Der "Bielenberg" bei Höxter - ein Naturschutzgebiet mit langer Geschichte

  • Als man 1930 die ersten Naturschutzflächen am Bielenberg eingerichtet hat, waren bereits einschneidende Entscheidungen über die Gebietsnutzung gefallen. Auf den vormals als Ödland bezeichneten Berghängen stockte auf größeren Flächen ein gut 40- jähriger Waldbestand, wobei die Kiefer, wie Säger schreibt, recht licht stand, so dass die ursprüngliche Bodenflora noch kaum verändert erschien. Die besonders artenreichen, durch Beweidung entstandenen Kalkmagerrasen waren über den Berg verteilt noch vorhanden, vor allem aber in den Randbereichen, wo sie auch heute noch in Resten zu finden sind. Rückblickend ist davon auszugehen, dass der Berg in den 1930er Jahren seine größte Vielfalt an Pflanzenarten aufwies, da sich die Landschaft in einem durch Nutzungsänderungen bedingten Wandel befand und Sukzessionsprozesse für einen großen Strukturreichtum sorgten. Dies galt vor allem auch für die stillgelegten Steinbrüche und deren Umgebung. Nach dem Krieg wurde der Bielenberg als Pflanzenparadies wiederentdeckt, was in mehreren Gutachten und Veröffentlichungen zwischen 1950 und 1958 zum Ausdruck kam. Neben bemerkenswerten Neufunden aus der Flora war aber bereits das Verschwinden wertbestimmender Arten zu beklagen. Die bedeutenden Vorkommen des Großen Windröschens erloschen, weil die Pflanzen immer wieder von der Bevölkerung ausgegraben wurden (Preywisch 1957) und der Frauenschuh "erstickte" im immer schattigeren Dickicht des Kiefernwaldes. Später verschwanden auch die Wintergrün-Arten, die ebenfalls im dichten Unterwuchs der Kiefer keine zusagenden Bedingungen mehr vorfanden. In einer Flächenbilanz für die Kalkmagerrasen kommen Scheideler & Smolis 1983 zu dem Ergebnis, dass von ehemals ca. 20 ha gerade noch 2.500 m² verblieben sind - ein schlechtes Ergebnis nach 50 Jahren Naturschutz! Erst mit der Durchführung von Landschaftspflegemaßnahmen in den 1990er Jahren und der Schenkung privater Grünlandflächen an den Naturkundlichen Verein Egge-Weser konnte der Rückgang der Lebensräume seltener Pflanzen und Tiere der Kalkmagerrasen gestoppt werden. Durch Zurücknahme des vorgedrungenen Strauch- und Baumwuchses einschließlich kleiner Fichtenaufforstungen wurden die dem Wald südlich vorgelagerten Wiesen- und Magerrasenbestände wieder merklich vergrößert.

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Metadaten
Author:Burkhard Beinlich, Stefan Häcker, Frank Grawe
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-298347
Parent Title (German):Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser
Publisher:Naturkundlicher Verein Egge-Weser e.V. (NEW) [u.a.]
Place of publication:Borgentreich
Document Type:Article
Language:German
Year of first Publication:2006
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2013/04/19
Volume:18
Page Number:12
First Page:26
Last Page:37
Note:
Das Layout der elektronischen Fassung dieses Beitrages weicht vom Layout der ursprünglich gedruckt erschienenen Fassung ab. Die Angaben zur Paginierung beziehen sich auf die ursprünglich gedruckt erschienene Fassung.
HeBIS-PPN:337966494
Dewey Decimal Classification:5 Naturwissenschaften und Mathematik / 57 Biowissenschaften; Biologie / 570 Biowissenschaften; Biologie
Sammlungen:Sammlung Biologie / Sondersammelgebiets-Volltexte
Zeitschriften / Jahresberichte:Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser / Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser, Band 18 (2006)
:urn:nbn:de:hebis:30:3-298230
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht