursprüngen – kulturwissenschaftlich orientiert gewesen. Eine kulturwissenschaftliche Öffnung der Germanistik muß nicht in Opposition zur Besinnung auf ihre philologischen Kernkompetenzen stehen, sondern kann durchaus als vitalisierender Rückgriff auf ihr eigenes, weitgehend noch unausgeschöpftes Potential angesehen werden. So sind auch die modernen Arbeitsfelder der Kulturwissenschaft – von der Historischen Anthropologie bis zur Medientheorie – für die Germanistik keine fachfremden Importe, sondern mit ihren eigenen Traditionen, Methoden und Instrumentarien eng verknüpft. Gerade die Auslandsgermanistik, die eo ipso interkulturell ausgerichtet und in besonderer Weise mit Fragen der medialen Vermittlung konfrontiert ist, hat diesbezüglich ein traditionsbedingt hohes Entwicklungspotential.
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Metadaten
Author:Peter Matussek
URN:urn:nbn:de:hebis:30-1122654
URL:http://peter-matussek.de/Pub/A_54.pdf
ISSN:1226-8577
Parent Title (Multiple languages):Togil-munhak = Koreanische Zeitschrift für Germanistik
Publisher:Koreanische Ges. für Germanistik
Place of publication:Seoul
Document Type:Article
Language:German
Year of Completion:2004
Date of first Publication:2004/04/03
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2009/03/03
Tag:Auslandsgermanistik; Kulturwissenschaft; Medienkulturwissenschaft; Textphilologie
GND Keyword:Germanistik; Neue Medien
Volume:90
Issue:2
Page Number:23
First Page:9
Last Page:31
Source:http://www.peter-matussek.de/Pub/A_54.html ; Dogilmunhak : Koreanische Zeitschrift für Germanistik, 90, H. 2, 2004, S. 9–31.
HeBIS-PPN:212538233
Institutes:keine Angabe Fachbereich / Extern
Dewey Decimal Classification:8 Literatur / 80 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft / 800 Literatur und Rhetorik
Sammlungen:Germanistik / GiNDok
BDSL-Klassifikation:03.00.00 Literaturwissenschaft / BDSL-Klassifikation: 03.00.00 Literaturwissenschaft > 03.15.00 Literatur und Medien
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