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Von der Hintergehbarkeit der Sprache (und der Erlanger Schule)

  • Für die These von der Priorität der Sprache gegenüber dem Denken ist in der deutschen Philosophie das Schlagwort von der Nichthintergehbarkeit der Sprache geprägt worden. Danach gibt es kein kognitives Bewußtsein, das nicht sprachlich strukturiert ist. Der auf Humboldt und Weisgerber zurückgreifenden Ansicht Karl-Otto Apels, daß die jeweilige Muttersprache als ein Apriori der Weltanschauung fungiert, hält die Erlanger Schule entgegen, daß nur das Sprachvermögen als solches, nicht die einzelne Umgangssprache unhintergehbar ist. Das Sprachvermögen wird dabei als intersubjektiv verläßliches Unterscheidungsvermögen und als Fähigkeit zur Prädikation expliziert. Wider die Erlanger Konzeption wird auf perzeptiven Unterscheidungen insistiert, die sich im Verhalten des Wahrnehmenden am zuverlässigsten äußern und die nachweislich sprachlichen Erfassungen der Erfahrungswelt vorangehen, sowie auf der genetisch wie struktural belegbaren Priorität von nichtprädikativen sprachlicllen Äußerungen (Vokativ, Ipnerativ, Modifikation) gegenüber eigentlich prädikativen Äußerungen. Auch der für die Erlanger so fundamentale Dialog entpuppt sich bei einer genetischen Analyse als ein mehrstufiges, in vorangehenden sprachlichen Formen fundiertes Phänomen. Zum Verhältnis von Sprache und Erkenntnis wird in Auswertung von vergessen gegangenen Ansätzen bei Locke und Leibniz eine Kompromiß-These vorgelegt. Relativ einfache Phänomene lassen sich sprachlos erfassen und gliedern, komplexere 'Gedankengänge ' sind sprachlich (semiotisch) vermittelt und entsprechend (von einem Grundstock universaler Gesetzmäßigkeiten abgesehen) auch je nach Sprachsystem anders determiniert. Bezüglich der vorsprachlichen Unterscheidungen lassen sich eine pragmatische Position, nach der jede Unterscheidung kontextbedingt ist, und eine eigentlich kognitive Position, nach der aus strukturalen Gründen nicht alle Unterscheidungsmöglichkeiten gleichwertig sind, auseinanderhalten. Für die zweite Position wird Seilers (1976) Hierarchie der möglichen Determinatoren eines Nomens angeführt. Orientieren sich konstruktivistisch-logische Theorien der Sprache primär am Kriterium der Einfachheit, so rekonstruktivistisch-phänomenologische Theorien am Kriterium der psychologischen Adäquatheit (gegenüber dem tatsächlichen Kode von Sprecher und Hörer); indem sie ohylo-, onto- und aktualgenetische Daten des Sprachprozesses von vorneherein mit in Betracht ziehen.

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Metadaten
Verfasserangaben:Elmar Holenstein
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-251297
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Kölner Universalienprojekt: Arbeiten des Kölner Universalien-Projekts ; Nr. 32
Schriftenreihe (Bandnummer):Arbeiten des Kölner Universalien-Projekts : akup (32)
Verlag:Allgemeine Sprachwissenschaft, Institut für Linguistik, Universität zu Köln
Verlagsort:Köln
Dokumentart:Arbeitspapier
Sprache:Deutsch
Jahr der Fertigstellung:1978
Jahr der Erstveröffentlichung:1978
Veröffentlichende Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Datum der Freischaltung:14.08.2012
GND-Schlagwort:Sprachphilosophie; Erkenntnistheorie; Kognitive Linguistik
Seitenzahl:59
HeBIS-PPN:349586373
DDC-Klassifikation:4 Sprache / 41 Linguistik / 410 Linguistik
Sammlungen:Linguistik
Linguistik-Klassifikation:Linguistik-Klassifikation: Sprachtheorie / Theory of language
Linguistik-Klassifikation: Sprachphilosophie / Philosophy of language
Linguistik-Klassifikation: Semiotik / Semiotics
Lizenz (Deutsch):License LogoDeutsches Urheberrecht