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In der Diskussion zwischen verschiedenen Spielarten der Diskursanalyse und den Gouvernementalitätsstudien haben Vertreter beider Seiten das Dispositiv als vermittelnden Begriff vorgeschlagen. In diesem Zusammenhang wird die Frage »Was ist ein Dispositiv?« neu gestellt. Durch eine Relektüre von Foucaults Texten wird ein Debattenbeitrag zum Dispositivkonzept entworfen, welcher der Verwässerung einerseits und andererseits einer methodischen Schließung durch Operationalisierung des Dispositivkonzepts entgehen soll. Als Destillat dieser Rekonstruktion werden sechs Kernelemente für eine dispositivanalytische Forschungsperspektive vorgeschlagen. Der anschließende Teil bringt Foucaults Analysen mit Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) ins Gespräch, um potentielle Leerstellen in der Dispositivanalyse zu schließen. Diese betreffen vor allem die Bereiche »Natur«, »Technik« und »Medien«. Neben Latours Akteur-Netzwerk-Theorie wird im letzten Teil Karen Barads Agentieller Realismus für die Dispositivanalyse produktiv gemacht und in das Konzept eingearbeitet.
Transnationale Verlagerung von Care-Arbeit in Hinblick auf Ausbeutungs- und Emanzipationsaspekte
(2010)
Die Arbeit analysiert den Begriff sowie den Wert der Freiheit in den Schriften des kanadischen Philosophen Charles Taylor, unter Bezugnahme auf dessen politische Philosophie und philosophische Anthropologie. Die begriffliche Klärung basiert auf einer Systematisierung der positiven Verwendung des Freiheitsbegriffes in Taylors Gesamtwerk. Die Wertanalyse interpretiert die Ergebnisse der Systematisierung in Bezug auf die Frage, ob Freiheit in Taylors Verständnis ein extrinsischer oder ein intrinsischer Wert ist.
Das Konzept Sünde hat seine normative Geltung im Laufe des Zivilisationsprozesses zwar nicht verloren, seine Bedeutung ist jedoch vorwiegend in das religiöse Feld verlagert worden. Die Gegenwartsgesellschaft scheint sich dem Sündenbegriff nicht länger stellen zu müssen. Ein kultursoziologischer Blick offenbart jedoch, dass die Idee der Sünde – ins Metaphorische verwandelt – noch immer eine Hintergrundfolie für den Umgang mit sozialen Verfehlungen bildet. Insbesondere die innere und äußere Kontrolle sozialen Handelns belegt diesen Zusammenhang. Indes zeigt die wissenssoziologischer Perspektive, dass die Sünde in dieser Form als heimliches Herrschaftskonstrukt auftritt, das – wie schon Max Weber zeigte – einem stetigen Entzauberungs-, und damit einem Wandlungsprozess unterliegt. Dadurch wird die normative Geltung des Sündenkonzepts entkräftet – während gleichzeitig der Kerngedanke in der Bildersprache des alltäglichen Sprechens erhalten bleibt.
Regulation und Geschlecht : zur feministischen Erweiterung der Regulationstheorie bei Kohlmorgen
(2006)
Die Regulationstheorie bietet Konzepte zur Untersuchung der Bestandsfähigkeit, der Struktur und Dynamik von Gesellschaften, in denen kapitalistische Produktionsweise herrscht. Sie erlaubt es, die Entwicklung des kapitalistischen Weltsystems zu periodisieren und die von Marx zunächst abstrakt als Selbstverwertung des Werts gefasste Kapitalakkumulation in ihren historisch-konkreten Formen zu analysieren. Durch die Neubestimmung der Rolle von sozialen Kompromissen und Kräfteverhältnissen für die kapitalistische Dynamik sowie die Betonung der grundsätzlichen Kontingenz und Offenheit der historischen Entwicklung bietet die Regulationstheorie eine Möglichkeit der Überwindung von deterministischem und ökonomistischem Denken, das im traditionellen Marxismus dominant war, ohne die Möglichkeit einer umfassenden kritischen Gesellschaftstheorie aufzugeben. Zu einer solchen kritischen Gesellschaftstheorie gehört natürlich auch eine Kritik geschlechtsspezifischer Herrschaft und Ausbeutung, die von der Regulationstheorie zwar oft erwähnt, jedoch lange Zeit nicht systematisch in regulationistische Arbeiten einbezogen wurden. Mit Lars Kohlmorgens "Regulation, Klasse, Geschlecht" (2004) haben wir den ersten systematischen Versuch, die Regulationstheorie um die Analyse der Geschlechterverhältnisse zu erweitern und die regulationistischen Kategorien zu diesem Zweck zu reformulieren. Die Frage, ob und inwieweit es Kohlmorgen gelungen ist, die geschlechtertheoretische Leerstelle der Regulationstheorie zu füllen, ist Gegenstand dieser Arbeit.
Die heutige Computergeneration ist untrennbar mit den Medien Computer und Internet verbunden. In den zukünftigen Generationen werden Kinder von Geburt an mit ihnen aufwachsen und sich die medialen Möglichkeiten in allen Lebenslagen zu Nutze machen können. Während sich diese Medien jedoch in in Lern- und Berufswelt bereits etabliert haben, und auch die private Multimedia-Ausstattung und Vernetzung in Deutschland in den letzten Jahren einen starken Zuwachs verzeichnen konnte, haben vor allem die Adoleszenten als intensivste Nutzer mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Besonders für deren männliche Hauptgruppe gehört die Unterhaltung zu den führenden Kriterien der multimedialen Produktnutzung, eine Entwicklung, die sowohl von Pädagogen und Wissenschaftlern, als auch von der Gruppe der Eltern in vielen Fällen als nutzlose, isolierende und entwicklungsgefährdende Zeitverschwendung eingestuft wird. Im Fokus der Kritik stehen hierbei in erster Linie die Computerspiele, die in den letzten Jahren besonders für die jüngere Generation zum alltäglichen Medieninhalt geworden sind. Während das Daddeln am eigenen PC zunächst auf dem privaten Bereich beschränkt blieb, lässt sich seit einigen Jahren eine verstärkt expansive Entwicklung auf dem Sektor der Netzwerkspiele beobachten: Vor allem die Adoleszenten legen immer mehr Wert auf das gemeinsame Spiel, wodurch auch die Entwicklung der Computerspielindustrie in Richtung auf Multiplayer-Spiele beeinflusst wird. Infolgedessen werden die Adoleszenten immer mehr zu Computerspielprofis: Sie kennen sich mit den neuesten Spielen und deren Technik aus, sind mit entsprechender Hardware ausgerüstet oder greifen auf eines der zumindest in großen Städten zur Verfügung stehenden Internetcafes zurück und investieren einen Großteil ihrer finanziellen Mittel in Multimedia-Zubehör. Die Computerspielindustrie ist heute einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige der Welt, der sich durch eine Vervielfachung seines Umsatzes heute sogar gegen den gesamten Filmund Kinomarkt durchsetzen kann. Zu den Hintergründen der Bedeutung des Medieninhalts Computerspiel und den Auslösern für die Faszination der Adoleszenten an den virtuellen Welten wird besonders in der Medienpädagogik immer stärker geforscht. Der Fokus liegt hierbei jedoch vor allem auf der Diskussion um mögliche negative Auswirkungen gewalthaltiger Spiele. Zur Gemeinschaft der Netzwerkspieler und deren Struktur liegen nur wenige Hintergrundberichte und Studienergebnisse vor. Doch besonders in diesem Bereich des selbsternannten „E-Sport“, der in den letzten Jahren dreistellige Zuwachsraten im Mitgliederbereich, aber auch ein immenses Wachstum in Zusammenhang mit immer neuen Events und einer verstärkt professionellen Organisation verzeichnen konnte, scheint eine nähere Untersuchung sinnvoll. Hier kann eine soziologische Betrachtungsweise insbesondere dann zu neuen Erkenntnissen über die Hintergründe der Adoleszenten-Faszination an Computerspielen führen, wenn man die E-Sport-Community als Ganzes und die Struktur und Facetten ihrer Gruppierungen, der Computerspiel-Clans im Besonderen untersucht. Die Leitfrage meiner Arbeit ist daher: Worin begründet sich die Adoleszenten-Faszination am Zusammenschluss im Counter Strike-Clan? Die besonders in der Adoleszenz verortete Begeisterung an eben dieser Organisationsform lässt Zusammenhänge mit der Entwicklung vermuten, die bislang nicht im Blickpunkt wissenschaftlichen Interesses standen. Wenn das organisierte, vernetzte Computerspielen als Sportart bezeichnet werden kann, und die Clans somit als Sportmannschaften der Computergeneration gelten, welche Auswirkungen hat dies dann auf die Diskussion um angeblich negative Einflüsse und mit den virtuellen Computerspielwelten verbundene Gefahren? Wie ist es in diesem Zusammenhang zu bewerten, dass der in der Öffentlichkeit als gewaltverherrlichend geltende Ego-Shooter „Counter Strike“ das erfolgreichste Netzwerk-Clanspiel der Welt ist? Sind Clanwars reine Freizeitbeschäftigung für eine Computerspiel interessierte Peer Group oder ist der Netzwerkspiel-Clan Ausdruck des Adoleszenten-Gemeinschaftsverständnisses im 21. Jahrhundert?
Mit dem Ende des Kalten Krieges hat sich für viele Beobachter der Abschied von der klassischen Allianzpolitik endgültig vollzogen. Ein Jahrhundert nach der großen Ära europäischer Gleichgewichtspolitik, nach zwei Welt(koalitions)kriegen und dem Ost-West-Gegensatz als einer Bündniskonfrontation radikalster Ausprägung, scheint die Weltpolitik endlich "im Umbruch" begriffen. Der Niedergang des Warschauer Paktes und der Triumph des demokratischen Modells des Westens könnte so mit dem "Ende der Geschichte" auch das Ende der Allianzen eingeläutet haben. In der Tat lässt sich auch bei der letzten verbliebenen großen Allianz, der NATO, nach dem notwendigerweise vollzogenen Funktionswandel nun letztlich doch ein Bedeutungsverlust verzeichnen. Als exemplarisch für diese Entwicklung mag die Reaktion des Bündnisses auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 gelten: Nachdem die Allianz erstmals in ihrer Geschichte den Bündnisfall erklärt hatte, blieb sie schon im Afghanistankrieg als Organisation unbeteiligt. ...
Kulturelle Bedeutungen und zivilreligiöse Vorstellungen in der amerikanischen Sicherheitspolitik
(2003)
Integration in den Grenzregionen der Europäischen Union - die Europäische Union und ihre Bürger
(2002)
Die Arbeit setzt sich mit der Bedeutung der regionalen Ebene im Europäischen Integrationsprozess auseinander und untersucht die Rolle der Regionen in der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten. Am Beispiel der Grenzregionen innerhalb der Europäischen Union werden die Fortschritte und die Auswirkungen der Europäischen Integration auf das Leben der europäischen Bürger dargestellt.
"Germany is back" (Schöllgen 1994: 35), so beschreibt Schöllgen prägnant Deutschlands internationale Position nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes und dem Fall der Mauer. Was Schöllgen so schlicht zusammenfasst wurde von der deutschen Öffentlichkeit, aber auch von der Mehrheit der Wissenschaftler, lange Zeit keinesfalls so gesehen. Statt eines Wandels deutscher Außenpolitik aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen herrschte ein weitverbreiteter Konsens darüber, Deutschland habe sich abgesehen von einer Erhöhung der Einwohnerzahl von 63 auf 82 Millionen und eines Flächenzuwachses von 248 000 auf 375 000 Quadratkilometer nicht gravierend im internationalen System gewandelt. ...