Typologie der Subjektverkettung : ("Switch reference")

  • Der Terminus "switch-reference" ist eine Schöpfung von W. Jacobson (1967). Er bezog sich auf ein Phänomen, das zunächst in den putativen Hokan-Sprachen Tonkawa, Washo und Kashaya (Southern Pomo) entdeckt worden war. Es wurde bald als areales Merkmal von Sprachen des Südwestens Nordamerikas erkannt. Es findet sich in allen Great-Basin-Sprachen sowie der westlichen Hälfte des Südwest-Phylums und in Teilen der Phyla Kalifornien, Plateau, Plains und Südost (Jacobson 1983:172). [...] Seit einigen Jahren bringt man diese Erscheinung funktional und terminologisch in Verbindung mit den sog. Medialverben der Papua-Sprachen […]. "Switch-reference" ist die oppositionelle explizite Signalisierung der Identitätsrelation zwischen dem Subjekt des Satzes, an dem die Markierung vorgenommen wird (oder dem sie unmittelbar folgt) und dem Subjekt eines kommenden Satzes (vorzugsweise des nächsten). Sie hat also kriterial eine antizipatorische Komponente. Sie tritt in verbfinalen Sprachen auf und wird deshalb meist durch Enklitika oder Suffixe verkörpert (quasi als Brücke zum folgenden Satz), die den markierten Satz subordinieren. Mit der Subjektidentität (die zwangsläufig auf die eine oder andere Weise mit den Kategorien Person und Numerus interagiert) gehen meist andere Bedeutungen einher, vorzugsweise interpropositionale. Die "switch-reference" hat logischerweise zwei Optionen: Disjunktheit, "different subject" (DS) , und Identität "same subject" (SS). "Oppositionelle Signalisierung" impliziert, daß eine Option gegenüber der anderen keinen grundlegenden Umbau der Satzstruktur erfordert. Davon unberührt bleibt die Tatsache, daß DS-Markierung merkmalhaft er ist. [...] Die Arbeit sollte sich ursprünglich auf Papua- und amerindische Sprachen erstrecken. Obwohl auch letztere ausgiebig untersucht wurden, kam die Darstellung nicht über die Verhältnisse in den Papua-Sprachen hinaus. Angesichts der Sprachenvielfalt scheint mir der Begriff Typologie im Titel noch gerechtfertigt. Ebenfalls keine Berücksichtigung fand die SV der südamerikanischen Sprachen, wofür die Untersuchungsgrundlage aber ohnehin dürftig gewesen wäre. Verwandte Phänomene in australischen, kaukasischen und afrikanischen Sprachen werden im Kapitel 8 lediglich gestreift.

Download full text files

Export metadata

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Thomas Müller-Bardey
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-251614
Parent Title (German):Kölner Universalienprojekt: Arbeiten des Kölner Universalien-Projekts ; Nr. 70
Series (Serial Number):Arbeiten des Kölner Universalien-Projekts : akup (70)
Publisher:Allgemeine Sprachwissenschaft, Institut für Linguistik, Universität zu Köln
Place of publication:Köln
Document Type:Working Paper
Language:German
Year of Completion:1988
Year of first Publication:1988
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2012/09/19
GND Keyword:Sprachtypologie; Referenzwechsel
Page Number:210
HeBIS-PPN:349612986
Dewey Decimal Classification:4 Sprache / 41 Linguistik / 410 Linguistik
Sammlungen:Linguistik
Linguistik-Klassifikation:Linguistik-Klassifikation: Syntax
Linguistik-Klassifikation: Sprachtypologie / Language typology
Linguistik-Klassifikation: Semantik / Semantics
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht