Verträglichkeit der Malaria-Chemoprophylaxe mit Malarone, Lariam, Resochin + Paludrine und Doxycyclin bei Reisenden im Raum Frankfurt am Main : Erhebungszeitraum Mai 2001 - September 2004

  • Einleitung: Aufgrund von steigendem internationalen Reiseverkehr werden tropentypische Erkrankungen wie Malaria auch nach Deutschland importiert. Dadurch gewinnen Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung der Malaria zunehmend an Bedeutung. Wir untersuchten, wie eine medikamentöse Malariaprophylaxe bei Reisen in Malariahochrisikogebiete (WHO Zone- C) von den Reisenden tatsächlich vertragen wurde, um Informationen über die Häufigkeiten und Gründe für prophylaxeassoziierte Nebenwirkungen zu erhalten und somit eine Verbesserung der Beratungen zu ermöglichen. Methoden: Mefloquin (Lariam®), Doxycyclin (Doxycyclin®), Chloroquin+Proguanil (Resochin®+Paludrine®) oder Atovaquon/Proguanil (Malarone®) wurden bei Reisenden im Alter von 18-80 Jahren (Durchschnittsalter 40 Jahre) zur Prophylaxe eingesetzt. Die Reisenden wurden im Zeitraum Mai 2001 bis September 2004 in der Impfambulanz des Instituts für Medizinische Virologie der Universität Frankfurt am Main beraten und retrospektiv mittels eines Fragenbogens zur individuellen Verträglichkeit befragt. Ergebnisse: Insgesamt wurden 850 Fragebögen ausgegeben, 483 konnten ausgewertet werden. Unter den Teilnehmern waren 248 (51,35%) weibliche und 215 (44,51%) männliche Teilnehmer. Lariam® erhielten 228 (47,20%) Teilnehmer, Malarone® 194 Personen (40,17%) Resochin®+Paludrine® verwendeten 32 (6,63%) Reisende, Doxycyclin® 29 Personen (6,00%). Die Anwender von Resochin®+Paludrine® hatten den geringsten Anteil an Nebenwirkungen (21,88 %), die Anwender von Doxycyclin® den höchsten Anteil (48,28%). Bei den Anwendern von Malarone® oder Lariam®, gaben 23,20% bzw. 37,28% Teilnehmer Nebenwirkungen an. Die höchste Compliance zeigten die Reisenden, die Malarone® (87,63%) einnahmen, die niedrigste Compliance die Anwender von Resochin®+Paludrine® (56,25%). Die Compliance unter Lariam® und Doxycylin® betrug 78,07% bzw 68,96%. Der Nebenwirkungsanteil war unter den weiblichen Reisenden (71,11%) gegenüber den männlichen Reisenden (26,67%) nur in der Gruppe, die Malarone® einnahm, erhöht. Die Mehrzahl aller Teilnehmer (n=320) nahm die Prophylaxe zu den Mahlzeiten ein. In allen Prophylaxegruppen war der Anteil an Nebenwirkungen bei mahlzeitenunabhängiger Einnahme (n=128) geringer mit Ausnahme der Untergruppe der männlichen Probanden, die Malarone® einnahmen. Hier lag der Anteil an Nebenwirkungen bei mahlzeitenabhängiger Einnahme bei 14,29%, bei mahlzeitenunabhängiger Einnahme bei 25%. Die Mehrheit der Teilnehmer nahm während der Einnahme der Prophylaxe Alkohol zu sich (n=361), dabei gaben die Anwender von Lariam® (36,97%) und Doxycyclin® (38,10%) seltener Nebenwirkungen an. Bei den alkoholabstinenten Teilnehmern (n=90) lag der Nebenwirkungsanteil bei Lariam® bei 40,82% und bei Doxycyclin® bei 66,67%. Bei Resochin®+Paludrine® fand sich kein Unterschied, bei Malarone® waren die Nebenwirkungen bei den alkoholabstinenten Teilnehmern geringer. Bei den weiblichen Teilnehmerinnen zeigte sich, dass die Teilnehmerinnen der Lariam® (36,59%) der Doxycyclin® (50,0%) und der Resochin®+Paludrine® (16,67%) Gruppe, die während der Einnahmezeit der Prophylaxe Alkohol zu sich genommen hatten, seltener Nebenwirkungen hatten. Bei Malarone® konnte kein bedeutender Abfall der Nebenwirkungshäufigkeit beobachtet werden (32,50% gegenüber 31,25%). Bei den alkoholabstinenten Teilnehmerinnen lag der Nebenwirkungsanteil bei Lariam® bei 45,83%, bei Resochin®+Paludrine® bei 50% und bei Doxycyclin® bei 75%. In der Doxycyclin®-Gruppe war der Anteil an Nebenwirkungen bei den Teilnehmern erhöht (77,75%), die das Auftreten von Nebenwirkungen vorab befürchtet hatten. Dies konnte in den anderen Prophylaxegruppen nicht beobachtet werden. In der Lariam®-Gruppe traten gastrointestinale Symptome, neurologisch-psychiatrische Nebenwirkungen (34,62%) sowie Beschwerden des Herz-Kreislaufsystemes (8,65%) auf. Die Anwender von Malarone® gaben gastrointestinale (35,71%) und neurologisch-psychiatrische Beschwerden (18,37%) sowie Kreislaufstörungen, ohne kardiale Symptome, an. Bei den Reisenden, die Resochin® +Paludrine® oder Doxycyclin® verwendeten, traten überwiegend gastrointestinale Beschwerden (28,57% bzw. 48%) auf. Neurologisch-psychiatrischen Symptome oder Beschwerden des Herzkreislaufsystemes wurden nicht genannt. Unter den Teilnehmern, die über psychiatrische Nebenwirkungen berichtet hatten, war der Anteil an weiblichen und männlichen Reisenden gleich. Insgesamt 16 Teilnehmer (3,29%), aus allen Prophylaxegruppen, erkrankten an Malaria. Reiseziel war stets das tropische Afrika. Bei den Anwendern von Lariam® traten sechs Erkrankungen (2,63%) auf, dabei wurden von vier Teilnehmern hatten die Prophylaxe korrekt duchgeführt. In den Gruppen mit Malarone®- oder Doxycyclin®-Prophylaxe berichtete jeweils ein Teilnehmer (0,51% bzw. 3,45%) bei korrekter Prophylaxe über eine Malariaerkrankung. Bei den Reisenden, die Resochin+Paludrine® verwendet hatten, traten in zwei Fällen (6,25%) Malariaerkrankungen auf. Ein Reisender hatte die Prophylaxe korrekt durchgeführt. Diskussion: Bei Reisen in Malariahochrisikogebiete, mit einer Aufenthaltsdauer von mindestens fünf Tagen, sind eine Expositions- und Chemoprophylaxe empfehlenswert. 31,47% unserer Probanden gaben Nebenwirkungen an, 2,07% der Teilnehmer erkrankten an Malaria. Die Auswahl der Chemoprophylaxe muss unter Berücksichtigung der individuellen Kontraindikationen sowie der jeweils vorherrschenden Resistenzsituationen in den Malariaendemiegebieten erfolgen. Wichtig ist dabei eine umfassende Information der Reisenden um die Akzeptanz zu steigern und die Eigenverantwortung zu stärken.
  • Introduction: The increase of international holdiday traffic has also increased the importation of tropical diseases such as malaria to Germany. Therefore prevention and treatment of malaria have greater importance to public health. We examined how a malaria chemoprophylaxis really stood with travelling to malaria high risk areas (WHO zone C) among travellers. We wanted to receive information about the frequencies and reasons for side effects of chemoprophylaxis and to allow therefore an improvement of consultations. Methods: Mefloquin (Lariam®), Doxycyclin (Doxycyclin®), Chloroquin+Proguanil (Resochin®+Paludrine®) or Atovaquon/Proguanil (Malarone®) were used with travellers ages 18-80 years (average age 40 years) as prophylaxis. The travellers were discussed in the period from May, 2001 to September, 2004 in the vaccination outpatient clinic of the institute of medical virology of the University of Frankfurt am Main. The participants were questioned of an interrogative curve about the individual compatibility after their return of the travel. Results: All together 850 questionnaires were distributed, 483 could be evaluated. Among the participants there were 248 (51.35%) female and 215 (44.51%) male participants. Lariam® received 228 (47.20%) participants, Malarone®194 persons (40.17%). Resochin®+Paludrine® were used by 32 (6.63%) travellers, Doxycyclin® by 29 persons (6.00%) The users of Resochin®+Paludrine® had the slightest portion in side effects (21.88%), the users of Doxycyclin® the highest portion (48.28%). 23.20% of the users of Malarone® and 37.28% of the users of Lariam® had side effects. The highest compliance were shown by the travellers, who took Malarone® (87.63%), the lowest compliance were shown by the users of Resochin®+Paludrine® (56.25%). The compliance with Lariam® and Doxycylin® amounted 78.07% or 68.96%. The side effect portion was raised among the female travellers (71.11%) towards the male travellers (26.67%) only in the group, who took Malarone®. The majority of all participants (n=320) took the prophylaxis with the meals. In every group the portion of side effects was more slightly by taking it independently of meals (n=128) with the exception of the sub-group of the male subjects, who took Lariam®. Here the portion in side effects was 14.29% by taking it depently with meals, taking it independently of meals it was 25%. The majority of the participants drank alcohol while taking the prophylaxis (n=361), besides, the users of Lariam® (36.97%) and Doxycyclin® (38.10%) declared rare side effects. With the alcohol-teetotal participants (n=90) the side effect portion with Lariam® was 40.82% and with Doxycyclin® 66.67%. There was no difference found between Resochin®+Paludrine®, with Malarone® the side effects were lower with the alcohol-teetotal participants. The result of the female subjects demonstrate, that the participants of the Lariam® (36.59%), the Doxycyclin® (50.0%) and of the Resochin®+Paludrine® (16.67%) group which drank alcohol during taking the prophylaxis reported fewer side effects. With Malarone® no significant decrease in side effect frequency was noted (32.50% compared to 31.25%). 45.83% of the alcohol-teetotal participants experienced side effects while taking Lariam®, 50% taking Resochin®+Paludrine® and 75% taking Doxycyclin®. In the Doxycyclin® group the portion in side effects was raised with the participants (77.75%) who feared the appearance of side effects prior to administering the drug. This was not noted in other groups. In the Lariam® group gastrointestinal symptoms, neurologically-psychiatric side effects (34.62%) as well as discomfort of the heart-circulatory system (8.65%) appeared. The users of Malarone® declared gastrointestinal (35.71%) and neurologically-psychiatric discomfort (18.37%) as well as bad circulation, without cardiac symptoms. The travellers, who used Resochin®+Paludrine® or Doxycyclin®, mainly showed gastrointestinal discomfort (28.57% or 48%). Neurologically-psychiatric symptoms or discomfort of the heart circulation system were not mentioned. Among the participants who reported on psychiatric side effects the portion in female and male traveller was the same. A total of 16 participants (3.29%), from all groups were diseased with malaria. The destination area has always been tropical Africa. Six illnesses (2.63%) appeared under the users of Lariam®, besides, four participants with correct drug use diseased. In the groups with Malarone®- or Doxycyclin®-prophylaxis in each case a participant (0.51% or. 3.45%) diseased with malaria in spite of correct drug use. Only two of the travellers, who used Resochin®+Paludrine®, diseased with malaria (6.25%). A traveller had correctly carried out the prophylaxis. Discussion: For journeys to malarial high risk areas, with a duration of at least five days, are anti-infections measures and chemo-prophylaxis recommendable. 31.47% of our test persons showed side effects, 2.07% of the participants diseased with malaria. Besides, the choice of the chemo-prophylaxis must occur taking into account the individual contraindication as well as the in each case prevailing resistance situations in the malaria endemic countries. It is also critically important to inform the travellers to increase the acceptance and to strengthen their own responsibility.

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Metadaten
Author:Constanze von Rohden-Weidmann
URN:urn:nbn:de:hebis:30-87239
Referee:Hans Wilhelm DoerrGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2010/12/21
Year of first Publication:2009
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2010/07/07
Release Date:2010/12/21
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:424934051
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
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