Europäische Krisenpolitik auf dem Prüfstand : die Europäische Integration aus wirtschaftshistorischer Sicht

  • Die Geschichte der europäischen Integration wird in der Regel als Erfolgsgeschichte erzählt, vor allem als wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, die sich in Folge kluger und aus historischer Erfahrung getroffener Entscheidungen ergeben habe (vgl. Loth 2014; vgl. auch Mittag 2008). Der Zweite Weltkrieg habe endgültig gezeigt, dass das durch zahlreiche Nationalstaaten gekennzeichnete Europa, sollte es nicht zusammenarbeiten, zu verheerenden Konflikten neige. Und die Zusammenarbeit sei nicht nur politisch klug; sie zahle sich zusätzlich wirtschaftlich aus. So seien allen Teilnehmerstaaten auch in einem ganz ordinär materiellen Sinne Profiteure der europäischen Einigung, die in dieser Logik dann auch gar nicht weit genug gehen kann, bedingen sich hiernach doch das politisch Sinnvolle und das ökonomisch Erfolgreiche gegenseitig – und zwar genau in der Form der supranationalen Organisation, die die Europäische Union mittlerweile angenommen hat. Liest man einen Satz der Bundeskanzlerin Angela Merkel so, dann ist die europäische Integration nach Brüsseler Art deshalb alternativlos, weil es kein vergleichbares Erfolgsmodell gibt. Aus der zunächst durch das Leid des Krieges geprägten Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist unter der Hand eine Art Sachzwang geworden, denn von der einmal eingeschlagenen Straße der Integration kann man in dieser Sicht nur unter erheblichen Wohlstandsverlusten und politischen Risiken abweichen. In dieser Sachzwanglogik war allerdings die Euro-Krise nicht vorgesehen. Sie konnte im strengen Sinne auch gar nicht passieren, war doch die weitere Vertiefung der europäischen Union zur Währungsunion in den 1990er Jahren gerade damit begründet worden, dass derartige Krisen zukünftig ausgeschlossen seien (vgl. Tietmeyer 2005). Dass die Politik auf sie zunächst überrascht, fast panisch und dann durch konsequentes Vorantreiben der institutionellen und finanziellen Integration reagiert hat, zeigt auch, dass hier ein Denken vorherrscht, das nach dem Motto funktioniert, es könne doch nicht sein, was nicht sein dürfe. ...

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Verfasserangaben:Werner PlumpeGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-468416
URL:https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/72/9b/4f/oa9783839430101.pdf
ISBN:978-3-8376-3010-7
ISBN:3-8376-3010-2
ISBN:978-3-8394-3010-1
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Europa, wie weiter? : Perspektiven eines Projekts in der Krise, Europäische Horizonte ; 9
Verlag:transcript Verlag
Verlagsort:Bielefeld
Herausgeber*in:Winfried Brömmel, Helmut König, Manfred Sicking
Dokumentart:Teil eines Buches (Kapitel)
Sprache:Deutsch
Jahr der Fertigstellung:2015
Jahr der Erstveröffentlichung:2015
Veröffentlichende Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Datum der Freischaltung:04.10.2018
GND-Schlagwort:Europäische Integration; Wirtschaftskrise; Wirtschaftspolitik; Aufsatzsammlung
Seitenzahl:17
Erste Seite:61
Letzte Seite:77
Bemerkung:
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HeBIS-PPN:438707931
Institute:Philosophie und Geschichtswissenschaften / Geschichtswissenschaften
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