BDSL-Klassifikation: 03.00.00 Literaturwissenschaft > 03.15.00 Literatur und Medien
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Die beiden bisher unveröffentlichten Briefe von August Hermann Ewerbeck an Georg Weerth vom 2. Januar bzw. 22. Februar 1849 befinden sich im Fonds 23 des Moskauer Rußländischen Staatlichen Archivs für Sozial- und Politikgeschichte (RGASPI). Seit 1933 gilt das gesondert eingerichtete Archiv der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ) als verschollen. Beide Briefe berühren die gleiche Thematik wie der von Galina Golovina und Martin Hundt in den MEGA-Studien 1997/1 veröffentlichte Marx-Brief an Friedrich Kapp vom Dezember 1848: die fortdauernde Finanzmisere der NRhZ nach ihrem Wiedererscheinen in den Nachmittagsstunden des 11. Oktobers (Ausgabedatum 12. Oktober 1848). Darüber hinaus vertiefen sie aus der Sicht Ewerbecks, eines der rührigsten Korrespondenten der NRhZ, unsere Kenntnisse über seine Tätigkeit sowie die von Weerth für das Blatt in der Revolution von 1848/49.
As the exilic experience, initiated in 587 B.C.E., continued over millennia, no one has been able to settle the question of what it means to be a diaspora Jew. Are those who actively participate in non-Jewish life still in a position to claim the heritage of Israel? And what about Jews who actively seek assimilation and renounce their roots altogether: are they still Jews in spite of themselves? Authors, from Joseph Roth to Sholom Aleichem to Chaim Potok, have tried to deal with this issue in light of different diaspora circumstances. One of the most recent perspectives on Jewish identity comes to us through "Sunshine", a powerful film by the Hungarian director Istvan Szabó (1999). Szabó, who wrote the screenplay with Israel Horowitz, tells the story of several generations in one Hungarian Jewish family: the Sonnenscheins. Living at the turn of the twentieth century, the patriarch of the Sonnenschein clan is Emmanuel, a successful distiller who seems to have found a balance between the two exilic extremes: neither complete assimilation, nor a retreat from gentile society.
Ein technischer Terminus wie Digital-Analog-Wandler impliziert die Fiktion, dass sich analoge Speicherung und Übertragung unmittelbar an die Wirklichkeit ,ursprünglicher' Signale anschmiegen. Doch auch wenn ein bestimmtes Signal analog ,bleibt', so muss es, um speicher- und übertragbar zu bleiben, Metamorphosen durchmachen. Ein akustisches Signal - eine mechanische Schwingung der Luft - wird durch ein Mikrofon in elektromagnetische Schwingungen verwandelt, von denen es wahlweise in mechanische zurückgewandelt werden kann, um die Luftschwingung auf der Patrize einer Vinyl-Schallplatte speicher- und vervielfältigbar zu machen, oder es wird ein Band analog zu diesen Schwingungen magnetisiert; die Rückverwandlung in Schall erfolgt umgekehrt. Auch ein Verstärker operiert analog, da dieser nur die Amplitude der Schwingung variiert, die Verhältnisse der Frequenzen aber unangetastet bleiben. Es ließen sich hieran viele technikgeschichtliche Fragestellungen anschließen, etwa inwiefern ein mit digitaler Technik operierendes akustisches Effektgerät wie der Harmonizer, der die Grundschwingung eines akustischen Signals in Halbtonschritten auf- und abwärts führt, nicht insofern ein analoges Ergebnis liefert, als das ursprüngliche Signal in einem gegebenen arithmetisch-harmonischen Verhältnis zum Ausgangssignal steht. Um zumindest die Möglichkeit solcher Fragestellungen adäquat zu formulieren, ist es unerlässlich, zunächst eine historisch-philologische Auseinandersetzung mit den Begriffen analog und Analogie vorzunehmen.
Im folgenden wird es darum gehen, ein Modell von Hypertextualität zu entfalten, das zwei Ansprüchen genügt: Zum einen soll der mediengeschichtlichen Entwicklung Rechnung getragen werden, dass der Textbegriff in zunehmendem Maße durch Konzepte der Hypertextualität bestimmt wird. Zum anderen sollen die "philologischen Kemkompetenzen" - das genaue Lesen und historische Verstehen von literarischen Texten - weiterhin zentrale Bedeutung haben. Es geht mithin darum, ein Modell von HypertextuaJität zu skizzieren, das alle Möglichkeiten einer philologisch orientierten Lektüre von Texten weiterhin zulässt, darüber hinaus jedoch Perspektiven einer sowohl mediengeschichtlich als auch intermedial ausgerichteten Lektüre eröffnet. Die folgenden Ausführungen sind so besehen als eine Art "theoretische Folgekostenabschätzung" zu verstehen, die die Orientierung am Hypertextmodell mit Blick auf eine medienkulturwissenschaftliche Erweiterung des Faches Gennanistik haben könnte. Dabei werden die folgenden drei Aspekte zu berücksichtigen sein.
Wir alle wissen: Mittelalterliche Autoren haben schamlos abgeschrieben. Sie haben sich fremdes Geistesgut bedenkenlos zu Eigen gemacht und meistens auf korrekte Quellenangaben verzichtet. Heute bestimmt § 63 Absatz 1 deutsches Urheberrechtsgesetz: "Wenn ein Werk oder ein Teil eines Werkes in den Fällen des § 45 Abs. 1 [und weiterer Paragraphen] vervielfältigt wird, ist stets die Quelle deutlich anzugeben". Man sollte es kaum glauben: Die Werke Wolframs von Eschenbach und anderer höfischer Klassiker enthalten in ihren frühesten Handschriften keinerlei Fußnoten! "Mittelalterliche Intertextualität", schreibt Elisabeth Lienert, "auch die höfischer Romane, ist kaum exaktes Zitieren, sondern lockere Bezugnahme auf Texte, Texttraditionen, Gattungen, literarisches Hintergrundwissen". Merkwürdigerweise hat es trotzdem im Mittelalter keine Urheberrechtsprozesse gegeben.
Germanistik als Medienkulturwissenschaft : neue Perspektiven einer gar nicht so neuen Programmatik
(2004)
Der Aufschwung der Kulturwissenschaft als akademisches Fach und Forschungsprogramm, den wir seit rund fünfzehn Jahren erleben, ist für die Germanistik eine Herausforderung neuer Art. Während frühere Legitimationskrisen für die Disziplin geradezu konstitutiv waren, da sie mit einer auf die gesellschaftlichen und medialen Veränderungen angepaßten Erweiterung ihres Themen- und Methodenspektrums beantwortet werden konnten, läßt sich unter dem Konkurrenzdruck kulturwissenschaftlicher Fächer vielfach eine Umkehrung dieser Tendenz beobachten. Manche Fachvertreter befürchten eine Selbstauflösung der Germanistik, wenn sie sich ihrerseits zur Kulturwissenschaft erweitert, und fordern deshalb einen profilbildenden Rückzug auf die klassischen Kernkompetenzen der deutschsprachigen Textphilologie. Die Auslandsgermanistik ist von diesem Dilemma besonders betroffen, da angesichts ihrer begrenzten Kapazitäten Akzentverlagerungen zur einen Seite als Positionsschwächungen auf der anderen spürbar werden: Eine kulturwissenschaftliche Öffnung des Fachs könnte zu Lasten seiner sprach- und textphilologischen Anteile gehen, durch eine Konzentration auf diese könnte sie den Anschluß an die aktuellen Entwicklungen verlieren.
Es wäre jedoch unangemessen, die Kulturwissenschaft allein als konkurrentische Herausforderung der Germanistik zu sehen. Germanistik ist seit je – auch und gerade in ihren philologischen Ursprüngen – kulturwissenschaftlich orientiert gewesen. Eine kulturwissenschaftliche Öffnung der Germanistik muß nicht in Opposition zur Besinnung auf ihre philologischen Kernkompetenzen stehen, sondern kann durchaus als vitalisierender Rückgriff auf ihr eigenes, weitgehend noch unausgeschöpftes Potential angesehen werden. So sind auch die modernen Arbeitsfelder der Kulturwissenschaft – von der Historischen Anthropologie bis zur Medientheorie – für die Germanistik keine fachfremden Importe, sondern mit ihren eigenen Traditionen, Methoden und Instrumentarien eng verknüpft. Gerade die Auslandsgermanistik, die eo ipso interkulturell ausgerichtet und in besonderer Weise mit Fragen der medialen Vermittlung konfrontiert ist, hat diesbezüglich ein traditionsbedingt hohes Entwicklungspotential.
Netzliteratur ist ein relativ junges Phänomen, welches seine Wurzeln sowohl in den Experimenten der visuellen und konkreten Poesie als auch in den Anwendungen von Hypertext hat. Mit der zunehmenden Bedeutung und Nutzung von Computer- und Netzwerktechnologien ist diese neue Form von Literatur „erwachsen“ geworden: Gegenwärtig wird sie als eine der wichtigsten Einflüsse der gegenwärtigen Kunst angesehen. Netzliteratur verbindet nicht nur Sound, Video und Animationen mit interaktiven Elementen und erlaubt damit neue Formen künstlerischen Ausdrucks. Sie löst darüber hinaus die traditionellen Rollen des literarischen Systems auf: Der Tod des Autors bedeutet die Geburt des schreibenden Lesers. In dieser Studie soll das Konzept des „Kanons“, was in der traditionellen (empirischen) Literaturwissenschaft entwickelt wurde, auf Netzliteratur übertragen und nutzbar gemacht werden. Die Leitfrage ist dabei: Ist gegenwärtig bereits ein solcher Kanon existent und wie modelliert er sich heraus? Basierend auf dem Handlungsrollenmodell und einer Modifikation von Karl Erik Rosengrens mention analysis wurde ein Sample von deutschen Aufsätzen und Besprechungen zu Netzliteratur untersucht. Von zentralem wissenschaftlichen Interesse war dabei: Wie beziehen sich die Autoren auf Netzliteratur? Welche Projekte und Texte werden als bereits kanonisiert angesehen? Welche Internetdienste beeinflussen diesen Kanonisierungsprozess und wie? Diese Studie versteht sich schließlich vor allem auch als Test der Anwendbarkeit von Rosengrens Methode für die Untersuchung von Netzliteratur: Ist es zulässig, für diesen Zweck eine Methode zu benutzen, die ursprünglich zur empirischen Analyse des traditionellen literarischen Kanons entwickelt wurde? Damit soll ein Beitrag geleistet werden zur Diskussion um die Anwendbarkeit von traditionellen Methoden auf das neue Medium Internet.