Einfluss einer Brustkrebsdiagnose auf kognitive Funktionen am Beispiel von Aufmerksamkeit und Konzentration

  • Die Überlebensraten bei Krebspatienten werden dank effektiver Früherkennung und innovativer Therapiemethoden immer höher. Umso wichtiger ist es, die vielen Nebeneffekte der Krankheit und Therapie zu erforschen, um die Patienten bei der Bewältigung ihres Alltags während und nach der Erkrankung optimal zu unterstützen. In den letzten Jahren konnten einige Studien bereits zeigen, dass es kognitive Einschränkungen bei Brustkrebspatientinnen nicht erst nach einer Systemtherapie, sondern schon kurz nach der Diagnose gibt. Die vorliegende Studie knüpfte an diesem Punkt an und hat untersucht, in wie weit Brustkrebspatientinnen schon vor einer systemischen Chemotherapie von kognitiven Defiziten betroffen sind, insbesondere im Bereich der Aufmerksamkeit und Konzentration, der in früheren Studien als eine der am häufigsten betroffenen kognitiven Fähigkeiten herausgestellt werden konnte. Es wurde angenommen, dass sowohl die objektiv als auch die subjektiv gemessenen Aufmerksamkeitsleistungen bei Frauen mit Brustkrebs schlechter sind als bei gesunden Kontrollprobandinnen. Weiterhin wurde angenommen, dass die Aufmerksamkeitsleistungen negativ mit dem Grad psychischer Belastungen korrelieren, insbesondere mit Angst- und Depressionssymptomen. Zur Überprüfung dieser Annahmen wurden 20 Frauen, die kürzlich eine Brustkrebsdiagnose erhalten hatten, mit einer passenden Kontrollgruppe von 20 gesunden Frauen verglichen. Alle Teilnehmerinnen führten nach Erfassung demographischer und medizinischer Informationen einen kurzen Intelligenztest durch und anschließend Messungen, die die objektiven Leistungen im Bereich Aufmerksamkeit und Gedächtnis untersuchten. Diese wurden teils auf dem Papier, teils computerisiert durchgeführt. Nach den objektiven Tests folgte die Selbsteinschätzung von Lebensqualität, Wahrnehmung im Bereich Konzentration und Gedächtnis und ein Screening zu Angst- und Depressionssymptomen. Wie angenommen, zeigten sich bei den objektiven Ergebnissen der Aufmerksamkeitstests leichte Einschränkungen der Patientinnen gegenüber der Kontrollgruppe. Auch die subjektive Einschätzung der Leistung war signifikant schlechter als bei den gesunden Frauen. Zwischen den Angst- und Depressionswerten und den objektiven Leistungstests ließ sich kein Zusammenhang feststellen, ebenso gab es keine Assoziation zwischen den objektiv und subjektiv erfassten Ergebnissen für Aufmerksamkeit und Konzentration. Beim Betrachten der Gesamtgruppe zeigte sich jedoch eine signifikante Korrelation zwischen den subjektiv eingeschätzten kognitiven Leistungen und den Werten bei Angst und Depression. Durch diese Arbeit wurden bisherige Studien in weiten Teilen bestätigt. Die Ergebnisse bei objektiven Tests sind in der aktuellen Literatur noch uneinheitlich. Die vorliegenden Daten weisen darauf hin, dass Frauen mit einer Brustkrebsdiagnose durchaus kognitive Defizite haben können, diese jedoch relativ mild ausfallen. Dass es keinen Zusammenhang zwischen objektiven und subjektiven Ergebnissen gibt, bestätigt ebenfalls aktuelle Forschungsergebnisse. Die Assoziation zwischen den psychischen Belastungen und den selbst wahrgenommenen kognitiven Leistungen zeigt, wie wichtig die Bewältigung von Depression und Angst sind, um den Patientinnen einen selbstständigen Alltag in der Krankheitsphase zu ermöglichen.
  • Thanks to effective early diagnosis methods and innovative therapies, the survival rates among cancer patients have increased steadily over the past decades. This makes it even more important to investigate the vast amount of side effects of cancer itself and the administered therapies to support patients sufficiently in their coping with everyday life. Over the past years several studies could find evidence that cognitive deficits among breast cancer patients do not only occur after a systemic treatment but already shortly after the diagnosis. This study investigated if breast cancer patients are affected by cognitive decline already before receiving systemic chemotherapy. The study focused on attention and concentration as prior studies found these functions to be among the most affected in this context. It was assumed that both subjective and objective attention skills would be impaired in breast cancer patients compared with healthy controls. Furthermore, a negative correlation was expected between attention skills and anxiety and depression scores. To test these hypotheses 20 women who had been newly diagnosed with breast cancer were compared with 20 healthy female controls. After gathering demographic and medical information all the women conducted a short intelligence test and afterwards different tests that assessed objective attention and memory performance of the participants. Some of them were dealt with on paper, some were computerized. Subsequently the women filled out several questionnaires measuring quality of life, selfreported attention and memory deficits and symptoms of anxiety and depression. As expected, patients showed some deficits in their objective cognitive performance compared with healthy controls. Patients also reported poorer subjective cognitive performance. No significant associations were found either between objective performance and anxiety and depression scores, nor between objective and subjective results regarding concentration and attention performance. Examining the whole group of participants showed a significant correlation between subjective cognitive performance and anxiety and depression scores. The present work widely confirms prior studies. Regarding objective test results, findings in the recent literature have been inconsistent. The present results suggest that women newly diagnosed with breast cancer might experience cognitive decline even prior to any systemic treatment, however those deficits might be relatively mild. The absence of a relationship between objective and subjective cognitive results was also consistent with recent studies. The correlation between psychological distress and self-reported cognitive deficits shows how important it is to reduce anxiety and depression to enable the cancer patients to lead an independent everyday life.

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Metadaten
Author:Isa Rüschel
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-550995
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Jochen KaiserORCiDGND, Christine SolbachORCiDGND
Advisor:Jochen Kaiser
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2020/06/29
Year of first Publication:2019
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2020/05/19
Release Date:2020/07/03
Page Number:86
HeBIS-PPN:466282435
Institutes:Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht