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Synthese, Reaktivität und strukturelle Vielfalt im Festkörper von Ferrocenylboranen und -boraten
(2013)
Die Idee photolabile Schutzgruppen zur temporären Inaktivierung von Biomolekülen zu verwenden, um deren Funktion dann in einem biologischen System präzise orts- und zeitaufgelöst wieder zu aktivieren und so biologische Prozesse genau steuern zu können, wurde erstmals Ende der 1970er Jahre von J. W. Engels und von J. F. Hoffman verfolgt. Seit diesen ersten Arbeiten im Bereich des „Cagings“ wurde in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl von Arbeiten auf diesem Gebiet veröffentlicht und mit nahezu alle wichtigen Klassen von Biomolekülen wurden Caging-Experimente durchgeführt. Das Caging von Nukleinsäuren ist noch ein recht neues Feld. Es gab aber aufgrund der Beteiligung von Nukleinsäuren an vielen zentralen zellulären Prozessen im letzten Jahrzehnt ein enorm gesteigertes Interesse an lichtinduzierbaren Nukleinsäuren, vornehmlich zur lichtgesteuertem Genregulation. Der Arbeitskreis von Prof. Heckel befasst sich unter anderem mit dem Caging von Nukleinsäuren, wobei die zentrale Strategie im Anbringen der photolabilen Schutzgruppen an den Nukleobasen besteht. Dies hat den Hintergrund, dass auf diese Art und Weise die Wechselwirkung mit anderen Strängen durch Störung der Watson-Crick-Basenpaarung verhindert werden kann. Die Watson-Crick-Basenpaarung ist das zentrale Element für die Funktionalität nahezu aller Nukleinsäure-vermittelter Prozesse. In den vergangenen Jahren konnte mit dieser Strategie unter anderem erfolgreich die Aktivität von siRNAs und Aptameren mit Licht kontrolliert werden. Alle vier Projekte, welche in dieser Arbeit verfolgt wurden, befassten sich mit dem Caging von Nukleinsäuren. ...
Eine Infektion mit dem Hepatitis B Virus (HBV) kann bei 5-10 % der infizierten Erwachsenen und 70-90 % der infizierten Kinder chronisch verlaufen. Trotz einer verfügbaren Impfung gegen die Erkrankung sind heute nach Angaben der WHO weltweit etwa 350 Mio. Menschen chronisch HBV-infiziert [Lupberger and Hildt, 2007, Hollinger and Liang, 2001]. In 5-10 % der Fälle führt eine chronische Infektion zu einer Leberfibrose und Zirrhose, welche letztlich zur Ausbildung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) führen kann. HCCs sind die dritthäufigste karzinomassoziierte Todesursache weltweit [Blum, 2005]. Um Therapien gegen eine HBV-Infektion und das damit erhöhte Risiko einer HCC-Entstehung entwickeln zu können, müssen die einzelnen Schritte des HBV-Replikationszyklus verstanden sein. Wesentliche Schritte der frühen Infektionsphase, insbesondere der Rezeptor bzw. Rezeptorkomplex, welcher den Zelleintritt des Virus vermittelt sowie der Transport des Virusgenoms in den Zellkern, sind bisher noch unklar. Auch der Exportprozess und die Freisetzung der Viruspartikel ist bisher noch nicht im Detail verstanden. Es ist jedoch bekannt, dass die Viruspartikel unter Nutzung der zellulären ESCRT (endosomal sorting complex required for transport)-Maschinerie aus der Zelle freigesetzt werden [Lambert et al., 2007]. Auf der Suche nach Faktoren, die in diese Vorgänge involviert sind, konnte in dieser Arbeit das vesikeltransportassoziierte Protein α-Taxilin identifiziert werden. Der Einfluss von HBV auf die α-Taxilin-Bildung und seine mögliche Beteiligung am viralen Export wurden dabei näher charakterisiert. In HBV-positiven Zellen konnte in vivo und in vitro eine signifikante Steigerung der α-Taxilin-Expression nachgewiesen werden. Diese wird hierbei durch die HBV-Proteine HBx und LHBs über den Raf/Mek/Erk-Signalweg induziert [Glatzel, 2011]. Mithilfe von knockdown-Experimenten konnte beobachtet werden, dass α-Taxilin für den Export der Viruspartikel, nicht aber für den Export subviraler Partikel (SVPs) essentiell ist. Der Export der Virionen findet hierbei über das ESCRT-System statt. Den HBV-Strukturproteinen fehlen jedoch die für die Interaktion mit dem ESCRT-System essentiellen late-Domänen. Die Proteinstruktur von α-Taxilin dagegen weist diese late-Domänen auf. In dieser Arbeit konnte diese interaktionsvermittelnde Funktion von α-Taxilin zwischen dem Virus und dem ESCRT-System charakterisiert werden. Über eine Interaktion von α-Taxilin mit dem viralen LHBs-Protein auf der einen Seite und der tsg101-Komponente des ESCRT-I-Komplexes auf der anderen Seite agiert α-Taxilin als eine Art Linker zwischen dem ESCRT-System und HBV.
Darüber hinaus wurde Annexin A5 als zellulärer Interaktionspartner für α-Taxilin identifiziert [Röttger, 2011]. Es dirigiert α-Taxilin in einer Art shuttle-Funktion auf die Zellmembran suszeptibler Zellen und bindet es an deren Zelloberfläche. Diese Exposition von α-Taxilin nimmt während der Dedifferenzierung in Korrelation mit dem Suszeptibilitätsverlust primärer Hepatozyten ab. Eine Maskierung von α-Taxilin durch eine vorherige Inkubation der Zellen mit α-Taxilin-spezifischen Antikörpern konnte die Bindung und die Aufnahme der Viren inhibieren. Überexpressionsstudien bestätigten die essentielle Rezeptorfunktion von α-Taxilin. Die verstärkte Produktion von α-Taxilin führte zur Suszeptibilität der Zellen. Auch die Speziesspezifität der Bindung zwischen humanem α-Taxilin und HBV konnte in einem Co-Immunpräzipitationsexperiment mit den rezeptorbindenden Domänen von HBV, WHV und DHBV identifiziert werden.
In der vorliegenden Arbeit konnte somit zum ersten Mal eine Rezeptorfunktion von α-Taxilin bei der Aufnahme von HBV in die Wirtszelle nachgewiesen werden. Darüber hinaus schreiben die in dieser Arbeit gemachten Beobachtungen α-Taxilin eine essentielle Funktion für die Vermittlung des ESCRT-abhängigen Exports der Virionen aus der Zelle zu. Die hierbei gewonnen Erkenntnisse sind von hoher Relevanz für die weitere Erforschung der HBV-assoziierten Pathogenese und die Etablierung eines in vivo Infektions-Modells.