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[Rezension zu:] Arne Karsten. Jagd nach dem roten Hut: Kardinalskarrieren im barocken Rom. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004. 304 S. gebunden, ISBN 978-3-525-36277-8

  • Das hier zu besprechende Buch könnte durchaus im Regal der Ratgeberliteratur stehen, wo es von einem klugen Buchhändler unter Titeln wie "Easy self-business" oder "Einmaleins des modernen Karrieremanagement" eingeordnet wurde. Dabei handelt der Band gar nicht von den Schremps, McKinseys oder Kerrys unserer Tage. Seine Helden gehörten stattdessen allesamt dem vornehmsten Gremium der heiligen römisch-katholischen Kirche an, waren erfolgreich bei ihrer "Jagd nach dem roten Hut", sind einmal im Zeitraum zwischen 1500 und 1800 von Päpsten zu Kardinälen kreiert worden. Durch die Art und Weise jedoch, wie in diesem Sammelband ein gutes Dutzend purpurrote Kurienkarrieren aus dem Zeitalter des Barock nachgezeichnet werden, treten soziale Muster und Gesetzmäßigkeiten, persönliche ‚hard‘ und ‚soft skills‘ zutage, von denen man einige für verblüffend aktuell halten mag – Faktoren und Fähigkeiten, die auch heute noch nach oben befördern, und dies längst nicht nur auf Kirchentreppen. Ein solcher Befund könnte im allzu seriösen Geschichtswissenschaftler den Verdacht schüren, hier handle es sich um triviale Rückprojektionen einer viel späteren Zeit in doch so ganz andere geschichtliche Epochen hinein. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall. Denn die Wahrnehmung historischer Alterität wird in der Einführung des Herausgebers als geradezu konstitutiv für das angewandte historiographische Konzept erklärt: Ihr hohes Credo der Unterhaltsamkeit ("Wir wollen den Leser über das Leben in der Vergangenheit informieren und ihm dabei die Beschäftigung mit dieser Vergangenheit so leicht, so angenehm, so unterhaltsam wie möglich machen", S. 7) können die Autoren erklärtermaßen nämlich nur dann erfüllen, wenn sie das "Spannungsverhältnis zwischen Vergangenheit und Gegenwart" (S. 8) wirklich herausarbeiten, also die historisch fernen Wertesysteme, Etiketten und Rahmenbedingungen aus ihrer Zeit heraus zu verstehen suchen und in ihrer ganzen Gegenwartsdifferenz auch deutlich machen. Dass am Ende dem heutigen Leser dann doch so vieles bekannt und karrieretechnisch immer noch brauchbar erscheint, spricht nicht allein – aber auch – für katholisch-konfessionskulturelle Genialität im Umgang mit anthropologischen Konstanten. Jedenfalls mag das durchweg herzerfrischend geschriebene Buch aufgrund einer solchen Aktualität seinen Weg nicht nur auf die Schreibtische der gelangweilten Zunft, sondern auch auf die Nachttische der schlaflosen Aufsteiger von heute finden! ...

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Metadaten
Verfasserangaben:Günther WassilowskyGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-545111
URL:https://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=19126
ISSN:2196-5307
ISSN:1538-0661
Titel des übergeordneten Werkes (Englisch):H-net reviews
Verlag:Michigan State University Department of History
Verlagsort:East Lansing, Mich.
Sonstige beteiligte Person(en):Birgit Emich, Lars Behrisch
Dokumentart:Rezension
Sprache:Deutsch
Jahr der Fertigstellung:2004
Datum der Erstveröffentlichung:28.09.2004
Veröffentlichende Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Datum der Freischaltung:08.04.2020
Ausgabe / Heft:September 2004
Seitenzahl:4
Erste Seite:1
Letzte Seite:4
Bemerkung:
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.
Bemerkung:
Zuerst erschienen in: H-Soz-Kult, 28.09.2004
HeBIS-PPN:464004896
Institute:Philosophie und Geschichtswissenschaften / Geschichtswissenschaften
DDC-Klassifikation:9 Geschichte und Geografie / 94 Geschichte Europas / 940 Geschichte Europas
Lizenz (Deutsch):License LogoCreative Commons - Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung 3.0