The search result changed since you submitted your search request. Documents might be displayed in a different sort order.
  • search hit 11 of 3224
Back to Result List

Die Arbeitsgedächtniskapazität bei Patienten mit bipolarer affektiver Störung

  • Ein intaktes Arbeitsgedächtnis ermöglicht es, Informationen, z.B. visuellen oder auditorischen Ursprungs temporär zu speichern, zu manipulieren und weiterzuverarbeiten. Es bildet die Grundlage zum Lernen, zum Begreifen und zum Verstehen von Sprache und somit die Grundlage zum tagtäglichen Funktionieren. Beeinträchtigungen des Arbeitsgedächtnisses sind mit schlechten (Arbeits-) Leistungen, eingeschränkter zwischenmenschlicher Kommunikation, niedrigerem gesellschaftlichem Funktionsniveau und Arbeitslosigkeit vergesellschaftet und somit folgenschwer. Psychiatrische Erkrankungen aus dem schizophrenen Spektrum, die unipolare Depression oder das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) gehen gehäuft mit kognitiven Beeinträchtigungen einher. Auch die bipolare affektive Störung zählt zu den psychiatrischen Erkrankungen, die mit kognitiver Beeinträchtigung assoziiert ist. Das Ziel der Studie war es, darzustellen, dass kognitive Einschränkungen von Patienten, die an einer bipolaren affektiven Störung leiden, unter den exekutiven Funktionen insbesondere das Arbeitsgedächtnis betreffen und diese auch in euthymer Stimmungslage zu erfassen sind. Hierzu wurde mittels einer Aufgabe zur Farbveränderung vier verschiedener Kreise, die um ein zentral platziertes, schwarzes Kreuz angeordnet waren, das visuelle Arbeitsgedächtnis anhand der Merkfähigkeit der Patienten, deren euthyme Stimmungslage mit den Ratingskalen MADRS und YMRS bestätigt wurde, im Vergleich zu einer Gruppe gesunder Kontrollprobanden, die mit der Patientengruppe in den Faktoren Alter, Geschlechterverteilung, prämorbide Intelligenz, Schulbildung und Händigkeit vergleichbar war, überprüft. Anhand der erzielten Ergebnisse wurde die Arbeitsgedächtniskapazität K nach Pashler bestimmt. Es ergab sich eine bei mittlerer Effektstärke signifikant geringere Arbeitsgedächtniskapazität in der Gruppe der remittierten Patienten mit bipolarer affektiver Störung im Vergleich zur Kontrollgruppe gesunder Probanden. Ein Einfluss der zum Zeitpunkt der Testung in der Patientengruppe angewandten Psychopharmaka auf die Arbeitsgedächtniskapazität konnte ausgeschlossen werden, sodass die ermittelten Defizite nicht als eine Form von Medikamentennebenwirkungen erklärt werden konnten. Interessanterweise betrug die mediane Erkrankungsdauer in der Patientengruppe drei Jahre, sodass davon auszugehen ist, dass die Ausprägung von Defiziten des Arbeitsgedächtnisses keinen langen Krankheitsverlauf bedingt, sondern bereits zu Beginn der Erkrankung vorhanden sein könnte. Somit konnte die Studie darlegen, dass kognitive Defizite, insbesondere Störungen des Arbeitsgedächtnisses mit daraus resultierender signifikant erniedrigter Arbeitsgedächtniskapazität, bei Patienten mit bipolarer affektiver Störung in euthymer Stimmungslage bereits zu einem frühen Zeitpunkt des Krankheitsverlaufs bestehen, die eine Folge der Erkrankung selbst sind und keine Nebenwirkung von psychopharmazeutischer Medikation darstellen. Den Grund für das Auftreten kognitiver Defizite bei Patienten mit bipolarer affektiver Störung liefert diese Studie nicht, sie impliziert dennoch, dass das Verständnis und die Berücksichtigung kognitiver Störungen bei der bipolaren affektiven Störung zukünftig ein wichtiges Therapieziel darstellen sollte um das funktionelle Outcome von Patienten, die an dieser Störung leiden, entscheidend zu verbessern und somit eine Teilnahme am tagtäglichen Funktionieren weiterhin ermöglicht wird. In die Zukunft blickend sollten unsere Ergebnisse mithilfe weiterer Untersuchungen validiert werden, insbesondere in Bezug auf genetische Komponenten, die die Arbeitsgedächtniskapazität regulieren. Es sollten Faktoren identifiziert werden, die eine reduzierte Arbeitsgedächtniskapazität bei Patienten mit bipolarer affektiver Störung bedingen. Die vorliegende Studie beantwortet nämlich nicht die Frage, wie genetische Faktoren und Umweltfaktoren die Arbeitsgedächtniskapazität auf kognitiver und neurophysiologischer Ebene beeinflussen könnten. Angesichts der erwähnten Relevanz eines intakten Arbeitsgedächtnisses für die Funktionsfähigkeit der Patienten sollten zukünftige Studien prüfen, ob prokognitive Interventionen wie die kognitive Remediation oder sogar medikamentöse Therapieoptionen diese Defizite verbessern könnten.
  • Working memory makes it possible to temporarily store, to manipulate and further to process information of visual or auditory origin. Working memory forms the basis for learning, grasping and understanding language and thus it is necessary for everyday functioning. Working memory impairment is associated with poor work performance, restricted interpersonal communication, a lower level of social functioning and unemployment and thus working memory impairment has serious consequences. Psychiatric illnesses such as schizophrenia, unipolar depression or attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) are often associated with cognitive impairments. Bipolar affective disorder is also among those psychiatric illnesses that are associated with cognitive impairment. The aim of this study was to show that cognitive impairment in patients suffering from bipolar affective disorder affect executive functions and in particular working memory and that these impairments can also be recorded during euthymia. For this purpose, patients with bipolar affective disorder and a group of healthy volunteers completed a visual canonical color change detection task. Euthymia was confirmed using MADRS and YMRS. The groups were comparable in terms of age, gender, premorbid intelligence, education and handedness. Working memory capacity was estimated by calculating Pashler’s K. We observed a significant reduction in working memory capacity in patients with bipolar disorder compared to healthy controls with a medium effect size. An influence of psychotropic drugs used in the patient group at the time of testing could be ruled out, so that the identified deficits could not be explained as a form of drug side effects. Interestingly, the median duration of the illness in the patient group was three years, so it can be assumed that the manifestation of deficits in working memory does not result from a long duration of illness, but could already be present at the beginning of the illness. Our results indicate a reduced working memory capacity in patients with bipolar disorder, even during euthymia, and that it already exists at an early stage of the disease, which is a consequence of the disease itself and not a side effect of psychopharmaceutical medication. This study does not provide the reason for the occurrence of cognitive deficits in patients with bipolar affective disorder; it nevertheless implies that understanding and taking into account that cognitive disorders in bipolar affective disorders should be an important therapeutic target in the future in order to assess the functional outcome of patients, who suffer from this disorder, to improve significantly and thus to continue to participate in everyday functioning.

Download full text files

Export metadata

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Tobias LehmannGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-844419
DOI:https://doi.org/10.21248/gups.84441
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Andreas ReifORCiDGND, Johannes PantelORCiDGND
Advisor:Johannes Pantel, Robert Arthur Bittner
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2024/04/25
Year of first Publication:2023
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2024/04/24
Release Date:2024/04/25
Page Number:117
HeBIS-PPN:51752502X
Institutes:Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht