Methodologische Untersuchungen zur Heart Rate Turbulence (HRT) : einem autonomen Marker der Arrhythmierisikostratifikation

  • Die aus dem LZ-EKG bestimmbare HRT ist eine relativ neue, viel versprechende Methode zur Detektierung von Patienten mit einem erhöhten Risiko für arrhythmische Ereignisse. Die HRT konnte in den letzten Jahren als Risikomarker bei Überlebenden eines Myokardinfarktes etabliert werden und beschreibt Fluktuationen des Sinusrhythmus nach spontan einfallenden VES. Die Einführung dieses Risikomarkers erfolgte an zwei großen Populationen (MPIP und EMIAT), die Patienten in der frühen Postinfarktsituation einschlossen [67]. Dabei zeigte sich in der univariaten Analyse, dass die HRT allen anderen Risikomarkern aus dem LZ-EKG überlegen war. Dies konnte Ghuran et al in einer Untersuchung an den Patienten aus dem ATRAMI-Pool bestätigen [21]. Aber nicht nur an Patienten mit einer KHK mit stattgehabten Myokardinfarkt, sondern auch an Patienten mit einer Herzinsuffizienz und idiopathischen DCM konnte der gute prädiktive Wert der HRT nachgewiesen werden, was für eine mögliche breitere klinische Anwendung dieses Risikoparameters spricht [22, 38]. Die vorliegende Arbeit untersuchte den TO und den TS der HRT sowie die Zeitbereichsparameter SDNN und rMSSD der HRV an 27 Patienten, die sich wegen symptomatischer VES vorstellten, sowohl unter als auch ohne Therapie mit Sotalol. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass der TS mit anderen Risikomarkern des autonomen Nervensystems, hier die Zeitbereichsparameter der HRV, korreliert, nicht jedoch der TO der HRT. Diese Korrelation der HRT mit der HRV konnte auch in anderen Studien nachgewiesen werden. Für das pathophysiologische Verständnis der HRT bedeutet diese Korrelation, dass sie nicht nur die BRS, also die vagale Reflexaktivierbarkeit des Herzens, reflektiert, wie es weithin angenommen wird, sondern wie die HRV auch, mutmaßlich den basalen autonomen Tonus illustriert [26]. Weiter konnten wir feststellen, dass die HRT auch dann valide aus dem 24h- LZ-EKG bestimmbar ist, wenn die Patienten gehäufte ventrikuläre Arrhythmien bieten, d.h., dass es keine Beziehung zwischen der Validität der HRT-Bestimmung und der Anzahl der VES gibt. Dieser Sachverhalt stellt einen möglichen Vorteil gegenüber der HRV dar, die bei gehäuft auftretenden VES nicht präzise bestimmbar ist. Für antiarrhythmisch behandelte Patienten konnten wir eine Unabhängigkeit der Bestimmung der HRT von der medikamentösen Therapie mit Sotalol zeigen. Durch die Anwendung von Sotalol konnte erwartungsgemäß eine Reduktion der Anzahl der VES nachgewiesen werden. Die HRT kann also auch unter einer Therapie mit diesem Klasse II- und III-Antiarrhythmikum valide aus dem LZ-EKG bestimmt werden. Eine signifikante Verbesserung der HRT unter der Sotalol-Therapie, wie Hohnloser et al sie für die HRV finden und Lin et al für die HRT an Atenolol therapierten Patienten mit einer Herzinsuffizienz zeigen konnten, war in unserer Untersuchung nicht nachzuweisen [28, 40]. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die HRT sowohl methodologisch als auch hinsichtlich ihres prädiktiven Wertes prospektiv bei ausreichend großen Patientenkollektiven weitergehend untersucht werden sollte, um diese Methode gegebenenfalls in der klinischen Routinediagnostik etablieren zu können. Und das gerade deshalb, weil sie eine kostengünstige, nicht invasive Möglichkeit darstellt, die diagnostische Erfassung von Patienten mit einem niedrigen Risikoprofil, die keine prophylaktische Therapie benötigen, und Hochrisikopatienten, die durch das übliche diagnostische Netz fallen, z. B. solche mit einer erhaltenen LVEF, zu erleichtern.
  • Heart rate turbulence (HRT) as determined from 24-h Holter recordings has been established as a useful tool for risk stratification in patients surviving a myocardial infarction. This new method was introduced by using two large Post-Infarction populations (MPIP and EMIAT). It has been found that the HRT was the most powerful risk stratifier on univariate analysis, which has been confirmed by studying the ATRAMI-population. Its predictive value has also been found for patients with congestive heart failure and idiopathic DCM. The HRT describes fluctuations of the sinusrhythm-length following ventricular premature beats (VPB). The present study therefore examined the Turbulence onset (TO) and Turbulence slope (TS) of the HRT and common time domain measures (SDNN and rMSSD) of the Heart rate variability (HRV), which is being recognized as a measure of cardiac autonomic control, in 27 patients with symptomatic complex ventricular arrhythmias before and during treatment with sotalol, a ß-receptor blocking agent with class-III antiarrhythmic activity. One topic of this study was to find out if there is any correlation between the markers of HRT and HRV. The second essential aspect tried to answer the question if there is a dependence between the number of VBPs in a 24-h Holter-recording and the validity of the determination of the HRT-markers. Finally, the effect of antiarrhythmic drug therapy with sotalol on HRT was examined. It could be found that TS but not TO of HRT correlates with rMSSD and SDNN of the HRV. This point give reasons to believe that these two measures of the HRT represents different pathophysiologic aspects. Al49 though the mechanism behind this new riskstratifier is unknown, it is believed, that HRT reflects baroreflex sensitivity (BRS). Furthermore, the present results suggest that likewise HRV, HRT reflects cardiac autonomic tone. Our evaluation showed an independence of the HRT-calculation from the quantity of the VPB. This is an advantage compared to the measurement of the HRV, which lacks precision when determined in patients having a large number of VBPs. The disadvantage of the method of HRT is the fact, that there is a dependence of the presence of VPB. We did not find an effect of drug therapy with sotalol on HRT which is in contrast to HRV, which is improved by sotalol. Although this is a methodological study, the small number of patients is a limiting factor. Moreover it is a retrospective analysis and there was no follow-up. More studies examining the predictive value of HRT are therefore warranted.

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Metadaten
Author:Thomas Johannes NeubergerGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30-51086
Publisher:Univ.-Bibliothek
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Thomas KlingenhebenORCiD, Anton Moritz
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2007/11/06
Year of first Publication:2007
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2007/07/16
Release Date:2007/11/06
Page Number:68
First Page:IV
Last Page:64
Note:
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HeBIS-PPN:349852391
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Licence (German):License LogoArchivex. zur Lesesaalplatznutzung § 52b UrhG