Störfaktor Krankheit : warum der rückläufige Krankenstand das falsche Signal für betriebliche Gesundheitspolitik ist
- Wenn öffentlich über Arbeit und Gesundheit diskutiert wird, geht es meist um Fehlzeiten und Krankenstände. Inzwischen hat der Krankenstand mit 3,3 Prozent einen historischen Tiefststand erreicht. Hierfür werden unterschiedliche Erklärungen angeführt: Neben medizinischen Fortschritten und Verbesserungen im Bereich von Ergonomie, Gesundheitsschutz und Prävention wird darauf hingewiesen, dass ältere Beschäftigte vor Erreichen der Altersruhegrenze ausscheiden und sich Deutschland auf dem Übergang von einer Produktions-zu einer Dienstleistungsökonomie befindet. Inzwischen wächst zwar zögerlich, aber doch in einigen Unternehmen die Erkenntnis, dass eine forcierte Senkung des nominellen Krankenstands zu steigenden Grenzkosten führt: Für jeden weiteren Rückgang auch nur um einen Zehntel-Prozent-Punkt fallen einerseits steigende Kontrollund Sanktionskosten an, während sich andererseits ein belastetes Betriebsklima negativ auf die Motivation der Mitarbeiter auswirkt. Wenn ein Arbeitnehmer zwar physisch präsent, krankheitsbedingt aber nicht voll einsatzfähig ist und möglicherweise auch noch Kollegen ansteckt, dann erweist sich die einseitige Ausrichtung an den Fehlzeiten nicht nur gesundheitspolitisch, sondern auch betriebswirtschaftlich als verkürzt. ...