Einfluss der Leichenliegezeit auf Biomechanik und Zellzahl von humanem Perikard

  • Humanes Perikard kann in vielen chirurgischen Bereichen zu Transplantationszwecken genutzt werden, da keine Abstoßungsreaktion beim Empfänger erfolgt und das Gewebe durch funktionelles, körpereigenes Gewebe ersetzt wird. Die Entnahme humanen Gewebes wird durch das „Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen und Geweben (Transplantationsgesetz – TPG)“ und Richtlinien der European Association of Tissue Banks (EATB) geregelt. Von der EATB wurde ein Intervall von 24h nach dem Tod zur Entnahme menschlicher Gewebe festgelegt. Dieses Intervall verkürzt sich auf 12 Stunden, falls die Leiche nicht innerhalb von 4 bis 6 Stunden postmortal gekühlt wird. In der vorliegenden Arbeit wurden humane Perikardproben mit einer Zugfestigkeitsprüfmaschine bis zum Zerreißen gedehnt. Gemessen wurden die Maximalkraft beim Reißen der Probe und die prozentuale Dehnung bei einer Krafteinwirkung von 10 N. Die Ergebnisse zeigen keinen signifikanten Einfluss der Leichenliegezeit auf die biomechanischen Eigenschaften des Perikards. Die Probendicke, das Lebensalter und das Geschlecht zeigten signifikante Einflüsse auf die Reißfestigkeit des Perikards. Die höchste Reißfestigkeit konnte bei dicken Proben, bei einem jungen Alter der Verstorbenen und dem männlichen Geschlecht gemessen werden. Unter mechanischen Aspekten gibt es keine Bedenken das Intervall von 24 Stunden zu verlängern. Eine Verlängerung der Entnahmefrist würde die Anzahl potentieller Spender erhöhen und somit das Angebot humaner Gewebetransplantate steigern. Weiter wurde der Anteil vitaler Zellen in den Perikardproben mit dem Cytotoxicity detection Kit der Fa. Roche bestimmt. Hierbei wird das Gewebe in Phosphatpuffer aufgenommen und die Aktivität der Laktatdehydrogenase (LDH) im Überstand ermittelt. Durch die Bestimmung der LDH- Aktivität vor und nach Zugabe eines Zellmembranlysierenden Detergens konnte auf den Anteil vitaler Zellen einer Probe indirekt geschlossen werden. Es zeigte sich eine gute Korrelation der Leichenliegezeit mit der Anzahl vitaler Zellen im Perikard. Diese Methode könnte man zur Bestimmung der Leichenliegezeit nützen. Man hätte damit in der Rechtsmedizin ein einfaches Instrument zur Bestimmung mittlerer und längerer Leichenliegezeiten. In weiteren Untersuchungen müsste die Methode validiert und eventuell auch auf andere Gewebe ausgedehnt werden.
  • Human pericardium can be used in many surgical areas for transplantation because it does not evoke a graft versus host reaction in the recipient and is replaced by unctional tissue. The removal of human tissue is strictly governed by the statutes and guidelines of the European Association of Tissue Banks (EATB). The EATB has established an interval of 24 hours after death within which human tissue may be transplanted. This interval is curtailed to 12 hours if the body is not cooled between 4 and 6 hours after death. In this study, specimens of human pericardium were stretched to breaking point and the maximum force determined. In addition, the maximum stretching at a given force of 10 Newton was evaluated. The results demonstrated no significant effect of the postmortem time interval on the biomechanical quality of pericardium. Specimen thickness and age and sex of the donor had a significant effect on the maximum breaking point load. The highest stability was measured in thick specimens, in those obtained from young deceased and of male sex. Concerning the biomechanical aspects, there are no objections to prolonging this interval of 24 hours. A prolonged interval could increase the number of potential donors, thus increasing the availability of human transplants. Samples of human pericardium were tested for vital cell number with a Cytotoxicity detection Kit, based on the activity of lactate dehydrogenase (LDH). LDH activity is measured before and after addition of a detergent which lyses cell membranes, thus giving an indirect assessment of vital cell number. There was a good correlation between post- mortem interval and number of vital cells. This method could be useful for determining time of death. This test could be a simple instrument for forensic physicians to determine the exact time of death after longer periods between death and discovery of the body. The method would have to be validated for other tissues.

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Metadaten
Author:Harald Bernd
URN:urn:nbn:de:hebis:30-62931
Referee:Hansjürgen BratzkeGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2009/04/14
Year of first Publication:2008
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2008/12/12
Release Date:2009/04/14
HeBIS-PPN:211572845
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht