BDSL-Klassifikation: 12.00.00 18. Jahrhundert > 12.08.00 Aufklärung
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Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen ist die Beobachtung, daß sich in einigen Arbeiten aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung ein Richtungswechsel bemerkbar zu machen beginnt, der Bewegung in manch (un)lieb gewordene Annahme der Forschung bringt und darauf zielt, feministische und allgemeine Literaturwissenschaft zu einer Geschlechtergeschichte der Literatur zu verbinden. Diesem Perspektivenwechsel möchte mein Beitrag anhand einer Diskussion wichtiger Neuerscheinungen nachgehen. Im Zentrum stehen drei Problemfelder, die die Forschungsdebatte der letzten Jahre wesentlich geprägt haben und zugleich ihre Neuorientierung anzeigen, nämlich 1. die Polarisierung der Geschlechtscharaktere, 2. die literarischen Gattungen und 3. die Kanonbildung. Bevor jedoch erste Ergebnisse dieses Perspektivenwechsels diskutiert werden können, muß dieser selbst dargestellt werden.
[Rudolf Schenda] sah in [der Volksaufklärung] die Ursache für die "äußerst schleppende Bildungsentwicklung des 19. Jahrhunderts, die noch heute stark fortwirkt"; keine geistige Revolution stelle sie dar, sondern lediglich "ein klägliches Gefecht gegen den zähen Brei jahrhundertealter Unbildung". Dieses Gefecht, so wissen wir inzwischen, wurde besonders mittels des geschriebenen und gedruckten Wortes geführt. Mehrere tausend Schriften wandten sich an das leseunwillige Volk, hunderte von Zeitungen und Zeitschriften wurden für einfache Leser geschrieben, und zahllose Autoren zerbrachen sich den Kopf, auf welchen Wegen alle diese Druckerzeugnisse an den anvisierten neuen Adressaten zu bringen seien. Aus diesen Diskussionen, aus dieser neu erschlossenen Literatur insgesamt läßt sich heute ein differenziertes Bild einer Reformbewegung zeichnen, die die ersten Schritte hin zu einer allgemeinen und gleichen Bildung tat. Diese Bemühungen sind voller Widersprüche, Unentschlossenheiten und Unschlüssigkeiten, doch stellen sie die erste Infragestellung des Bildungsprivilegs der oberen Stände dar.