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Untersuchung zum Einfluss von Kath auf die Fahrtüchtigkeit : Probandenstudie und Interpretation authentischer Fälle

  • Der zunehmende Emigrantenzustrom bedeutet auch eine Zunahme an fremden Drogen in unseren Breitengraden. Kath, eine Droge, welche mehrheitlich im vorderen Orient verzehrt wird, hat so den Weg zu uns gefunden. Kathkonsumenten mit auffälligem Fahrverhalten werden durch die Polizei gestoppt und es gibt Anfragen der Gerichte an die forensischtoxikologischen Sachverständigen zu dieser Droge, da Kath unter den im § 315, 316 StGB genannten Begriff der „anderen berauschenden Mitteln“ fällt und somit Klärungsbedarf bestand in wie weit Kath als Droge die Fahrtüchtigkeit beeinflusst oder einschränkt. Gerade zum Thema Fahren unter Katheinfluss gab es keine Literatur, so dass eine Pilotstudie konzipiert wurde, um mit Methoden aus dem Bereich des MPU-Verfahrens diese Problematik zu untersuchen. Zur Untersuchung des Einflusses von Kath auf den Menschen wurde eine Pilotstudie mit vier Probanden durchgeführt, diese mussten eine Stunde lang authentisches Kath kauen, danach über einen Tag verteilt verschiedene Tests absolvieren, sich Blut und Vitalparameter untersuchen lassen. Der Untersuchungsablauf erfolgte nach einem festgelegten Schema. Zu den Testsystemen zählte das Wiener Determinationsgerät, der d2-Durchstreichtest, sowie die Befindlichkeitsskala. Es wurde ein routineanalytisches Verfahren etabliert, womit die Alkaloide des Kath mittels Festphasenextraktion und nach Derivatisierung gaschromatographisch-massenspektrometrisch im Blut analysiert wurden, die Quantifizierung erfolgte nach Kalibration mit Referenzsubstanzen. Das Verfahren wurde validiert und es zeigte sich, dass keine Störungen durch Matrixbestandteile auftraten, so dass die Alkaloide eindeutig detektiert werden konnten. Weiterhin wurde eine Stabilitätsstudie durchgeführt, um die Lagerungsbedingungen zu optimieren, insbesondere für das instabile Cathinon. Um authentische Fälle besser interpretieren zu können, erfolgte die pharmakokinetische Auswertung der Alkaloide aus dem Blut der Probanden. Es zeigte sich, dass bei der Konsumform des Kauens mehr als 90% der Alkaloide aus dem Blattmaterial aufgenommen wurden. Bei den Plasmakonzentrationen wurden Norephedrin und Cathin über 54 Stunden im Blutserum nachgewiesen, Cathinon weniger als 12 Stunden. Maximale Plasmakonzentrationen wurden (tmax) im Durchschnitt nach 2,3h (Cathinon) erreicht, 2,6h (Cathin) und 2,8h (Norephedrin). Die pharmakokinetische Auswertung zeigte, dass die Verteilung und Elimination am besten durch ein Zwei-Kompartiment-Modell mit Zweisegmentabsorbation charakterisiert war, wobei im ersten Segment am meisten absorbiert wurde (über 77%), höchstwahrscheinlich über die mucösen Membranen der Mundschleimhaut. Die psychophysischen Leistungstests zeigten im Falle des WD und des d2-Tests eine marginale Zunahme der richtig bearbeiteten Zeichen, wahrscheinlich durch einen Lerneffekt bedingt. Der Befindlichkeitstest zeigte nach über 3 Stunden eine Befindlichkeitsverschlechterung an. Bei den Blutdruck- und Pulsmessungen kam es zu keinen deutlichen Abweichungen. Insgesamt wurden keine eindeutigen psychophysischen Veränderungen festgestellt, was auf die aus ethischen Gründen bei der Pilotstudie verwendete geringe Drogenmenge und die fehlende Kontrollgruppe zurückzuführen sein dürfte. In Ergänzung zur Probandenstudie wurden Befunde an Kathkonsumenten in 39 forensischen Fällen ausgewertet und hinsichtlich der angeblichen Aufnahmemenge der Droge, der Alkaloidkonzentrationen im Blutserum und den Polizei- und Dienstarztaussagen interpretiert. Eine Korrelation zwischen Alkaloidkonzentrationen im Blut und den psychophysischen Defiziten wurde nicht gefunden. Die Auswertung zeigte, dass bei 54% der Betroffenen Reaktionen, die an amphetamininduzierte Zustände erinnern, wie Tremor, Nervosität, vegetative Symptome (Pupillenveränderungen, trockener Mund), Apathie, Beeinträchtigungen beim Stehen und Laufen auftraten. Andererseits wurden bei, laut eigener Angaben, chronischem Kathabusus (35%) häufig keine oder nur geringe Ausfallserscheinungen festgestellt. Aufgrund der hier erhobenen Befunde muss man schlussfolgern, dass sich durch Kath drogeninduzierte Zustände hervorrufen lassen, die allerdings in der Probandenstudie aufgrund des Studiendesigns nicht produziert werden konnten. Die bei authentischen Konsumenten beobachteten erheblichen Ausfälle in der Leistungsfähigkeit belegen eindeutig, dass Kath als „berauschendes Mittel“ klassifiziert werden muss. Bei den Kath-Konsumenten handelte es sich ausnahmslos um Personen mit Emigrationshintergrund, welche Kath gewohnheitsgemäß chronisch anwenden und bei denen die Einsicht fehlt, auf diese Droge zu verzichten. Für die Widerherstellung der Fahreignung ist daher bei nachgewiesenem Kathabusus in Verbindung mit Verkehrsdelikten eine strenge Abstinenz gemäß den Leitlinien zur Fahreignungsbegutachtung zu fordern. Die Erkenntnisse dieser Arbeit wurden unter anderem für ein Gutachten für den Bundesgerichtshof zur Bestimmung der „nicht geringen Menge“ für Cathinon herangezogen und im Urteil vom 28.Oktober 2004 (BGH, Urteil vom 28.10.04-4 StR 59/04- LG Münster) gewürdigt.
  • The increasing emigrant inflow means also an increase with formerly unkown drugs of abuse in our areas. Kath, a drug which is widely abused by people from the front orient found the way to us. Users of Kath are stopped by German police officers and consequently there are inquiries of the courts to the forensic experts about this drug. Kath may be judged as an abused drug in German legislation and it needed therefore to be elucidated in ow far Kath might affect driving fitness. As no specialized literature on that topic existed, a pilot study was carried out to examine this problem with methods used for the medicalpsychological examination of drivers for their driving fitness. For the investigation of the influence of Kath on humans a pilot study with four people chewing authentic Kath for one hour was carried out where several psycho-physical tests were performed and blood was taken for analysis of Kath alkaloids. Among the test systems were the “Wiener Determinationsgerät”, the “d2-Durchstreichtest” and the “Befindlichkeitsskala”. For the analysis of Kath alkaloids in blood samples a routine analytical procedure was established consisting of solid-phase extraction, derivatization and gas chromatographic-mass spectrometric analysis. The quantitative procedure was validated using reference substances spiked in plasma and showed no interference by matrix compounds for the detection of the analytes. Furthermore a stability study was carried out to optimize the storage conditions, in particular for the cathinone which is unstable. From the plasma concentrations a pharmacokinetic evaluation of the three main alkaloids was performed. It was found that more than 90% of the alkaloids were absorbed from the leaves. Norephedrine and cathine could be detected more than 54 hours in plasma while Cathinon was identified only less than 12 hours. Maximum plasma concentrations were reached in average (tmax) after 2.3h (cathinone), 2.6h (cathine) and 2,8h (norephedrine). The pharmacokinetic evaluations showed that the distribution and elimination were best characterized by a two compartment model with two segment absorption where in the first segment the absorption was predominant (more than 77% of the dose) most likely by passage of the mucous membranes in the oral cavity. The psycho-physical tests “d2” and “WD” showed a marginal increase in the correctly assigned signs which was most probably due to a learning effect. The “Befindlichkeitstest” indicated a decrease of mood after three hours. Blood pressure and pulse were in normal physiological ranges without marked deviations. Therefore no marked changes of the psychophysical state could be found which might be attributed to the low dose used by drug naïve participants and the missing of a control group. In addition to the pilot study observations of police and medical staff of authentic Kath users in 39 forensic cases were evaluated in comparison with the alkaloid concentrations determined. No correlation between alkaloids in plasma and psychophysical deficits was found. The evaluation showed that in 54% of the cases symptoms of the amphetamine-type were observed like tremor, nervousness, vegetative symptoms (pupil deviations, dry mouth), apathy, impairment of stand and walk. On the other side users with admitted chronic abuse (35%) were often asymptomatic. Due to the findings it must be concluded that Kath produces drug-induced deficits. These were not observed in the pilot study with drug-naive participants but the marked impairments observed in authentic users classify Kath as drug of abuse according to the German legislation. The users of Kath were without exception persons with emigration background and to some extent chronic users without inclination to do without Kath. For the restoration of the driving licence after revocation due to driving under the influence of Kath strict abstinence must be proven according to the official guidelines. Some of the present results were used in an expertise for the Federal High Court (Bundesgerichtshof) with regard to the regulation of the “nicht geringen Menge” for cathinone and were considered in the judgment of the 28th of October 2004 (BGH, judgment of 28.10.04-4 STR the 59/04 LG Münster).

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Metadaten
Author:Markus Schramm
URN:urn:nbn:de:hebis:30-51090
Referee:Gerold Kauert, Irmgard TegederORCiD
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2006
Year of first Publication:2006
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2007/07/04
Release Date:2007/11/21
Page Number:77
HeBIS-PPN:194709264
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht