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Das Bild unter der Schneedecke : visuelle Soziologie: Erforschung des Sozialen mit anderen Mitteln
(2010)
"Unter der Fotografie eines Menschen ist seine Geschichte wie unter einer Schneedecke vergraben", schrieb Siegfried Kracauer 1927 in seinem Essay "Das Ornament der Masse". Visuelle Soziologie nennt sich heute eine relativ junge Fachrichtung, die versucht, diese Schneedecke mit soziologischen Methoden beiseite zu räumen. Dann wird der Hintergrund sichtbar, auf dem die Geschichte des Bildes sich abspielt, das soziale Beziehungsgeflecht, dem die Fotografie ihre Existenz verdankt. Ist doch dieses Bild die Manifestation verschiedener Beziehungen, die sich etwa zwischen Fotograf und Fotografiertem, zwischen Betrachter und Betrachtetem, zwischen Auftraggeber und Nutzer entwickeln und in die ideologische Weltsichten ebenso eingehen wie die sozialen Lagen der Akteure. Visuelle Soziologie fragt also nach der Produktion, Distribution und Konsumtion von Bildern und stellt sie in Beziehung zur Sozialstruktur der Gesellschaft. ...
Der französische Soziologe Pierre Bourdieu forderte immer wieder von der Soziologie ein, dass sie "eine Soziologie der Perzeption der sozialen Welt umfassen [muss], das heißt eine Soziologie der Konstruktion der unterschiedlichen Weltsichten, die selbst zur Konstruktion dieser Welt beitragen." Diese Weltsichten der sozialen Akteure unterscheiden sich in Abhängigkeit von deren unterschiedlichen Positionen im sozialen Raum, d. h. sie entsprechen jeweils den objektiven Unterschieden des Sozialraumes und finden ihren Niederschlag auf allen Ebenen sozialen Handelns und Lebensstils. Mit den vorliegenden Ausführungen möchte Maja Suderland dieser Aufforderung Bourdieus nachkommen und den Versuch unternehmen, eine Rekonstruktion der "Perzeption der sozialen Welt" an Hand einer literarischen Habitusanalyse durchzuführen und damit einen kleinen Teil zur Soziologie der Konstruktion von "Weltsichten" beizusteuern. Die hierbei verwendeten literarischen Beispiele stammen aus so genannter Holocaustliteratur, die sich entweder autobiografisch oder aber auf autobiografischer Basis fiktional mit den Erfahrungen während eines Extremfalls des Sozialen befasst. Daher gibt uns diese Literatur nicht über die Weltsichten "gewöhnlicher" Akteure Aufschluss, sondern über solche, von denen wir zumeist annehmen, dass wir sie wegen der besonders extremen Umstände in den Konzentrationslagern gemeinhin gar nicht als "Handelnde" im eigentlichen Sinne betrachten können. Mit der Analyse soll daher nicht allein dem Bourdieuschen Habituskonzept Plausibilität nachgewiesen und ein Plädoyer für die Methode der literarischen Habitusanalyse gehalten werden, sondern zugleich den KZ-Häftlingen, deren Äußerungen hierbei analysiert werden und mit deren "Perzeption der sozialen Welt" sich Maja Suderland befasst, ihr Status als soziale Subjekte und Akteure - und damit ihre Menschenwürde - zurückgegeben werden. Im Folgenden wird nach einigen einführenden theoretischen und methodologischen Überlegungen anhand zwei ausgewählter empirischer Beispiele aus der Holocaustliteratur eine literarische Habitusanalyse vorgestellt und gezeigt, in wie weit eine solche Analyse tatsächlich Aufschluss über die "Weltsichten" sozialer Akteure geben kann und zu deren Rekonstruktion beiträgt. Einige abschließende Überlegungen sollen das Ergebnis zusammenfassen und zur weiteren Diskussion anregen.
Einfluss der Waldstruktur auf die Nistplatzwahl von Greifvögeln in den March-Auen, Niederösterreich
(2010)
Zwischen Januar und Juli 2008 wurden im March-Auwald zwischen Hohenau und Drösing im niederösterreichischen Bezirk Gänserndorf (19,7 km2) systematisch Greifvogelhorste kartiert, und auf Besetzung und Bruterfolg kontrolliert. Im weitgehend geschlossenen Waldgebiet sind zwei unterschiedliche Forstwirtschaftsformen vorrangig. Der nördliche Teil wird als Hochwald (960 ha) geführt, der südliche Teil als Mittel- und Niederwald (1010 ha). Analysen zur Waldstruktur rund um jeden Horstplatz (Mikrohabitat, r=15 m, 706,5 m2), sowie zum Anteil verschiedener Biotoptypen im Kernbereich der Greifvogelreviere (Makrohabitat, r=250 m, 19,6 ha) geben Aufschluss, welche Faktoren die Verbreitung der Greifvögel in den March-Auen beeinflussen. Um einen repräsentativen Querschnitt des vorhandenen Strukturangebots zu erhalten, wurden die Erhebungen in gleicher Art auf 50 zufällig bestimmten Flächen wiederholt. Die erhobenen Daten zur Habitatwahl wurden in einem geographischen Informationssystem ausgewertet. Insgesamt wurden 167 Horste kartiert, davon waren 57 von Greifvögeln besetzt. Die häufigste Art ist der Mäusebussard (Buteo buteo) mit 34 besetzten Horsten, gefolgt von der Rohrweihe (Circus aeroginosus) mit 5-6 Brutpaaren. Der Rotmilanbestand (Milvus milvus) von 3 Brutpaaren ist von nationaler Bedeutung. Schwarzmilan (Milvus migrans), Wespenbussard (Pernis apivorus) und Habicht (Accipiter gentilis) sind mit je 3 Brutpaaren, Turmfalke (Falco tinnunculus) und Baumfalke (Falco subbuteo) mit je 2 Brutpaaren vertreten. Seit 2002 brütet auch ein Seeadlerpaar (Haliaeetus albicilla) erfolgreich im Untersuchungsgebiet. Zusätzlich brüten Sperber (Accipiter nisus), Sakerfalke (Falco cherrug) und Kaiseradler (Aquila heliaca) in den umliegenden Flächen. Die Greifvogelbestände sind seit den 1990er Jahren weitgehend stabil. Allein beim Mäusebussard ist eine Bestandszunahme zu verzeichnen, die auf natürliche Schwankungen entsprechend der Mäusegradation und auf eine Entdynamisierung der Au zurückzuführen ist. Die vorgefundenen Siedlungsdichten der Greifvögel an der March sind auch in einem mitteleuropäischen Vergleich als hoch einzustufen. Die Habitatanalyse hat gezeigt, dass Greifvögel Stieleichenüberhälter und zusammenhängende, alte Pappelkulturen als Horstbäume bevorzugen. Diese Baumarten finden sich im Mittelwald häufiger als im Hochwald. Auch sind im Mittelwald mehr Großhorste zu finden, die wertvoll für Seeadler und Kaiseradler, sowie den Schwarzstorch sind. Darüber hinaus bevorzugen Greifvögel strukturierte Altholzbestände mit einer ausgeprägten vertikalen Schichtung und einem hohen Totholzanteil. Diese Strukturen deuten auf einen geringen forstlichen Nutzen und dadurch eine geringe menschliche Störung der Nistplätze hin. Die genannten Kriterien erfüllen insbesondere eingerichtete Horstschutzgebiete, die frei von forstlicher Nutzung sind. Die Ausdehnung der Altholzbestände, die Reduzierung von Störungen durch den Menschen sowie die Dynamisierung der Au durch Revitalisierungsprojekte sind wichtige Schritte für einen langfristigen Erhalt der vielfältigen Greifvogelfauna der March-Auen.
Autor se soustředí na uţití emocionálních prvků výpovědi dvou barokních kázání. Ta vznikla při oslavě 50. výročí manţelského slibu Johanna Josefa Antona Eleasara Kittela a Anny Marie 25. 11. 1777 v Šumburku. Ani české, ani německé kázání nebylo nikdy publikováno zcela. Jde o homiletické texty, proto měli oba kazatelé omezenou moţnost pouţití emotivních jazykových výrazů a prostředků. Ty slouţily k podchycení pozornosti posluchačů. Kázání měla dvojí funkci: věroučnou a poučnou. Upevņovala povědomí o Boţích zákonech a uváděla je do kaţdodenního ţivota. Kazatelé cíleně zaměřovali své proslovy na posluchače a prezentovali společný ţivot oslavovaných manţelů jako vzor. Šlo zde o objektivní, racionální prvek kázání s výkladem částí Bible (exegezí). Druhá rovina proslovů se obracela na subjektivní, emocionální pozornost posluchačů.
The poetic oeuvre of Franz Hodjak takes an intermediate position between modernism and postmodernism. While his early works show the influence of German modernist poetry (Georg Trakl, Bertolt Brecht), the poems of his last volume, entitled Die Faszination eines Tages, den es nicht gibt (2008), show most clearly the approach to postmodernism. The ironic, sarcastic tone, the robust and acrobatic language as well as the rebellion against all conventional poetical structures are amplified in these poems. Besides ontological questions regarding identity, the borderline status between two worlds – neither of them a home –, also the banalities of everyday life are treated sometimes in an elated tone, sometimes almost parodied.
The C-type lectin-like receptor CLEC-2 signals via phosphorylation of a single cytoplasmic YXXL sequence known as a hem-immunoreceptor tyrosine-based activation motif (hemITAM). In this study, we show that phosphorylation of CLEC-2 by the snake toxin rhodocytin is abolished in the absence of the tyrosine kinase Syk but is not altered in the absence of the major platelet Src family kinases, Fyn, Lyn, and Src, or the tyrosine phosphatase CD148, which regulates the basal activity of Src family kinases. Further, phosphorylation of CLEC-2 by rhodocytin is not altered in the presence of the Src family kinase inhibitor PP2, even though PLCγ2 phosphorylation and platelet activation are abolished. A similar dependence of phosphorylation of CLEC-2 on Syk is also seen in response to stimulation by an IgG mAb to CLEC-2, although interestingly CLEC-2 phosphorylation is also reduced in the absence of Lyn. These results provide the first definitive evidence that Syk mediates phosphorylation of the CLEC-2 hemITAM receptor with Src family kinases playing a critical role further downstream through the regulation of Syk and other effector proteins, providing a new paradigm in signaling by YXXL-containing receptors.
Cryptachaea blattea : eine weitere nach Deutschland eingeschleppte Spinnenart (Araneae: Theridiidae)
(2010)
Cryptachaea blattea (Urquhart, 1886) has been recorded for the first time from Germany (Nordstemmen, rural district of Hildesheim, Lower Saxony). One male was found by means of pitfall traps in a tree and shrub nursery. The species was most likely introduced with plants or cargo. Information about its appearance, habitat, and distribution is given.
Der typische Sukzessionsverlauf auf basenreichen offenen Sandstandorten im Binnenland führt von Pionierstadien der Koelerio-Corynephoretea zu artenreichen Allio-Stipetum-Beständen (Festuco-Brometea). Innerhalb weniger Jahre können sich aber auch artenarme Dominanzbestände mit hohem Ruderalisierungsgrad entwickeln, die durch generalistische konkurrenzstarke Graminoide bestimmt werden. 32 Dauerbeobachtungsflächen, die ohne Pflegemanagement sind und mittlerweile seit bis zu 15 Jahren von uns untersucht werden, ermöglichen einen detaillierten Blick auf die unterschiedlichen Sukzessionslinien und die Geschwindigkeiten, mit denen sich Änderungen in der Artenzusammensetzung vollziehen. Dabei stehen uns neben den Daten der Vegetationsaufnahmen und den daraus abgeleiteten Informationen (wie z. B. mittleren Ellenberg-Zeigerwerten) für verschiedene Flächen auch Boden-Daten (N, P, pH) zur Verfügung. Eine Analyse aller Flächen dokumentiert die relative Stabilität offener Sandvegetation nährstoffarmer Standorte für die untersuchten Zeitfenster. Pioniergesellschaften des Sileno conicae-Cerastietum semidecandri s. l. und Jurineo-Koelerietum glaucae zeigen z. T. strukturelle Änderungen (so z. B. Zunahmen der Kryptogamendeckung). Eine Zunahme von Stipa capillata kann z. T. in 11–12 Untersuchungsjahren im Jurineo-Koelerietum festgestellt werden; dies korrespondiert mit einer Abnahme von Koeleria glauca und z. T. mit einer Ablösung von Tortula ruraliformis durch Hypnum cupressiforme var. lacunosum. Dennoch konnten sich während der Untersuchungsjahre in den Beständen die Arten des Jurineo-Koelerietum halten. Bestände des Allio-Stipetum zeigen in der spontanen Sukzession z. T. lange Stagnationen von mehr als 14 Jahren; vereinzelt tritt der Polykormonbildner Prunus spinosa auf. Stellenweise kommt es mit zunehmender Deckung von Stipa capillata jedoch zu gravierenden Abnahmen der Artenzahl. Bestände, die in ihrer Pionierphase durch höhere Bodennährstoffgehalte (besonders Phosphat) und höhere Ellenberg-Feuchtezahlen gekennzeichnet sind, entwickeln sich innerhalb weniger Jahre zu artenarmen Ruderalbeständen. Die gewonnenen Ergebnisse werden in einem Sukzessionsmodell dargestellt. Für ein Pflegemanagement ergibt sich aus den Ergebnissen, dass intakte Koelerion glaucae-Flächen oft nur sehr extensiv beweidet werden müssen. Insbesondere zur Dämpfung der Ruderalisierung in den nährstoffreicheren Flächen sowie zur Dynamisierung in größeren homogenen Beständen des Allio-Stipetum ist ein Pflegemanagement jedoch eine essentielle Maßnahme. Die in unseren Fällen eingesetzte Schaf- und/oder Eselbeweidung führt zur partiellen Förderung der besonders gefährdeten Pionierstadien im Mosaik mit dem Allio-Stipetum.