E-Learning in der dermatologischen Lehre : eine retrospektive Auswertung

  • Hintergrund und Fragestellung Die dermatologische Ausbildung von Studierenden an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main wird seit dem Wintersemester 2002/2003 durch ein teilweise verpflichtendes Onlineangebot ergänzt. Wichtigster Bestandteil der Onlinelehre ist die verpflichtende Bearbeitung von virtuellen Patientenfällen. Durch die Bearbeitung soll die Vorgehensweise der Patientenbehandlung (Anamnese erheben → dermatologischen Befund beschreiben→ Diagnose erstellen → Therapieplan erarbeiten) simuliert und trainiert werden. Ziel der Untersuchungen Die vorliegende Promotion geht der Frage nach, wie das in die Präsenzlehre integrierte Onlineangebot genutzt wurde und wie die Qualität der Bearbeitung zu bewerten ist. Zusätzlich wurde die Akzeptanz der Onlinelehre in Form von Evaluationen hinterfragt. Die ausgewerteten elektronischen Benutzerprotokolle (Log-Files) und Evaluationsergebnisse dienten der Überarbeitung des Onlineangebots zum Wintersemester 2006/2007. Zusätzlich wurden die Ergebnisse der für das Wintersemester 2006/2007 geänderten Inhalte untersucht und bewertet. Material und Methode Die durch die Nutzung des Onlineangebots automatisch aufgezeichneten elektronischen Benutzerprotokolle (Log-Files) wurden retrospektiv ausgewertet. Dabei wurden die Nutzungsdaten von 805 Studierenden, die das Onlineangebot nur mittels eines individuellen Passworts nutzen konnten, untersucht. Es erfolgte keine personalisierte Auswertung. Die Datenerhebung erfolgte ab dem Wintersemester 2002/2003. Ausgewertet wurden die Nutzungsdaten folgender Wintersemester: 2003/2004, 2004/2005, 2005/2006, 2006/2007. Weiterhin wurden die Evaluationsergebnisse der Onlineevaluationen, die im Anschluss an folgende Wintersemester erfolgte: 2003/2004, 2004/2005, 2005/2006 analysiert. Zudem fand eine persönliche Befragung von 10 Studierenden bezüglich des Onlineangebots im Sommersemester 2006 statt. Ergebnisse * Anzahl der Fallbearbeitungen Durchschnittliche bearbeitete jeder Kursteilnehmer 4,4 virtuelle Patientenfälle. Somit wurden 10 % aller Partienfälle freiwillig bearbeitet. Dabei fand die Fallbearbeitung vorzugsweise einen Tag vor der Freischaltung des nächsten Patientenfalls statt. * Durchschnittliche Bearbeitungszeit Die Auswertungen ergaben, dass die Bearbeitungszeit eines virtuellen Patientenfalls von der Anzahl der Einsendeabfragen und der Fallpositionierung bei der Präsentation abhängig ist. Dabei beträgt die Fragenbearbeitungszeit des jeweils erstpositionierten Patientenfalls ca. 6 Minuten und vermindert sich auf ca. 3 Minuten beim letztpositionierten Patientenfall. * Die inhaltliche Auswertung der Onlinefälle Die inhaltliche Auswertung der virtuellen Patientenfälle und die Ergebnisse der Fallevaluationen zeigten einen Optimierungsbedarf hinsichtlich der Fragestellung einzelner Fragen. Daher wurden 13 der insgesamt 49 Fallfragen zum Wintersemester 2006/2007 überarbeitet (26,5 %). Die Überarbeitung führte im Wintersemester 2006/2007 bei 9 Fragen zu signifikant höheren Ergebnissen. Bei 4 Fragen, die „Transferleistungen“ erforderten, kam es zu keiner signifikanten Verbesserung der Ergebnisse. Die Freitext-Fragen der virtuellen Patientenfälle wurden auch ohne konkrete elektronische Korrektur ernst genommen und so gut wie möglich von 99,4 % der Studierenden beantwortet. Dieses Ergebnis zeigte, dass die Selbstkorrektur im Anschluss an die Fragenbearbeitung ausreichend war. Zudem wurde deutlich, dass der Präsentationszeitpunkt eines virtuellen Patientenfalls keinen Einfluss auf die durchschnittlichen Gesamtergebnisse hatte. * Befundbeschreibungsergebnisse Bezüglich der Befundbeschreibungen zeigten sich grundsätzlich drei Probleme: 1. Die Befundbeschreibungen waren nicht vollständig 2. Es zeigten sich Defizite bei der Benennung der richtigen Effloreszenz 3. Die Bedeutung des Übungsbereichs „Befundbeschreibungen“ wurde nicht erkannt * Evaluationsergebnisse des Onlineangebots Die Evaluationsergebnisse ergaben eine positive Bewertung des Onlineangebots durch die Studierenden, obwohl das Onlineangebot teilweise verpflichtend war. Dabei gaben ca. 90 % der Studierenden an, durch die Bearbeitung der Onlinefälle, einen Lerneffekt erzielt zu haben. Auch das Verhältnis zwischen Präsenzveranstaltung und Onlineunterricht wurde von ca. 90% der Studierenden positiv bewertet. Zudem bezeichneten ca. 80 % der Studierenden die Verzahnung der Onlinelehre („Hausaufgaben“) mit der Präsenzlehre („interaktive Vorlesung“) als motivationsfördernd. Schlussfolgerungen Integrierte verpflichtende Online-Angebote mit sinnvoll auf die Präsenzlehre abgestimmten Inhalten (Blended-Learning) werden gut bewertet. Ebenfalls gut bewertete, singuläre freiwillige Online-Angebote werden dagegen nur vereinzelt genutzt. Wichtige Inhalte sollten "Online" zu Kursbeginn angeboten werden, da die Bearbeitungszeit im Laufe des Semesters sinkt. Die Positionierung der Online-Elemente vor die Präsenzlehre erhöht die Bearbeitungszeit und verbessert die Gesamtergebnisse. Durch Umformulierung ließen sich die Ergebnisse bei 9 Fragen signifikant verbessern. Das vorhandene Lehrangebot konnte die Fähigkeiten der Studierenden zur Befundbeschreibung nicht verbessern. Evaluationen wie diese können damit Schwachstellen vorhandener Lehrangebote identifizieren und dabei helfen, diese zu optimieren.
  • Background Since winter term 2002/2003 the dermatology education at the Johann Wolfgang Goethe-University in Frankfurt am Main is expanded by a partly obligate e-learning offer. Most important component of the e-learning offer is the therapy of virtual case-based patients. The online-processing of the virtual case-based patients simulates the procedure of dermatology treatment (anamnesis → skin examination → diagnostics → therapy). Objective Goal of the present thesis was to examine how the e-learning offer was used. In addition the acceptance of the e-learning offer was evaluated. The findings of the analysed log-files and the results of the evaluation were used to improve the e-learning offer for the winter term 2006/2007. Also after the winter term 2006/2007 the modified contents of the e-learning offer were analysed and compared to the former results. Material and Method The automatically recorded log-files of the students actions were retrospectively evaluated. Thereby log-file data of 805 medical students, who used the e-learning offer with individual passwords, were analysed. The log-files were recorded since winter term 2002/2003. For the present thesis the following winter terms were investigated: 2003/2004, 2004/2005, 2005/2006, 2006/2007. Furthermore the results of the online evaluation which follows at the end of these winter terms: 2003/2004, 2004/2005, 2005/2006 were analysed. In addition 10 medical students were interviewed about the online offer after the summer term 2006. Results * Numbers of complete finished authentic computerised cases Every course participant in average finished 4.4 computerised cases. Consequently 10 % of all virtual cases were finished unsolicited. The virtual cases were preferentially processed at the last day of availability. * The average handling time The analysis showed that the handling time of the virtual cases depends on the numbers of questions and on the sequence of presentation during the term. Log files revealed that the average question handling time of the first positioned virtual case is about 6 minutes and decreases to about 3 minutes at the last positioned virtual case. * The qualitative analysis of the interactive responses The qualitative analysis of the student’s answers and the results of the online evaluation showed the necessity to optimise the questions of the virtual cases. Therefore 13 of 49 (26.5 %) questions were varied to the winter term 2006/2007. 9 of the 13 modified questions resulted in a significant improved answer quality in winter term 2006/2007. The residual 4 questions were questions in which mental transfer was required. In these questions modifications of the questions didn’t lead to improved answer qualities. The students answers showed that the interactive questions were seriously answered from 99.4 % of the students. This result shows that the automatic self-correction which was displayed after questionprocessing were adequate. Furthermore the point of presentation of the virtual case within a term did not affect the quality of the answers. * Results of skin examination The results of skin examinations showed basically 3 problems: 1. The skin examinations were not complete 2. The students had deficits to denominate the right efflorescences 3. The importance of the unsolicited skin examination exercises was not recognised * Evaluation of the online offer The results of the online evaluation show a positive assessment by the students although the online offer was partly obligate. 90 % of the students declared to have learned a lot about skin disease by processing the online offer. Also 90 % of the students rated the ratio between face to face teaching and online teaching positively. Furthermore 80 % of the students declared that the combination of face to face teaching and online teaching increases their motivation. Conclusions Integrated obligate online offers with useful contents adjusted to the face to face teaching (blended learning) were rated positively by the students. Single voluntary online offers were used only partly. Virtual cases with important content should be presented at the beginning of the term, due to the decreasing processing time in the course of the term. The positioning of the online elements before the face to face teaching increases the processing time and improves the results of the virtual cases. Modifying the questions lead to significant improved results in 9 questions. Furthermore the present teaching offers could not improve the ability for skin examination. Evaluations like this can help to detect deficits of teaching and can help to optimise it.

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Metadaten
Author:Patrick Albano
URN:urn:nbn:de:hebis:30-53754
Referee:Falk R. Ochsedorf, Robert Alexander SaderORCiDGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2008/03/20
Year of first Publication:2007
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2007/12/20
Release Date:2008/03/20
Page Number:136
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:313804982
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
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