"Ein Institut für die Erziehung der Frauen - das war der Gedanke, der sie selbst jahrelang beschäftigte und zu dem sie Pläne entwarf und entwerfen ließ. Sie dachte es sich als einen Komplex von Anstalten, in denen die Gelegenheit zu jener allseitigen Ausbildung der weiblichen Persönlichkeit geboten werden sollte, mit der für sie die Lösung der Frauenfrage vor allem verbunden war."[270] |
Der Name des Hauses leitete sich von Johann Heinrich Pestalozzi (1746 - 1827) und Friedrich Fröbel (1782 - 1852) her. Beide waren "Wegbereiter der modernen Erlebnispädagogik".[271] Die Fröbelbewegung ist benannt nach dem Pädagogen Friedrich Fröbel, welcher die Begriffe Kindergarten und Kindergärtnerin ins Leben rief und auf diesem Weg für eine organisierte pädagogische Form der Kinderbetreuung sorgte. Diese ersten Kindergärten wurden von nicht erwerbstätigen, bürgerlichen Frauen genutzt, die ihre Kinder aufgrund pädagogischer Ideen den ausgebildeten Kindergärtnerinnen überließen. Ziel war die Verbesserung der Bildung vom Kindesalter an, die sowohl Jungen als auch Mädchen zugute kommen sollte. Zwar kam es in Preußen zwischen 1851 und 1860 zu einem Kindergartenverbot, da die Regierung "sozialistische und atheistische Bestrebungen" dahinter vermutete,[272] denn das |
"freisinnige, revolutionär gestimmte Bürgertum begrüßte sie, oftmals ging die Leitung der Kindergärten in die Hände 'freiheitlich' gesinnter Frauen über, vom neuen Geist der Zeit beflügelte Jungfrauen strömten in die überall neu gegründeten Kindergärtnerinnen-Institute."[273] |
Jedoch konnte sich die Fröbelbewegung in den anderen Landkreisen weiterhin ausbreiten und schließlich auch wieder in Berlin Fuß fassen.[274] 1873 wurde schließlich der 'Deutsche Fröbel-Verband' gegründet, der noch heute existiert. |
Durch seine Initiativen wollte Friedrich Fröbel die Ausbildung und Erziehung von Mädchen verbessern, auch in Hinblick auf eine spätere Erwerbstätigkeit. |
"Fröbel, [...] welcher der Frau die erste und wichtigste Stelle in der Erziehung der Menschheit zuwies, welcher sie aufrief zur Mithilfe in freier Vereinstätigkeit, [...] er war es, der unmittelbar und mittelbar den Boden vorbereitete, auf welchem in Deutschland die Arbeit für eine bessere Ausbildung des weiblichen Geschlechtes, für eine Erweiterung seiner Erwerbsgebiete, für seine Befreiung von mancherlei gesetzlichen und gesellschaftlichen Hemmnissen aufgebaut werden konnte."[275] |
Diese Ideen wurden von Henriette Schrader-Breymann, einer Nichte von Friedrich Fröbel, die 1872 durch die Heirat mit dem liberalen Kulturpolitiker Karl Schrader nach Berlin gekommen war, aufgenommen. Ihr Bestreben war es, "Pestalozzis Gedanken zur Erziehung in der Wohnstube mit den Gedanken Fröbels zum Spiel und zur Kindergartenerziehung zu verbinden und auf die gesellschaftlichen Verhältnisse des ausgehenden 19. Jahrhunderts anzuwenden."[276] Durch ihre Hochzeit lernte sie die Kronprinzessin kennen, da ihr Mann zu den engsten Freunden des Paares gehörte und politisch dieselben liberalen Ideen vertrat wie diese. Da Victoria ebenfalls erkannte hatte, daß die Bildungssituation der Frauen grundlegend verändert werden müßte, unterstützte sie Schrader-Breymanns Initiative, als jene 1874 den "Berliner Verein für Volkserziehung" gründete, der anschließend Träger des Pestalozzi-Fröbel-Hauses wurde. Es entstand ein Seminar für die Ausbildung von Kindergärtnerinnen, dessen Protektorat die Kronprinzessin Victoria übernahm. Henriette Schrader-Breymann (1827 - 1899), eine der großen Frauen der Pädagogik, war eine "hervorragende Förderin der Mädchen- und Frauenbildung und der Kindererziehung"[277]. Sie äußerte sich in einem Tagebucheintrag vom 22.3.1888 über die Bedeutung der Kaiserin Friedrich für die Frauenbewegung: |
"Was für uns Frauen unsere Kaiserin Friedrich bedeutet, das habe ich tief erkannt. Sie zeigt uns die wahrhafte Befreiung des weiblichen Geschlechts in der Ehe, in der Arbeit an der Kultur unserer Zeit, und gerade unsere jetzige Zeit fordert diese Entwicklung des Weibes, die Befreiung der Bildung ihrer Kräfte zur Mitarbeit am sozialen Leben mit größerem Bewußtsein und besserer Vorbereitung. Auf den oben berührten Grundgedanken bauend, daß beide Geschlechter in ihrem Verhältnis zueinander verschiedenartig, aber gleichwertig sind, hat unsere Kaiserin schon als Kronprinzessin, trotz erschwerender Umstände, schon Bedeutendes auf dem Felde der Erziehung nach den verschiedensten Richtungen hin gewirkt."[278] |
Eine weitere Wegbereiterin der bürgerlichen Frauenbewegung war Helene Lange (1848 - 1930). Sie war sowohl mit Henriette Schrader-Breymann als auch mit der Kronprinzessin eng befreundet. Über letztere schrieb sie 1899 in einem Nachruf, "daß die Frau eine Kulturmission zu erfüllen hat, die nicht durch den üblichen gleichgültigen Ehe- und Mutterschlendrian erfüllt wird." Dies war Henriette Schrader mit ihren Aktivitäten gelungen.[279] |