Geographie
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Lebensmittelkrisen wie BSE, Schweinepest, Vogelgrippe und der »Gammelfleischskandal« haben das Vertrauen der Verbraucher in den Agrarmarkt erschüttert. Deshalb verwenden Produzenten und Einzelhändler heute mehr Anstrengungen als jemals zuvor darauf, der verunsichernden Anonymität der global organisierten Produktion durch die Herstellung sozialer Nähe entgegenzuwirken. So suggerieren Herkunftszertifi kate für Regionalprodukte sowie eine schnell steigende Zahl von Hygiene-, Sozial- und Umweltstandards Verlässlichkeit aufgrund von geringen räumlichen Distanzen und unabhängiger Kontrolle, während Initiativen wie »Caretrace: Meet the Farmer« dadurch Vertrauen schaffen sollen, dass sich der Konsument im Internet über den individuellen Produzenten informieren kann. Doch die Folgen dieser Umbrüche für Produktionsweisen und Anbauregionen sind bislang nur wenig bekannt.
Feministische Geographien und geographische Geschlechterforschung umfassen eine Vielzahl an Themenfeldern und Fragestellungen zum Zusammenhang von Raum und Geschlecht(lichkeit), die aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven in allen geographischen Bereichen behandelt werden können. In unserem Beitrag liefern wir einen Überblick über Inhalte, Ziele und Entwicklungspfade von Geschlechter- und feministischer Forschung in der deutschsprachigen Geographie. Dieser Überblick ist in allgemeine Überlegungen zu Geschlechterforschung in den Sozialwissenschaften eingebettet und an verschiedenen geschlechtertheoretischen Perspektiven – Frauen-, Geschlechterverhältnis-, Männer-/Männlichkeits- und Geschlechtsforschung – orientiert. Entlang der Frage "Wie weiblich ist die Nacht?" werden die Ausführungen zu den Fragestellungen, Blickachsen und Arbeitsweisen feministischer Geographien an zwei Beispielen konkretisiert und vertieft.
Zwei Paradigmen werden üblicherweise angeführt, mit denen der Versuch unternommen wurde und wird, die Geographie als Geographie, d.h. in Abgrenzung zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen zu begründen: das traditionelle und das raumwissenschaftliche. Beide kritisiere ich als Ideologien, denen falsche Abstraktionen zugrunde liegen, nämlich Geodeterminismus bzw. Raumfetischismus. Zuvor werden die grundlegenden Begriff „Paradigma“, „Ideologie“ und „Abstraktion“ bestimmt.
IFLS-Journal. Nr. 13, 2008
(2008)