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Jahreszeitliches Verhalten in verschiedenen Lebensräumen: vergleichende Studien an Schwarzkehlchen
(2006)
Vorstellung der Dissertation: Vögel müssen ihre jahreszeitlichen Aktivitäten präzise auf die saisonalen Bedingungen abstimmen, unter denen sie leben. Daher unterscheiden sich Populationen und nahe verwandte Arten häufig lokal in ihrem jahreszeitlichen Verhalten. Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) sind wegen ihres riesigen nord-südlichen Brutareals eine Modellart für die Erforschung von saisonalem Verhalten und werden am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Andechs seit etwa 25 Jahren untersucht. Um zu einem besseren Verständnis von Anpassungen an die zeitliche Umwelt zu gelangen, habe ich zentrale Ereignisse im Jahreszyklus von Schwarzkehlchen aus verschiedenen Herkunftsgebieten verglichen. Afrikanische Schwarzkehlchen aus Kenia, sibirische Schwarzkehlchen aus Kasachstan, sowie zentraleuropäische und irische Schwarzkehlchen wurden an unserem Institut in Oberbayern nachgezüchtet und gehalten. Langstreckenziehende sibirische Schwarzkehlchen stehen unter großem Zeitdruck, denn sie verbringen nur wenige Monate im Brutgebiet. Zentraleuropäische und irische Schwarzkehlchen ziehen über kurze Strecken und halten sich weit länger im Brutgebiet auf. Irische Schwarzkehlchen sind darüber hinaus Teilzieher, so dass nur ein Teil der Vögel zieht, während der Rest im Brutgebiet verbleibt. Populationsmitglieder unterscheiden sich also erheblich voneinander in ihrem Jahreszyklus. Afrikanische Schwarzkehlchen dagegen verbleiben ganzjährig in Paarterritorien. Schwarzkehlchen aus den von uns untersuchten Herkunftsgebieten müssen daher sehr unterschiedliche saisonale Aufgaben bewältigen und zeitlich einrichten. Der Vergleich ihrer Jahreszyklen soll einem besseren Verständnis davon dienen, inwieweit jahreszeitliches Verhalten programmiert bzw. modifizierbar ist, und inwieweit saisonale Aktivitäten miteinander verknüpft sind.
Unsere Studie hat am Steinschmätzer die Folgen einer verlängerten
Brutzeit durch zusätzliche Spätbruten für das Zeitmanagement
von Weitstreckenziehern untersucht. Wir fragten,
ob der Zeitverlauf der Mauser verändert wird, ob saisonale
Aktivitäten verschachtelt werden und ob die Geschlechter
unterschiedlich auf spätes Brüten reagieren. Zudem erwarteten
wir eine verminderte Rückkehrrate von Spätbrütern. Die
Ergebnisse zeigen, dass Steinschmätzer beider Geschlechter
ohne Spätbruten kurz nach dem Ausfliegen der Jungen gleichzeitig
mit der Mauser beginnen, während spät brütende Steinschmätzer
den Mauserbeginn verzögern. Die Verzögerung ist
bei den Weibchen (23 Tage) viel ausgeprägter als bei den
Männchen (6 Tage). Infolgedessen überlappten spätbrütende
Männchen häufig Brut und Mauser, während die Weibchen
möglicherweise vor dem Zugbeginn in Zeitdruck gerieten.
Trotz des späten Mauserbeginns wechselten Spätbrüter beider
Geschlechter ihr Gefieder tendenziell um etwa eine Woche
langsamer und konnten somit ihre Verspätung nicht kompensieren.
Obwohl zwei Bruten für den Steinschmätzer sicher
eine höhere Belastung darstellen, zeigten die Rückkehrraten
keine Benachteiligung auf. Unabhängig von Alter, Geschlecht
und Anzahl der Bruten lag die Rate im Populationsmittel bei
23,5 %. Vermutlich ziehen nur Steinschmätzer in ausgezeichneter
körperlicher Verfassung Spätbruten auf und gleichen
die zusätzliche Belastung aus.