TY - JOUR A1 - Prisching, Manfred T1 - Die Verbotsgesellschaft : zeitdiagnostische Befunde zur Zensur T2 - LiTheS : Zeitschrift für Literatur- und Theatersoziologie N2 - Erstens: Der Begriff der Zensur löst Assoziationen an vergangene Welten oder an autoritäre Systeme aus. Aber Zensur ist Gegenwart, auch in der klassischen Form durch Staaten und Religionen; und sie gewinnt ganz neue Facetten und Dynamiken durch die Systeme der digitalen Welt. Zweitens: Zensur wird grundsätzlich als negativ wahrgenommen, als Einschränkung der Rede- und Meinungsfreiheit. Aber mindestens die Hälfte des Problems besteht auch in der westlichen freiheitlichen Welt darin, wie man - im Dienste der Freiheit - Zensur aufbaut, intensiviert und durchsetzt. Drittens: Die zahlreichen Bereiche gesellschaftlicher Tabuisierung, die in einer (oft massiven) Zensurierung des Sagbaren münden, sind nicht zu unterschätzen. Es gibt Prozesse einer partiellen Sensibilisierung, die sich in sozialer Sprachkontrolle ausdrücken. Neben den sprachlichen gibt es aber auch inhaltliche 'Verbote'. Viertens: Aus einem dogmatischen Relativismus erwächst oft ein normativer Postfaktizismus. Eine dieser Varianten ist der "gefühlige Postfaktizismus", demzufolge Fakten, die den Gefühlen vieler Menschen widersprechen, nicht mehr vorgebracht werden dürfen. Linksintellektuelle und Rechtsautoritäre sind sich in der Verwendung dieser Muster sehr ähnlich. KW - Zensur KW - Political Correctness KW - Hassrede KW - Tabu KW - Autoritärer Staat Y1 - 2020 UR - http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/56796 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:30:3-567962 UR - http://lithes.uni-graz.at/lithes/beitraege20_16/prisching_verbotsgesellschaft.pdf SN - 2071-6346 VL - 13 IS - 16 SP - 7 EP - 31 PB - LiThes CY - Graz ER -