BDSL-Klassifikation: 01.00.00 Allgemeine deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft > 01.08.00 Zu einzelnen Germanisten, Literaturtheoretikern und Essayisten
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An ein philosophisches Fachpublikum richtete sich Blumenberg zuerst mit "Die sprachliche Wirklichkeit der Philosophie", geschrieben 1946 und veröffentlicht im Jahr darauf in der Hamburger Akademischen Rundschau. [...] Der Essay von nur vier Seiten zeugt von Blumenbergs Hadern mit allen Versuchen, die Philosophie von Grund auf neu zu errichten. Erstaunlich daran ist nun, dass Blumenberg dabei nicht als Vertreter der Phänomenologie und Anthropologie auftritt, als der er heute vor allem gelesen wird. Stattdessen erscheint er in diesem Anfangstext als Sprachtheoretiker.
Friedrich August Wolfs "Prolegomena zu Homer" (1795) waren in der intellektuellen Welt des späten 18. Jahrhunderts eine kleine Sensation. Wolf zeigte in seiner Schrift, dass die großen Epen der Antike nicht Produkt eines einzigen genialen Schöpfers waren, sondern "dieser kunstvolle Aufbau erst das Werk späterer Jahrhunderte" war. [...] Die Frage der ursprünglichen Formeinheit des Epos wurde von den Zeitgenossen heiß diskutiert. Dass das Problem der epischen Formeinheit die Gemüter er hitzte, ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es beim "Epos als einheitsvoller Totalität" (Hegel) um nichts Geringeres geht als einen Gründungsmythos der modernen Literatur. Denn der Roman, der sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zur dominanten literarischen Gattung entwickelte, bezog sich auf das Epos als seinen Fluchtpunkt. Dabei definierte sich der Roman als heterogenes Gebilde durch den Gegensatz zu der vermeintlich homogenen Formeinheit des Epos. Diese Gegenüberstellung wurde durch Wolfs Zweifel an der ursprünglichen Einheit des Epos radikal infrage gestellt.