TY - JOUR A1 - Grewling, Nicole T1 - Blutsbrüder? : Deutsche, Indianer und die Konstruktion einer deutschen Kolonialidentität in Friedrich Gerstäckers Kurzgeschichten T2 - Weimarer Beiträge : Zeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kulturwissenschaften / herausgegeben von Peter Engelmann gemeinsam mit Michael Franz und Daniel Weidner N2 - Im 19. Jahrhundert war das deutsche Interesse an den Vereinigten Staaten von Amerika und damit verwandten Themen groß; man beschäftigte sich mit dem amerikanischen politischen System ebenso wie mit praktischen Ratschlägen zur Auswanderung in die USA. Die engen Verbindungen, die aufgrund der Massenemigration zwischen Deutschland und Nordamerika bestanden, verstärkten dieses Interesse; es beschränkte sich nicht nur auf Sachinformationen, sondern umfasste auch den Bereich des Imaginären und die Faszination für die amerikanischen Ureinwohner, die sogenannten Indianer - ein Interesse, das sich seinerseits aus vielen einzelnen Elementen zusammensetzte. Im letzten Jahrzehnt wurde in der Forschung verstärkt der Frage nachgegangen, in wieweit diese Faszination in deutschen Kolonialfantasien des 19. Jahrhunderts begründet liegt. Die Figur des Indianers ist ein zentraler Kristallisationspunkt dieser Fantasien und ein Topos der Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts. Sie ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Werke von Friedrich Gerstäcker. Gerstäcker schrieb Informationsbroschüren und Sachtexte über die USA und deren ursprüngliche Bevölkerung, besuchte verschiedene Stämme, portraitierte Stammesangehörige und schrieb darüber hinaus zahlreiche Romane und Kurzgeschichten, in denen Indianer eine Rolle spielten. Seine Texte über indianische Figuren beruhen auf persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen und charakterisieren sie oft auf detailliertere Weise als seine Zeitgenossen es tun, die die Indianer meist in Stereotypen darstellen. In seinen Texten bemüht sich Gerstäcker um genaue und individualisierte Beschreibungen und stellt die Indianer oft in positiven Beziehungen mit weißen - besonders deutschen - Figuren dar. Derartige Bilder resultieren sicherlich aus Gerstäckers kosmopolitischer Weltanschauung, die er sich im Laufe seiner Weltreisen und Begegnungen mit den verschiedensten Völkern aneignete. Andererseits stellt Gerstäcker die Indianer dennoch häufig so dar, dass sie den Deutschen auf verschiedenartigste Weise unterlegen erscheinen. Daraus ergeben sich ambivalente Darstellungen der indianischen Figuren, die beim Leser die Frage nach einem möglicherweise unvollständigen oder widersprüchlichen Weltbild des Autors aufwerfen. KW - Gerstäcker, Friedrich KW - Kolonialismus KW - Indianer KW - Kolonialismus KW - Ethnizität Y1 - 2019 UR - http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/49314 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:30:3-493140 UR - http://www.passagen.at/cms/index.php?id=326 SN - 978-3-7092-0213-9 SN - 0043-2199 SN - 2510-7291 VL - 61 IS - 4 SP - 578 EP - 594 PB - Passagen Verlag CY - Wien ER -