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"Bin auff disse Welt gebohren worden" : Geburtsdatierungen in frühneuzeitlichen Selbstzeugnissen
(2012)
Bei der geschichtswissenschaftlichen Untersuchung von Zeitkonzeptionen und -praktiken des 16. und 17. Jahrhunderts galten bisher - zu häufig - die Publikationen Kosellecks als Standardtexte, deren Thesen meist unhinterfragt auf die zu erforschenden Quellenbestände übertragen wurden. Bei Berücksichtigung der gegen diese jüngst geäußerten, gravierenden Einwände ist es wichtig, frühneuzeitliche Zeitkonzeptionen und -praktiken auf methodisch reflektierte Weise neu zu untersuchen und sich dabei auch anderen methodologischen Herangehensweisen zuzuwenden. [...] Ziel dieses Aufsatzes ist es, die Komplexität der Vergangenheit aufzuzeigen, indem die Quellen und damit letztlich die historischen Akteure mit ihren Kosmologien, Bedeutungszuschreibungen, Handlungspielräumen und sinnstiftenden Interpretationsmöglichkeiten in den Vordergrund gestellt werden. Der Fokus meines Untersuchungsinteresses liegt hierbei auf den gesellschaftlich nicht exponierten Persönlichkeiten.
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar gehört zu den wenigen Einrichtungen, die jene seltenen Verzeichnisse in ihren Beständen führen, welche bereits für das ausgehende 18. Jahrhundert die Nutzerinnen und Nutzer der Bibliothek und ihre Entleihungen registrieren. Die Analyse dieser Ausleihjournale bringt zahlreiche Erkenntnisse über Adlige, Beamte, Geistliche, Ärzte und Gelehrte, aber auch über Handwerker und Händler, Künstler und Schauspieler, Schüler und Frauen sowie ihre Lektürepräferenzen und ihr Leseverhalten an das Tageslicht. Als wertvolle Quellen für die Historische Leseforschung ermöglichen sie nicht nur eine ausführliche Rekonstruktion des vergangenen Lesealltags der Bibliotheksnutzerinnen und -nutzer, sondern auch eine Darstellung der geschichtlichen Praktiken im Umgang mit Büchern, welche die sozialen Netzwerke, in denen sie die Akteure bewegten, aufzeigen kann.