BDSL-Klassifikation: 02.00.00 Deutsche Sprachwissenschaft > 02.08.00 Stilistik
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In einem modernen Staat finden immer wieder Gedenkveranstaltungen unterschiedlichster Art statt. Man will sich schöner und weniger schöner, beglückender und traumatischer Ereignisse erinnern, um daraus sich selbst und der Welt ein Wir- Gefühl und ein Selbstbild zu präsentieren. In diesem Sinn wurden am 8. Mai 1985 und am 8. Mai 2005 Gedenkveranstaltungen im Plenarsaal des Deutschen Bundestages abgehalten; Hauptredner waren die jeweiligen Bundespräsidenten, 1985 Richard von Weizsäcker, 2005 Horst Köhler. Beide Reden - sie werden Gegenstand der nachfolgenden Analysen und Interpretationen sein - sind heute im Internet leicht abrufbar: Die Rede von Weizsäckers habe ich von der Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung, die Rede Köhlers vom Internetauftritt des Bundespräsidialamtes bezogen. Die beiden Texte, die mir in dieser Form zugänglich wurden, werde ich nun beschreiben.
Nach der erfolgreichen Monographie 'Stilistische Textanalyse. Grundlagen und Methoden' (Brno 2009), die besonders Studierende der Germanistik (nicht nur) in Tschechien als nützliches Hilfsmittel für den Stilistikunterricht begrüßt haben, setzt sich Jiřina Malá in ihrem neuen Buch wieder mit der Problematik der Stilanalyse auseinander. Diesmal stehen im Focus ihrer Untersuchungen Filmrezensionen und filmbezogene Texte wie Filmessays, Interviews, Sprachporträts oder Filmberichterstattungen, die in renommierten deutschsprachigen Magazinen und Zeitungen (bzw. ihren Onlineversionen) publiziert worden sind.
In dem vorgelegten Beitrag werden auf Grund der Analyse der Textsortenmerkmale konventionalisierte Muster von Absageschreiben präsentiert. Das Schwergewicht wird dabei auf die Makrostruktur und die Formulierungsmuster gelegt. Den Ausgangspunkt bildet die These, dass das Merkmal der Formelhaftigkeit sowohl auf der Ebene der Form als auch auf der sprachlichen Ebene beobachtbar ist. Die Grundlage der Analyse bilden authentische deutsche Absageschreiben, die drei Formen - Aperitif-Briefe, eigentliche Absageschreiben und Eisschreiben - erkennen lassen. Die Belege wurden in den Jahren 2001–2012 gesammelt.
Lexik und Diskurse rechtspopulistischer Wahlwerbung - Plakate der AfD aus den Jahren 2016 bis 2018
(2019)
Der vorliegende Beitrag widmet sich der politolinguistischen Analyse der Wahlplakate der Alternative für Deutschland (AfD). Zunächst wird das zugrunde gelegte Korpus von Plakaten aus den Jahren 2016 bis 2018 erläutert. Die hierin versammelten Plakate werden dann im Hinblick auf die Lexik statistisch aus-gewertet. Dabei werden als vorherrschende Diskurse Bedrohung, Heimat und Familie identifiziert. Mit Beispielen kann gezeigt werden, dass diese Diskurse in der AfD-Wahlwerbung eng miteinander verknüpft sind. Insbesondere wird dort eine Bedrohung von Heimat und Familie konstruiert und zugleich die Thematik der Migration negativ und als eine wesentliche Ursache dieser Bedrohung dargestellt. Auf diese Weise gelingt es der AfD, thematisch zu polarisieren und zugleich bei den Rezipienten der Plakate, den Wählern, eine Handlungsnotwendigkeit im Sinne einer entsprechenden Stimmabgabe zu erzeugen.
Com base em um corpus de quatro gêneros textuais – entrevistas orais e escritas, artigos jornalísticos e livros de não-ficção – o artigo focaliza o modo como o conceito 'sociedade' é abordado metaforicamente em discursos brasileiros e alemães atuais. Os resultados mostram que certos esquemas imagéticos são mais misturados e dinâmicos no corpus alemão em oposição ao corpus brasileiro, onde a percepção da própria sociedade tende a ser mais estática. Com relação a metáforas conceituais, destacam-se as metáforas negócio, edifício, jogo e observação como mais frequentes no corpus alemão, ao passo que no corpus brasileiro o uso das metáforas personificação, palco, flora, família e guerra é mais frequente. Acrescenta-se também uma microanálise que leva em consideração o contexto e as intenções dos locutores que revelam as funções comunicativas ligadas à preferência de certas metáforas.
Der Leitfaden "Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft" als Argumentationsmuster der Neonazis
(2019)
Bei dem im November 2015 online veröffentlichten Leitfaden "Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft", handelt es sich um eine offizielle Publikation der politischen Partei "Der III. Weg". "Der III. Weg" ist eine Neonazi-Partei, die 2013 durch ehemalige Anhänger der rechtsextremistischen Organisation "Freies Netz Süd" gegründet wurde. Die Partei vertritt eine rechtsextremistische, fremdenfeindliche Einstellung, die sich im auf der offiziellen Webseite der Partei veröffentlichten Zehn-Punkte-Programm ausdrücklich zeigt. Der Leitfaden gehört zum öffentlich-politischen Diskurs der Partei und erfüllt eine appellative Textfunktion, für die die argumentative Themenentfaltung charakteristisch ist. Im vorliegenden Beitrag wird der Leitfaden als ein Argumentationsmuster der Neonazis angesehen, in dem sich vor allem die argumentative Themenentfaltung erkennen lässt.
In der Gegenwartssprache wächst die Neigung, Sätze mit scheinbar einfacher Grundform und einer Fülle von nominalen Gliedern zu bilden, mögliche Prädikationen werden durch substantivisch-adjektivische Gruppen repräsentiert. […] Die Komprimierung des Sachverhaltes und dessen syntaktische Darstellung im Text können wir als Informationsverdichtung bezeichnen. […] Die Verdichtung der Informationen macht sich am deutlichsten durch die Reduktion komplexer hypotaktischer Satzkonstruktionen bemerkbar […], wobei im Nominalstil die Parataxe anstelle der Hypotaxe überwiegt.
Im Folgenden wird der Begriff "Informationskondensierung" näher erörtert, der Sprachbereich der Wirtschaft im Sinne vertikaler Gliederung klassifiziert und zusammenhängende Arbeitshypothesen vorgestellt. Den letzten Teil bildet eine Analyse der Textstruktur und des Satzbaus auf einzelnen Ebenen hinsichtlich der vertikalen Gliederung des Sprachbereichs der Wirtschaft, wobei ein möglicher Zusammenhang zwischen der Satzstruktur und der Informationskondensierung angenommen wird.
Als Rezept, wie man einen Aphorismus schreibe, äußerte der slowenische Autor, Regisseur und Journalist Žarko Petan: "Zuerst schreibt man einen ganz kurzen Satz. Dann streicht man zwei Wörter heraus, dann noch ein Wort. Und noch eines. Dann ersetzt man alle noch stehen gebliebenen Wörter durch neue, fügt ein vorhin gestrichenes Wort wieder hinzu, ändert noch einige Male die Wortstellung und lässt die Wörter im Kopf herumturnen, bis alle an ihren Plätzen sind. Was dann herauskommt, ist ein Aphorismus." Rein linguistisch betrachtet, dürfte dabei jedoch nur ein noch kürzerer Satz mit fraglicher Grammatik und kaum erschließbarer Bedeutung herauskommen, der weniger satirische als mehr dadaistische Züge aufweisen kann. Nun soll es an dieser Stelle nicht darum gehen, die Konsistenz der Aussage Petans zu be- oder widerlegen, vielmehr geht es darum zu verstehen wie denn nun die satirische Wirkung im Aphorismus zu Stande kommt. Um die Aufgabe in einem überschaubaren Rahmen zu halten, beschränken wir uns an dieser Stelle auf eine Auswahl jener Aphorismen, deren Kern ein modifizierter Phraseologismus bildet.