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Richard Pott, Holger Freund, Jörg Petersen, Gian-Reto Walther

• Die Geobotanik oder Vegetationskunde mit all ihren Teildisziplinen (u.a. Biogeographie, Pflanzen­soziologie, Pflanzenökologie, Biozönologie, Floren- und Vegetationsgeschichte, Paläoökologie) ist eine der wichtigsten ganzheitlichen Zugänge zur Biologie insgesamt und die Forschungsdisziplin, welche die Aufgabe hat, zeitliche und räumliche Muster der Diversität in der Pflanzenwelt zu dokumentieren, zu analysieren, visualisieren und zu interpretieren. Die Biodiversität ist zu einem Schlüsselbegriff der öko­logischen wie auch geobotanischen Forschung geworden. Die belebte Welt unseres Planeten ist von unglaublicher Vielfalt. Die Anzahl bekannter Arten an Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen wird derzeit auf 1,4 Millionen veranschlagt, 5 bis 15 Millionen Arten werden global geschätzt. Diese Zahl lässt jedoch viele Plünderte oder Tausende von bislang noch nicht oder nur schlecht bestimmten Arten in gewissen Organismengruppen (z. B. Mikroorganismen) unberücksichtigt, welche bislang noch nicht oder nur unzureichend erfasst und beschrieben sind. Die systematische Erfassung aller Arten in international angelegten und intensiv finanzierten Arten­ erfassungsprogrammen ist eine notwendige Zukunftsaufgabe. Die Einbindung der Pflanzen und Mikroorganismen in die natürlichen Ökosysteme, ihr euryökes oder stenökes Standortverhalten, die Erfas­sung ihrer Konkurrenzkraft und ihrer Migrationsfähigkeit sind beispielsweise vordergründige Auf­gaben. Neben den heute bekannten Arten hat wohl ein Mehrfaches dieser Zahl - vielleicht Millionen oder gar Milliarden - in der Vergangenheit gelebt. Sie sind heute ausgestorben, ohne je einmal lebend beschrieben worden zu sein. Nur ein kleiner Rest ist uns als Fossilien erhalten. Die Biodiversität unserer heutigen Welt muss also verstärkt kausal aus paläoökologischer Sicht beleuchtet werden. Auch die natürliche Variabilität des Klimas, die Geodiversität und die Biodiversität sind als Schätze der heutigen Ökosysteme der Erde zu betrachten. Die Rekonstruktion natürlicher klimatischer Abläu­fe, die genaue Erfassung der Variabilität und der Schwankungsintensität des natürlichen Klimas und der gegebenenfalls anthropogenen Klimaerwärmung sind vordergründige Aufgaben hochspezialisierter, interdisziplinärer Forschung, an denen die Geobotanik ihren zukommenden Anteil haben wird. Dies wird an einigen Beispielen verdeutlicht. Vor diesem Hintergrund sollen einige Aspekte vordergründiger Probleme des 21. Jahrhunderts aus globaler bis lokaler Perspektive diskutiert und schließlich die Rolle beleuchtet werden, welche geobotanische Forschung zu Beginn dieses neuen Jahrhunderts einnehmen könnte.
• Geobotany or vegetation science with all its disciplines (biogeography, phytosociology, plant ecolo­gy, flora- and vegetation history, palaeoecology) is one of the most important holistic accesses to biolo­gy. These research disciplines have the task to document, analyse and visualize the species, their beha­viour and interactions as well as their habitat in order to better understand the world of plants. Diversi­ty has become a major key in ecological and geobotanical research. There is a huge variety in flora and fauna on our planet. At present the number of described species of plants, animals and microorganisms amounts 1.4 million species. This number disregards thousands of species (for example microorga­nisms), which are not or only insufficient specified up to now. The total number of species of the Earth is estimated up to 15 million. Therefore, the systematic description of all species in international acquisition programs is a neces­sary task for the future. The integration of plants and microorganisms in natural eco-systems, their euryokes and stenoekes site-specific behavior, their competition strength and their migration ability are for example important tasks. Besides modern taxa, a huge number of species lived in the geological past. It seems that most of them have never been described, so that only a very small number is known as fossils. Therefore, modern biodiversity has also to be elucidated from a palaeoecological point of view. Also the natural variability of the climate, the geodiversity and the biodiversity have to be regarded as treasures of the present eco-systems of the earth. The reconstruction of natural climatic processes, the registration of natural climatic dynamics and the possible anthropogenic greenhouse effect are tasks of highly specialized, interdisciplinary research, in which geobotany will have its coming position. This will be outlined by some examples. On this basis, some aspects of the problems of the 21st century will be discussed from a global to local perspective, to elucidate the position of geobotanical research at the beginning of the new century.