Pflanzenporträt: Nicotiana spp. – Tabak (Solanaceae) Giftpflanze des Jahres 2009

  • Seit fünf Jahren wird aufgrund der Initiative des Botanischen Sondergartens Wandsbek (Hamburg) eine "Giftpflanze des Jahres" ausgerufen. Hiermit will man auf giftige Pflanzen aufmerksam machen, die in Haus und Garten wachsen und deren Giftigkeit in der Öffentlichkeit häufig nicht (genügend) bekannt ist. Aus unserer Sicht etwas unglücklich ist die Wahl im Jahr 2009 auf Tabak (Nicotiana spec., ohne Festlegung auf eine Art) gefallen. Unglücklich deshalb, weil es in Deutschland wohl kaum überhaupt mal eine Vergiftung durch die (lebende) Pflanze gegeben hat. Einerseits wird Tabak nämlich in weiten Teilen Deutschland gar nicht angebaut und tritt nur gelegentlich in Form von Ziertabak (s. u.) in Gärten auf, andererseits verführt die Pflanze nicht zum Verzehr. Gefährlich für den Menschen sind eher die Giftpflanzen, die lecker aussehende Früchte ausbilden wie z. B. Tollkirsche (Atropa belladonna) oder Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus). Auch die Blätter des Aronstabs verführen zum Probieren, weil sie schon sehr früh im Jahr erscheinen und nach Sauerampfer schmecken (aber eben hochgiftig sind). Es sind diese Arten, die regelmäßig zu Vergiftungen führen, insbesondere bei Kindern. Hier ist eine intensive Aufklärung nötig. So wurde sinnvollerweise als Giftpflanze des Jahres 2008 der Riesen- Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) gewählt, der durch seine Phytotoxizität bei Berührung eine wirkliche Gefährdung darstellt. Anders als die anderen "Titelträger der Natur des Jahres" (Blume des Jahres, Baum des Jahres, etc.) wird die Giftpflanze des Jahres nicht ernannt, sondern per Abstimmung aus vier vorgegebenen Kandidaten gewählt. Hierbei kann jeder teilnehmen. So hat in diesem Jahr der Tabak die bei uns als Giftpflanzen deutlich relevanteren Arten Aronstab, Efeu und Lebensbaum auf die Plätze verwiesen. Die Wahl dürfte sicherlich durch die anhaltenden Diskussionen um das Rauchverbot im Jahr 2008 beeinflusst worden sein und somit eher eine politisch-soziologische darstellen. Jedenfalls ist die Tabakpflanze in der Tat eine Giftpflanze von globaler Bedeutung, sie dürfte heute die am weitesten verbreitete Giftpflanze überhaupt sein. Das Produkt, der Tabak, ist hochgiftig und wirkt in Anwendung als Genussmittel bei übermäßiger Anwendung krebserregend. Schon seine "Entdeckungsgeschichte" und die weltweite Erfolgsgeschichte sind interessant genug, dass wir ihn hier gerne vorstellen möchten.

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Metadaten
Author:Till Kasielke, Armin Jagel
URN:urn:nbn:de:hebis:30-1152718
URL:http://www.botanik-bochum.de/
Place of publication:Bochum
Document Type:Article
Language:German
Date of Publication (online):2010/05/26
Year of first Publication:2009
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Contributing Corporation:Bochumer Botanischer Verein e. V.
Release Date:2010/05/26
Volume:1
Page Number:7
First Page:249
Last Page:255
HeBIS-PPN:225990075
Dewey Decimal Classification:5 Naturwissenschaften und Mathematik / 58 Pflanzen (Botanik) / 580 Pflanzen (Botanik)
Sammlungen:Sammlung Biologie / Sondersammelgebiets-Volltexte
Zeitschriften / Jahresberichte:Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins / Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins für das Jahr 2009 - Band 1 (2010)
:urn:nbn:de:hebis:30-1150877
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht