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Großräumige Monitoringprogramme stellen eine zweistufige
Stichprobe dar: Zuerst wird eine räumliche Stichprobe ausgewählt
und danach eine Stichprobe an beobachteten Individuen,
besetzten Flächen oder Arten. Damit die in Monitoringprogrammen
gewonnenen Zahlen interpretierbar bleiben,
muss die räumliche Stichprobe „definiert zufällig“ erfolgen,
ansonsten können Verfälschungen auftreten. Außerdem muss
beachtet werden, dass Zählungen und Vorkommensbeobachtungen
(„Präsenz-Absenz-Daten“) binomiale Zufallsgrößen
sind, ganz analog zum Wurf einer Münze. Die Binomialverteiltung
stellt sozusagen das „Grundgesetz der Bestandserhebung“
dar und besagt, dass Zählungen (Z) erstens auch unter
identischen Bedingungen automatisch streuen, und dass sie
zweitens im Durchschnitt einem Anteil p der vorhandenen
Bestände N entsprechen, wobei p die Antreffwahrscheinlichkeit
darstellt. Drittens beinhaltet ein Vergleich zwischen zwei
oder mehr Zählungen immer gleichzeitig einen Vergleich der
Bestände N und der Antreffwahrscheinlichkeit p. Das bedeutet,
dass ein Zeittrend in Zählungen zustande kommen kann
durch einen realen Bestandstrend, durch einen Trend in der
Antreffwahrscheinlichkeit oder durch eine Kombination von
beidem. Eine direkte Interpretation von Zählungen impliziert
immer die Annahme, dass p = 1 oder dass p konstant sei. Es
ist nützlich, sich die Entstehung von Vogelzählungen hierarchisch,
d. H. mehrstufig vorzustellen: In einem ersten Schritt
entstehen die wahren Bestände und im zweiten die Zählungen
in Abhängigkeit der Bestände und der Antreffwahrscheinlichkeit
p. Extrainformation ist nötig, um die wahren Bestände
korrigiert für p zu schätzen. Diese Extrainformation besteht
in der Regel aus Distanzinformation
oder aus wiederholten
Beobachtungen, woraus Distance-Sampling- und Fangwiederfang-
Methoden die echten Bestände oder das wahre Vorkommen
zu schätzen vermögen. In den vergangenen Jahren
haben wir im Schweizer Brutvogelmonitoringprogramm
MHB mehrere Analyseverfahren vom Fangwiederfang-Typ
getestet und stellen diese und unsere Befunde zusammenfassend
kurz vor. Diese Methoden korrigieren für den binomialen
„Beobachtungsfehler“, der allen Vogelzählungen und
Vorkommensbeobachtungen inhärent ist. Wir glauben, dass
man an Methoden wie den hier illustrierten eigentlich nicht
vorbei kommt, wenn bei Monitoringprogrammen absolute
Bestandsgrößen vonnöten sind oder wenn man für „gefährliche
Muster“ in der Antreffwahrscheinlichkeit, z. B. Zeittrends
in p, korrigieren möchte.