Beobachtung und Erinnern : Johann Peter Hebels "Rheinländischer Hausfreund"
- Eine formgeschichtliche Betrachtung kann zeigen, daß in Hebels "Rheinländischem Hausfreund" die narratologische Beziehung zwischen Kalendermann und Leser sich nur scheinbar harmlos und vertraulich darstellt, im Text sich aber als simulierte Nähe aus Distanz und Fremdheit herstellt. Auf vergleichbare Weise wird eine in den Kalendern simulierte Mündlichkeit beschreibbar als Produkt einer um 1800 sich durchsetzenden dominanten Schriftlichkeit. Die formgeschichtliche Analyse der Kalenderfolge kann eine im Schatzkästlein nicht mehr ersichtliche Korrespondenz von Beschreibungen des Kosmos und politischen "Weltbegebenheiten" rekonstruieren und damit eine bislang behauptete statische Geschichtsauffassung widerlegen. Schließlich vermag die formale Analyse einer raffinierten Verschränkung von Satire und Camouflage die in Hebels Reise nach Paris eingeschriebene Distanz sowohl zu den Nationalisten wie zu den regierenden Monarchien herauszuarbeiten.