Bestimmung der Monozytenaktivität in der Akutphase polytraumatisierter Patienten und Korrelation mit dem klinischen Verlauf

Determination of monocyte activity in polytraumatic patients and correlation with clinical outcome

  • Nach schwerem Trauma wird häufig eine immunologische Dysregulation beobachtet, die durch das Vorliegen einer überschießenden Inflammationsreaktion bei gleichzeitig bestehender Immunsuppression gekennzeichnet ist. Diese inadäquate Immunreaktion wird für das Auftreten posttraumatischer Komplikationen wie Systemic Inflammatory Response Syndrome (SIRS), Sepsis oder Multiorganversagen mitverantwortlich gemacht. Eine entscheidende Rolle bei den posttraumatisch ablaufenden immunologischen Vorgängen scheint dabei den Monozyten als Teil des unspezifischen Immunsystems zuzukommen. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung der Monozytenaktivität nach Trauma unterschiedlicher Ausprägung und Schwere sowie ihre Korrelation mit an der posttraumatischen immunologischen Dysregulation potentiell beteiligten Mediatoren wie Interleukin-6 und Interleukin-10. Im Rahmen dieser 12-monatigen prospektiven klinischen Studie wurde von insgesamt 57 Patienten bei Eintreffen im Schockraum sowie an fünf Folgetagen Vollblut abgenommen. Bei 18 ausgewählten Patienten erfolgten weitere Blutentnahmen bis Tag 14. Die Patienten wurden nach Verletzungsschwere mittels Injury Severity Score (ISS) in fünf Gruppen eingeteilt und einer Kontrollgruppe gegenübergestellt. Die Blutproben wurden zunächst für 24 Stunden mit bakteriellem Lipopolysaccharid (LPS) inkubiert. Schließlich erfolgte aus den gewonnenen Proben mittels ELISA die Messung der Konzentration von Interleukin-1β als Surrogatparameter für die Aktivierbarkeit der Monozyten. Des Weiteren erfolgte die Bestimmung der Konzentrationen von Interleukin-6, Interleukin-10 und CRP im Patientenserum. Die Monozytenaktivität war bereits bei leicht verletzten Patienten mit einem ISS von eins bis acht Punkten signifikant gegenüber der Kontrollgruppe supprimiert. Diese Suppression setzte sich mit steigender Verletzungsschwere signifikant fort. Des Weiteren zeigte sich bereits bei Eintreffen der Patienten im Schockraum in allen Gruppen eine signifikante Suppression der stimulierten monozytären IL-1β-Produktion gegenüber der Kontrollgruppe. In der Gruppe der Leichtverletzten erreichte die IL-1β-Konzentration im Überstand bereits am zweiten Tag nach Trauma wieder die Werte gesunder Probanden, während in Gruppe II an Tag fünf, in Gruppe IV und V erst an Tag sechs ein partieller, nicht signifikanter Anstieg der Werte beobachtet werden konnte. Der Vergleich zwischen männlichen und weiblichen Patienten zeigte eine signifikante Suppression der stimulierten IL-1β-Produktion im weiblichen Kollektiv. Der Vergleich von Patienten mit posttraumatischer Entwicklung eines SIRS und Patienten ohne SIRS-Nachweis zeigte in der SIRS-Gruppe eine signifikante Reduktion der Monozytenaktivität, wobei die SIRS-Patienten im Durchschnitt allerdings auch schwerer verletzt waren. Der Vergleich der stimulierten Monozytenaktivität mit den Serumkonzentrationen von IL-6 und IL-10 zeigte für IL-6 einen der stimulierten IL-1β-Produktion entgegen- gesetzten, signifikanten Konzentrationsanstieg in Abhängigkeit von der Verletzungsschwere. Die Serumkonzentrationen von IL-10 waren erst bei Schwerstverletzten mit einem ISS ≥ 25 Punkten signifikant erhöht. Die Untersuchung der CRP-Serumkonzentration in Abhängigkeit von der Verletzungsschwere zeigte von Gruppe I bis III einen signifikanten Anstieg. Ab einem ISS von ≥ 16 Punkten war jedoch keine signifikante Konzentrationserhöhung des Serum-CRP mehr zu verzeichnen. Die vorliegende Studie zeigt, dass es bereits bei leichten Verletzungen zu einer Suppression des unspezifischen Immunsystems und hierbei insbesondere der Monozytenaktivität kommt. Diese Immunsuppression lässt sich bereits kurz nach dem Trauma, bei Eintreffen in der Klinik, nachweisen. Die Ursache für die wider Erwarten deutliche Reduktion der Monozytenaktivität bei weiblichen gegenüber männlichen Patienten konnte nicht geklärt werden. Eine mögliche Ursache könnte das fortgeschrittene, postmenopausale Alter zahlreicher Patientinnen sein. Aufgrund seiner geringer ausgeprägten Korrelation mit der Verletzungsschwere erwies sich die Serumkonzentration von CRP im Vergleich mit der stimulierten IL-1β-Produktion und der IL-6-Serumkonzentration als der für diese Untersuchung weniger geeignete Parameter.
  • The dysfunction of cells of the innate immune system is expected to be an important reason for organ dysfunction in patients with severe trauma. However, data on monocytic function in a mixed trauma population including slightly injured patients is limited. Accordingly, we studied monocyte activity after trauma depending on the severity of injury. Additionally we correlated the results with serum concentrations of Interleukin-6 and Interleukin-10, two other cytokines of great importance in the development of immune dysfunction after severe trauma. During this prospective clinical study with a duration of 12 months, fresh blood from 57 patients admitted via our emergency room was obtained on admission, followed by daily blood samples over five days. From 18 patients fresh blood was obtained over 14 days. The monocyte activity was assessed using whole blood stimulation with LPS [10&#956;g/ml]. As surrogate of monocyte activity the IL-1&#946;-concentration in the supernatant was measured using ELISA-technique (LPS-response). Based on the injury severity score (ISS) the patients were allocated to 5 subgroups. Finally the results were compared with a control group consisting of healthy individuals. The Wilcoxon-test was used for statistical evaluation. The results were presented as mean +/- SEM. A p-value less than 0.05 was considered significant. Already on admission, the monocyte activity was rapidly and significantly reduced depending on the increase of injury severity. Even slightly injured persons showed a significant suppression of the LPS-response on admission compared to healthy volunteers. The recovery of the monocyte activity also depends on the injury severity. Whereas the LPS-response of slightly injured patients (ISS<9) reached the values of healthy volunteers on the second day after trauma, the monocytic activity was still reduced in the groups with more severe injuries. A significant recovery of the LPS-response was observed on day five in group II. In patients with ISS&#8805;25 (group IV and V) partial recovery of monocyte function evolved 6 days after admission. Male patients show significantly higher monocyte activity than female patients, independent from ISS. Moreover, the incidence of abdominal injuries lead to a significant decrease of the monocytic LPS-response. In patients with SIRS the LPS-response was significantly reduced compared to those without SIRS, maybe due to increased injury severity in the SIRS-group. Comparison of severely injured but surviving patients with non-survivors no significant difference was found. Serum concentrations of IL-6 increased significantly depending on injury severity in all groups, whereas IL-10 levels where elevated significantly only in severely injured patients with an ISS &#8805; 25. In contrast, serum concentrations of CRP were increased significantly from group I to III, but not in group IV and V. The present study provides evidence that posttraumatic monocyte activity strongly depends on injury severity. Even mild trauma substantially impairs LPS-induced monocytic IL-1&#946;-production. Female gender enhances suppression of the LPS-response, and the recovery of monocyte function strongly depends on the degree of injury. Further study is warranted to elucidate if neurohumoral factors with release of adrenalin and endogenous glucocorticoids play a role in the changes seen after mild injury and to check whether sex hormones play a role in the differences of monocyte activity between males and females.

Export metadata

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Thomas Thümmel
URN:urn:nbn:de:hebis:30-54450
Referee:Felix WalcherGND, Thomas J. VoglORCiDGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2008/04/18
Year of first Publication:2007
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2008/03/03
Release Date:2008/04/18
Tag:immunosuppresion; inflammation; interleukins; monocyte activity; multiple trauma
GND Keyword:Monozyt; Polytrauma; Immunsuppression; Interleukine
Page Number:89
HeBIS-PPN:197910823
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht