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Prospektive, longitudinale, multizentrische Studie zur SUDEP Aufklärung von Erwachsenen mit Epilepsie

  • Menschen mit Epilepsie (engl. PWE) haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko, vorzeitig zu versterben. Der plötzliche, unerwartete Tod bei Epilepsie (engl. Sudden Unexpected Death in Epilepsy, kurz SUDEP) stellt die häufigste epilepsiebedingte Todesursache dar. Obwohl das Thema in Fachkreisen zunehmende Aufmerksamkeit erfährt, die Empfehlung zur SUDEP Aufklärung zunehmend in nationalen Leitlinien aufgenommen wird, und der Patientenwunsch nach einer generellen SUDEP Aufklärung in verschiedenen Studien gezeigt werden konnte, besteht weiterhin ein Informationsdefizit unter PWE. Ursache hierfür scheint insbesondere die Sorge der behandelnden Neurolog*innen zu sein, Menschen mit Epilepsie übermäßig emotional zu belasten und ihre Lebensqualität zu mindern. Diese Studie untersucht sowohl das Vorwissen über SUDEP als auch unmittelbare sowie langfristige Auswirkungen einer SUDEP Aufklärung auf Erwachsene mit Epilepsie. Ziel ist mögliche negative Auswirkungen der Aufklärung sowie Auswirkungen auf das Verhalten aufzudecken. Aus diesem Zweck wählten wir ein prospektives, multizentrisches, longitudinales Studiendesign. Die Daten wurden in halbquantitativen Interviews vor (vor der Aufklärung), unmittelbar nach (nach der Aufklärung) und drei Monate nach (3-Monats Follow-up) der SUDEP Aufklärung erhoben. Um die direkte Vergleichbarkeit zwischen den Zeitpunkten zu ermöglichen wurden folgende validierte Instrumente verwendet: das Neurological Disorders Depression Inventory for Epilepsy (NDDI-E) zur Erfassung depressiver Symptome, der EuroQoL (EQ-5D) zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL), eine visuelle Analogskala (VAS) zur Erfassung des allgemeinen Gesundheitszustandes, die revised Epilepsy Stigma Scale (rESS) zur Erfassung der wahrgenommenen Stigmatisierung und die Seizure Worry Scale zur Erfassung anfallsbezogener Sorgen. Insgesamt wurden 236 Teilnehmende (Durchschnittsalter: 39,3 Jahre, Spannweite: 18-77 Jahre, 51,7 % Frauen) in die Studie eingeschlossen. 205 (86,9 %) der Teilnehmenden konnten erneut im Langzeit Follow-up nach drei Monaten befragt werden. Eine der Teilnehmenden verstarb im Zeitraum des Follow-ups an SUDEP. Keines der validierten Instrumente zeigte zwischen den Zeitpunkten vor der Aufklärung und dem 3-Monats Follow-up eine Verschlechterung. Vor der Aufklärung hatten nur 27,5 % der Teilnehmenden von SUDEP gehört, und nur 9,3 % gaben an, diese Informationen von ihrer bzw. ihrem Neurolog*in erhalten zu haben. Nach der Aufklärung gaben mehr als 85 % der Teilnehmenden an, mit der SUDEP Aufklärung zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Drei Viertel der Teilnehmenden gaben an, durch die Aufklärung nicht oder überhaupt nicht belastet zu sein. Mehr als 80 % der Teilnehmenden befürworteten eine generelle SUDEP Aufklärung für alle Menschen mit Epilepsie. Bei dem 3-Monats Follow-up gab die Mehrheit der Teilnehmenden an, keine Verhaltensänderung vorgenommen zu haben, 24,8 % berichteten jedoch von starken Verhaltensänderungen. Unsere Studie zeigt, dass eine SUDEP Aufklärung keine negativen Auswirkungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand, die HRQoL, depressive Symptome, krankheitsbezogene Stigmatisierung oder Sorgen vor Anfällen hat. Insgesamt zeigte sich eine hohe Zustimmung zur SUDEP Aufklärung. Eine generelle SUDEP Aufklärung könnte sich zudem positiv auf die Compliance auswirken und das Mortalitätsrisiko senken. Eine SUDEP Aufklärung bietet allerdings keinen sicheren Schutz vor SUDEP.
  • Objective: Despite increased awareness of the serious epilepsy complication sudden unexpected death in epilepsy (SUDEP), a substantial population of people with epilepsy (PWE) remain poorly informed. Physicians indicate concern that SUDEP information may adversely affect patients' health and quality of life. We examined SUDEP awareness and the immediate and long-term effects of providing SUDEP information to PWE. Methods: Baseline knowledge and behaviors among PWE and behavioral adjustments following the provision of SUDEP information were evaluated in a prospective, multicenter survey using the following validated scales: Neurological Disorders Depression Inventory for Epilepsy for depression symptoms, the EuroQoL five-dimension scale for health-related quality of life (HRQoL), a visual analog scale for overall health, the revised Epilepsy Stigma Scale for perceived stigma, and the Seizure Worry Scale for seizure-related worries. The prospective study collected data through semiquantitative interviews before (baseline), immediately after, and 3 months after the provision of SUDEP information. Results: In total, 236 participants (mean age = 39.3 years, range = 18-77 years, 51.7% women) were enrolled, and 205 (86.9%) completed long-term, 3-month follow-up. One patient died from SUDEP before follow-up. No worsening symptoms from baseline to 3-month follow-up were observed on any scale. At baseline, 27.5% of participants were aware of SUDEP. More than 85% of participants were satisfied with receiving SUDEP information. Three quarters of participants were not concerned by the information, and >80% of participants recommended the provision of SUDEP information to all PWE. Although most patients reported no behavioral adjustments, 24.8% reported strong behavioral adjustments at 3-month follow-up. Significance: The provision of SUDEP information has no adverse effects on overall health, HRQoL, depressive symptoms, stigma, or seizure worry among PWE, who appreciate receiving information. SUDEP information provision might improve compliance among PWE and reduce but not eliminate the increased mortality risk.

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Metadaten
Author:Nora-Elena Franziska WadleORCiDGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-802876
DOI:https://doi.org/10.21248/gups.80379
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Adam StrzelczykORCiDGND, Christian Grefkes-HermannORCiDGND, Andreas Schulze-BonhageORCiDGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2023/12/05
Year of first Publication:2023
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2023/11/30
Release Date:2023/12/18
Tag:SUDEP; counseling; depression; mortality; quality of life
Page Number:48
Note:
Kumulative Dissertation - enthält die Verlagsversion (Versions of Record) des folgenden Artikels: Wadle, Nora-Elena; Schwab, Christina; Seifart, Carola; Podewils, Felix von; Knake, Susanne; Willems, Laurent M.; Schulz, Juliane; Conradi, Nadine; Rosenow, Felix; Strzelcyk, Adam (2022): Prospective,  longitudinal, multicenter study on the provision of information regarding sudden unexpected death  in  epilepsy  to  adults  with  epilepsy. Epilepsia (2022), Vol 64 (2) Seiten 406-419, eISSN 1528-1167. DOI 10.1111/epi.17481
HeBIS-PPN:514139730
Institutes:Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
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