TY - JOUR A1 - Seiler, Bernd W. T1 - Vom Recht des naiven und von der Notwendigkeit des historischen Verstehens literarischer Texte T2 - Diskussion Deutsch N2 - Die Szene ist originell, aber vielleicht nicht ganz unwahrscheinlich: Ein siebzehnjähriger Lehrling, der im finsteren Klo einer Gartenlaube nach Papier sucht, findet dort ein Reclamheft, benutzt einige Deck- und Nachblätter für den ortsüblichen Zweck und beginnt danach aus Langerweile das Buch zu lesen, das nun nichts weiter enthält als einen, als den Text. Es sind die Briefe eines gewissen Werther, die ihm so in die Hände kommen, aber der Name sagt ihm nichts, so daß er weder besondere Erwartungen noch Vorbehalte gegen die Lektüre hat, sondern sich wirklich unvoreingenommen und in seiner Lage auch frei von Ansprüchen auf sie einlassen kann. Für eine Rezeptionsforschung, die herausfinden möchte, was im Akt des Lesens und Verstehens literarischer Texte ,eigentlich' geschieht, ist die Dokumentation eines solchen Falles fraglos ein Beispiel, das dem sonst üblichen testmäßigen Abfragen von Leserreaktionen an Zuverlässigkeit überlegen ist. KW - Textverstehen KW - Rezeption Y1 - 2009 UR - http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/12823 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:30-1137271 UR - http://www.uni-bielefeld.de/lili/personen/seiler/drucke/verstehen/uebersicht.html VL - 13 SP - 19 EP - 33 PB - Diesterweg CY - Frankfurt, M. ; Berlin ; München ER -