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Flunitrazepam : eine Evaluation forensisch-toxikologischer Daten aus dem Institut für Forensische Toxikologie, Zentrum der Rechtsmedizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main ; 1998 - 2003

  • Benzodiazepine stehen in den Medikamentenmissbrauchslisten an erster Stelle und sind deswegen auch von Interesse in der Kriminalistik. Grundlage der vorliegenden Arbeit war die Analyse sämtlicher Benzodiazepin-Fälle, die in den Jahren 1998 bis 2003 im Institut für Forensische Toxikologie, Zentrum der Rechtsmedizin der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main untersucht wurden. Zur Auswertung kamen insgesamt 2695 Fälle, wobei das Hauptaugenmerk auf die 410 Personen gelegt wurde, bei denen Flunitrazepam nachgewiesen werden konnte. Anhand der gesammelten Daten war es möglich, Flunitrazepam unter verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten: 1. Welche Bedeutung hat Flunitrazepam in der Gruppe der Benzodiazepine und kann man im Laufe der Jahre Änderungen im Konsummuster feststellen? 2. Wie ist die Geschlechtsverteilung? 3. Gibt es im Untersuchungszeitraum monokausale Flunitrazepam – Todesfälle? 4. Lassen sich anhand des Vergleichs zwischen Flunitrazepam und Diazepam Unterschiede im Beigebrauch feststellen? 5. Lassen sich anhand des Vergleichs zwischen Flunitrazepam und Benzodiazepinen-Gesamt Unterschiede in der Deliktart feststellen? 6. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Konzentration und Deliktart? 7. Welche Bedeutung hat Flunitrazepam in der Drogenszene? Die Auswertung der Daten erbrachte folgende Resultate: 1. Der Pharmakonzern Hofmann La-Roche führte an seinem Produkt Rohypnol® einige Veränderungen durch, um den zunehmenden Missbrauch zu verhindern. 1994 wurde die Darreichungsform von 2 mg auf 1 mg reduziert und 1998 wurde der Farbstoff Indigocarmin hinzugefügt. Von Interesse bei der Analyse der Daten war, ob sich diese Änderungen auf den Konsum von Flunitrazepam auswirkten. Aus diesem Grund wurde zusätzlich noch eine Auswertung über die Benzodiazepinverteilung der Jahre 1993 bis 1997, in denen insgesamt 1630 Benzodiazepin-Fälle registriert wurden, durchgeführt. Bei der Analyse der Benzodiazepinverteilung konnte in den Jahren 1993 bis 1997 und 1998 bis 2003 ein ständiger Zuwachs der Gesamtbenzodiazepin-Fälle festgestellt werden. Dieser Zuwachs ist auf den Anstieg der Untersuchungszahlen im Institut zurückzuführen. Jedoch ließen sich bei den Flunitrazepam-Fällen, gerade in den Jahren 1994 und 1998, Abweichungen im Konsumverlauf feststellen, welche auf die Veränderungen des Pharmakonzerns zurückzuführen sein könnten. Bei den Fragebögen, die mit 15 Schwerstabhängigen aus der Frankfurter Drogenszene durchgeführt wurden, kam es zu folgenden Ergebnissen: nach 1994 wurde der Konsum erhöht, nach 1998 gab es bei den meisten entweder gar keine Veränderung oder die Tabletten wurden anfangs vermehrt oral konsumiert. 2. Aufgrund der Kriminalitätsrate mit überwiegend männlicher Beteiligung lag der Frauenanteil der erfassten Personen bei nur etwa 1/5 (Benzodiazepine-Gesamt: 21,8%, Flunitrazepam: 15,9%). 3. Während des Untersuchungszeitraums konnten keine „reinen“ Flunitrazepam –Todesfälle festgestellt werden. 4. Im Vergleich der Cobefunde waren die Substanzen THC, Morphin, Codein und Methadon in der Diazepam-Gruppe häufiger anzutreffen als in der Flunitrazepam-Gruppe. Lediglich Kokain wurde in der Flunitrazepam-Gruppe vermehrt konsumiert. 5. Als führende Deliktart konnten in der Flunitrazepam-Gruppe die Eigentumsdelikte ermittelt werden. In der Benzodiazepin-Gruppe kam es am häufigsten zu Verkehrsdelikten. 6. Die höchsten Flunitrazepam - Konzentrationen im Blut wurden ebenfalls bei den Eigentumsdelikten gefunden. 7. Aufgrund seiner stärkeren euphorisierenden und hypnotischen Wirksamkeit steht Flunitrazepam in der Frankfurter Drogenszene an erster Stelle unter den Benzodiazepinen. Das Erleben eines Rauschzustandes als Euphorie, als ein unendliches und allumfassendes Glücksgefühl, ist ein - vorrangig bei uns Menschen - bestehendes Phänomen. Den Drang dieses Gefühl zu erleben und beizubehalten gab es seit jeher und wird es auch immer geben werden. Übermäßiges Verlangen und das Nachgeben dieses Impulses führen zu Abhängigkeit und Sucht. Die aus diesem Zustand resultierenden sozialen Auswirkungen äußern sich in Dissozialität und Kriminalität. „Ein süchtig gewordener hat nur eine fixe Idee: das Gift! Seine Sucht treibt ihn zur Unehrlichkeit und zu Verbrechen“ (Georg Siegmund, 1962). Sucht und Abhängigkeit sind Tatsachen die sich nicht verleugnen lassen. Um den Missbrauch eines Medikamentes verhindern zu können, genügt es nicht, nur seine Form zu verändern, es bedarf vielmehr einer umfangreicheren Aufklärung und einer generell bewussteren Umgangsweise mit potentiell suchterzeugenden Substanzen.
  • Benzodiazepines are rated highest in the list of medical drug abuse and are therefore also of interest in criminology. Basis of this Paper was the analysis of all Benzodiazepine cases which were investigated at the Institute of Forensic Toxicology, Centre of Legal Medicine of the Johann Wolfgang Goethe University in Frankfurt/Main between the years 1998 and 2003. In total 2695 cases were evaluated; a special focus on those 410 people who had been tested positive on Flunitrazepam. Due to this collected data it was possible to examine flunitrazepam from different point of views: 1. Which significance has Flunitrazepam in the group of Benzodiazepines and has there been a change in the consumption pattern through the years? 2. What is the division of genders? 3. Were there any cases of mono causal flunitrazepam deaths? 4. Is it possible to find differences in side use when comparing Diazepam and Flunitrazepam? 5. Can be found any differences in the type of offence when comparing Flunitrazepam and the whole group of Benzodiazepines? 6. Is there a connection between the blood concentration of the substance and the type of offence? 7. How significant is Flunitrazepam at the drug scene? The analysis of the data showed the following results: 1. The Pharmaceutical group Hofmann La-Roche put its product Rohypnol through some changes in order to prevent the increasing abuse. In 1994 the form of administering was reduced from 2 mg to 1 mg and in 1998 the artificial colouring Indigocarmin was added. When analyzing the data it was of interest whether these changes had any effect on the use of flunitrazepam. Due to this reason an evaluation of the distribution of Benzodiazepine was carried out in the years of 1993 to 1997, during this time 1630 cases concerning Benzodiazepine had been registered. When analyzing the distribution of Benzodiazepines, a constant increase of all Benzodiazepine cases had been determined in the years of 1993 to 1997 and in the years of 1998 to 2003. This increase can be put down to the rise of research numbers at the Institute. In the years of 1994 to 1998, however, concerning the consumption of Flunitrazepam differences were noticed, which could be lead back to the changes of the Pharmaceutical group. The evaluation of questionnaires, which had been given to 15 highly addicted drug users of the drug scene in Frankfurt, showed following results: after 1994 the consumption increased, after 1998 was mostly no change or the pills were at first consumed orally. 2. Due to the high criminal rate with a predominantly male rate, the female share of the registered people was only at about 1/5 (Benzodiazepine total: 21. 8%, Flunitrazepam: 15.9%) 3. During the researched period of time no “sheer” Flunitrazepam deaths could be determined. 4. Comparing the coresults the substances THC, morphine, codeine, and methadone were seen more often with the Diazepam-group than with the Flunitrazepam-group. Only cocaine was used more often by the Flunitrazepam-group. 5. Within the Flunitrazepam-group property offences were the leading offence. Within the Benzodiazepine-group it was mostly traffic offences. 6. The highest blood concentration of Flunitrazepam was also found at cases of property offence. 7. Owing to its more euphorical and hypnotical effectiveness, Flunitrazepam is the number one Benzodiazepine at the drug scene in Frankfurt. Experiencing a drug rush as euphoria, as a never-ending, all-embracing feeling of happiness is a -mostly among us humans- existing phenomena. The urge to experience and to keep experiencing this feeling has always been there and will always be there. The excessive urge and giving in to this urge leads to dependency and addiction. The resulting social consequences of this state manifest in dysfunction and crime. „Ein süchtig gewordener hat nur eine fixe Idee: das Gift! Seine Sucht treibt ihn zur Unehrlichkeit und zu Verbrechen“ (“A person that became addicted only has one obsession: the Drug! His or her obsession drives him or her to dishonesty and into crime.”) (Georg Siegmund, 1962). Addiction and dependency are facts that cannot be denied. To prevent the misuse of a medical drug, changing its appearance is not enough; a more extensive educational work and a generally more aware use of potentially addictive substances are needed.

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Metadaten
Author:Britta Heyne
URN:urn:nbn:de:hebis:30-89633
Referee:Gerold Kauert
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2011/01/24
Year of first Publication:2009
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2010/05/05
Release Date:2011/01/24
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:424962063
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
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