MR-Volumetrie beim Normaldruckhydrozephalus

  • Einleitung: Die der Entwicklung des Normaldruckhydrozephalus (NPH) zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen sind trotz intensiver Forschung weitgehend ungeklärt. Ein bildgebend prominenter Befund beim NPH ist die z.T. massive Erweiterung der inneren liquorführenden Räume (sog. Ventrikel). Diagnostisch hinweisend auf das Vorliegen eines NPHs ist neben einer charakteristischen, jedoch nicht pathognomonischen klinischen Befundkonstellation das rasche klinische Ansprechen auf einen lumbalen Liquorablassversuch, bei dem insbesondere eine Besserung der Gehfähigkeit verzeichnet werden kann. Die dieser raschen Besserung zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen sind jedoch unbekannt, allgemein wird davon ausgegangen, dass durch eine Abnahme des Liquorvolumens eine Druckentlastung auf bedeutsame zerebrale, insbesondere periventrikuläre Strukturen erfolgt. In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss des diagnostischen Liquorablassversuches auf Volumenänderungen der inneren liquorführenden Räume und Änderungen klinischer Parameter untersucht. Material + Methoden: Bei 15 NPH-Patienten wurden nach einem definierten Studienprotokoll standardisierte klinische Tests und magnetresonanztomografische Untersuchungen vor und nach einem Liquorablassversuch durchgeführt. Die klinische Testbatterie sollte insbesondere die Kardinalsymptome des NPH (kognitive Störungen, Gangstörungen, Harninkontinenz) erfassen. Computergestützt wurden die Volumina der Seitenventrikel vor und nach Liquorablassversuch bestimmt. Zur Validierung der volumetrischen Methode wurden zusätzlich 11 gesunde, ältere (> 50 Jahre) Probanden nach dem gleichen bildgebenden Protokoll magnetresonanztomografisch untersucht. Ergebnisse: Nach dem Liquorablassversuch konnte eine insgesamt geringe, aber signifikante Abnahme der Volumina der Seitenventrikel nachgewiesen werden. Diese beträgt höchstens wenige Prozent des initialen Ventrikelvolumens bei NPH-Patienten und damit weniger als 10% des abgelassenen Volumens. Klinisch konnte eine gewisse Besserung kognitiver Funktionen und eine Verbesserung der z.T. ausgeprägten Gangstörungen festgestellt werden. Ein Zusammenhang zwischen den volumetrischen Veränderungen der Seitenventrikel und den klinischen Tests konnte nicht gefunden werden. Schlussfolgerung: Durch den Liquorablassversuch kommt es zu einer geringen Volumenreduktion der inneren liquorführenden Räume, allerdings ergibt sich kein Zusammenhang zu klinischen Parametern. Insofern kann die gängige Hypothese, dass die nach Liquorablassversuch zu verzeichnende klinische Besserung auf einer Volumenreduktion der inneren liquorführenden Räume beruht, nicht bestätigt werden. Im Rahmen der Arbeit werden alternative Erklärungsmodelle erläutert und kritisch hinterfragt.
  • Purpose: The anatomical hallmark of normal pressure hydrocephalus (NPH) is a massive enlargement of the cerebral ventricles. In clinical practice, a positive effect of CSF withdrawal supports the diagnosis of NPH. However, the pathophysiological mechanisms leading to this prompt clinical improvement are unknown. The purpose of this study was to examine the effect of high volume CSF removal on ventricular volume measured by magnetic resonance imaging (MRI) and clinical parameters. Methods: 15 patients with the clinical suspicion of NPH underwent standardized clinical analyses and MRI before and after high volume CSF removal via CSF tap test or external lumbar drainage. Changes of ventricular volume before and after CSF removal were assessed using two different volumetric methods. 11 healthy elderly (> 50 years) volunteers underwent the same MRI protocol to validate the volumetric methods. Results: A significant decrease of ventricular volume in the lateral ventricles was detected after high volume CSF removal. Clinically, a definite improvement of the severe gait disturbance and a partial improvement of cognitive function was discovered. However, there was no correlation between volumetric changes and clinical tests. Conclusion: High volume CSF removal leads to a small but significant reduction in ventricular volume in NPH. The missing correlation between imaging and clinical findings does not support the common assumption that clinical improvement in NPH is directly associated with a decrease in ventricular volume. Alternative pathophysiological mechanisms are discussed.

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Metadaten
Author:Julia Melber
URN:urn:nbn:de:hebis:30-93718
Referee:Tobias Neumann-HaefelinORCiDGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2011/03/18
Year of first Publication:2009
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2010/11/19
Release Date:2011/03/18
HeBIS-PPN:235014575
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht