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Das bronzezeitliche Kampfgeschehen im Tollensetal – ein Großereignis oder wiederholte Konflikte?

The bronze age battle in the Tollense valley – one major event or recurring conflicts?

  • In den 1990er Jahren wurden am Ufer der Tollense in Mecklenburg-Vorpommern wiederholt Menschenreste entdeckt. Eine erste Sondierung ergab 1996 eine flächig erhaltene Fundschicht mit Menschenresten und wenigen Pferdeknochen (Fundplatz Weltzin 20) aus der Zeit um 1300 v. Chr. Ein Schädel mit Impression verstärkte den Verdacht auf einen Gewaltkonflikt. Die seit 2008 durchgeführten Untersuchungen (u. a. Grabungen, Unterwasserarchäologie, Detektorbegehungen, osteoarchäologische Untersuchungen) liefern zunehmend Argumente für ein bronzezeitliches Gewaltereignis an der Tollense. Inzwischen können kleinräumig verlagerte Menschenreste an verschiedenen Stellen auf über 2,5 km Länge im Flusstal nachgewiesen werden. Unter den zahlreichen Bronzefunden fallen Waffenfunde auf, vor allem bronzene Tüllenpfeilspitzen. Sie korrespondieren gut mit den Verletzungen an den Knochen der ca. 140 Mindestindividuen, fast ausnahmslos junge Männer. Als Ausgangspunkt für den postulierten Konflikt wird eine befestigte Talquerung angenommen. Für seine Dimension ist es von großer Bedeutung, ob die Opfer auf ein Ereignis oder wiederholte Kampfhandlungen zurückgehen. Zahlreiche AMS-Daten sprechen für eine Datierung der Funde in die Zeit von 1300 bis 1250 v. Chr. Insgesamt erlauben die absoluten Daten keine nähere zeitliche Eingrenzung der Ereignisse. Vor allem die ähnliche Zusammensetzung der Funde, das ähnliche Erscheinungsbild der einzelnen Fundplätze, die Dominanz junger Männer, die ähnlichen Verletzungen und das Fehlen von Karnivorenverbiss an den Knochen werden als starke Argumente dafür gesehen, dass die verschiedenen Fundstellen auf ein großes Gewaltereignis zurückgehen. Eine hypothetische Hochrechnung führt zu einer Zahl von ca. 1600-2200 beteiligten Kämpfern, was auf um eine überregionale Auseinandersetzung kampferprobter Männer schließen lässt. Für eine Herkunft der Männer aus unterschiedlichen Regionen sprechen auch die Sr-Isotopen-Analysen.
  • In the 1990s human remains were repeatedly discovered at River Tollense in Mecklenburg-Western Pomerania. An initial test excavation in 1996 revealed a layer containing human remains and a few horse bones (site Weltzin 20), dated to 1300 BC. One skull with a depressed fracture strengthened the suspicion that it was caused by a violent act. Investigations conducted since 2008 in the river valley (excavations, underwater archaeology, surveys with metal detectors, osteo-archaeological examinations) have yielded explicit evidence for a violent event during the Bronze Age at River Tollense. Human remains have been attested in different places along a 2.5 km long stretch of the river; there were obviously only small-scale disarticulations due to fluvial activities. The number of weapons among the bronze finds, above all socketed arrowheads, is striking. The weapons correspond to lesions on the bones of all in all 140 individuals, almost all young men. The starting point of the postulated conflict was assumedly a causeway crossing the valley. The dimensions of the conflict are pivotal for the question as to whether these men were victims of one battle or of repetitive events. Numerous AMS-datings assign the finds to the time 1300–1250 BC. All in all, however, the absolute dates do not permit a closer determination of the time of events. Above all, the similar composition of finds at all sites, the predominance of bones of young men with similar lesions, and the absence of bite marks of carnivores are viewed as strong arguments that the different findspots go back to one violent event. An estimated 1600–2200 individuals were involved in the conflict. This was likely not a local event, but a supra-regional one with men experienced in battle taking part in it. Sr-isotope-analyses indicate that the combatants came from different regions.

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Verfasserangaben:Thomas Terberger, Detlev Jantzen, Joachim Krüger, Gundula Lidke
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-539709
ISBN:978-3-7749-4163-2
Titel des übergeordneten Werkes (Deutsch):Bronzezeitliche Burgen zwischen Taunus und Karpaten : Beiträge der Ersten Internationalen LOEWE-Konferenz vom 7. bis 9. Dezember 2016 in Frankfurt/M. = Bronze age hillforts between Taunus and Carpathian Mountains / herausgegeben von Svend Hansen, Rüdiger Krause. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie ; Band 319. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie / Prähistorische Konfliktforschung ; 2
Verlag:Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH
Verlagsort:Bonn
Dokumentart:Teil eines Buches (Kapitel)
Sprache:Deutsch
Jahr der Fertigstellung:2020
Jahr der Erstveröffentlichung:2018
Veröffentlichende Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Beteiligte Körperschaft:Internationale Tagung des LOEWE-Schwerpunkts "Prähistorische Konfliktforschung. Burgen der Bronzezeit zwischen Taunus und Karpaten" (1. : 2016 : Frankfurt am Main)
Datum der Freischaltung:21.05.2020
Seitenzahl:21
Erste Seite:103
Letzte Seite:123
HeBIS-PPN:465150993
Institute:Sprach- und Kulturwissenschaften
DDC-Klassifikation:9 Geschichte und Geografie / 93 Geschichte des Altertums (bis ca. 499), Archäologie / 930 Geschichte des Altertums bis ca. 499, Archäologie
Sammlungen:Universitätspublikationen
Open-Access-Publikationsfonds:Sprach- und Kulturwissenschaften
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