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Die Identifizierung unbekannter Leichen anhand odontologischer Merkmale (mit geographischer Begrenzung auf die Länder Russland, Weißrussland und die Ukraine)

  • Die zunehmende Technologisierung aller Lebensbereiche sowie der seit Mitte der 60er Jahre wachsende Touristenstrom lassen uns fast jeden Tag von Katastrophen hören, bei denen eine Vielzahl von Menschen ums Leben kommen. Bei solchen Vorfällen werden viele Menschen oftmals bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Ziel muss es daher sein, die Leichen so schnell wie möglich zu identifizieren. „Sei es in Ramstein, Bopal, Enschede oder New York am 11.September 2001: Nur ein Zahn kann ausreichen, um einem Toten seinen Namen zurückzugeben2.“ Diese Aussage von Benedix kann als Anstoß für die vorliegende Arbeit gesehen werden. .... Zur Verifizierung der anfangs formulierten Vermutungen wurde im Verlauf der vorliegenden Dissertation schrittweise vorgegangen. Durch die Bearbeitung der russischen Fachliteratur wurde das notwendige Basiswissen für eine genauere Umschreibung der These geschaffen. Die anschließenden Untersuchungen in der JVA, der Zahnarztpraxis mit überwiegend russischem Patientenanteil sowie der Karteikartenauswertung in der Ukraine bestätigten in manchen Hinsichten die These, wiesen aber auch deutliche Grenzen auf. So konnte festgestellt werden, dass die Arbeiten sich häufig sehr voneinander unterschieden. Während in der Universitätsklinik von Kiev zeitgemäßer, zum Teil moderner Standard der Zahnmedizin praktiziert wurde, gab es Dorfkliniken sowie kleineren Zahnarztpraxen in und um Kiev, die in der Entwicklung noch Jahre von diesem Standard entfernt waren. Gleichzeitig konnten jedoch auch Patienten der höheren sozialen Schicht registriert werden, die sich in Behandlung in Privatpraxen befanden, welche sich bereits Ende der 90er Jahre dem hohen westeuropäischen Standard angenähert hatten. Aber nicht nur während der Reise in die Ukraine waren Unterschiede erkennbar. Bei der Auswertung der Untersuchungen aus der JVA wurde eine ähnliche Problematik erkennbar. Während in der JVA selbst häufig provisorische oder eher kostengünstige Lösungen gesucht wurden, gab es Patienten, die sich vorher entweder in ihrem Herkunftsland oder aber bereits in Westeuropa in zahnärztlicher Behandlung befanden und sich somit unterschiedliche Arbeiten im Mund befanden. Das gleiche Bild zeichnete sich in der Zahnarztpraxis in Frankfurt am Main ab. Es gab Patienten, die jahrelang in Behandlung in ihrem Heimatland waren und sich in Westeuropa nur nach Bedarf einzelne Komponente haben erneuern lassen, so dass auch bei diesen Patienten sehr unterschiedliche Arbeiten im Mund registriert wurde. Dieser Faktor würde im DVI-Fall die Arbeit erheblich erschweren. Dennoch kann man bestimmte wiederkehrende und auffallende Merkmale sowohl in der prothetischen als auch in der konservierenden Zahnheilkunde festhalten. Die konservierende Zahnheilkunde lieferte, wie aufgrund der Fachliteratur zu vermuten war, nur einen eindeutigen Hinweis im Identifizierungsfall: eine rosafarbene Verfärbung der Zahnkrone als Hinweis auf mit Paracinzement aufgefüllte Kanäle nach einer Wurzelbehandlung. Die statistische Auswertung in der Ukraine wird durch die Fachliteratur im Hinblick auf die weite Verbreitung einer solchen Versorgungsart in den 80er bis in die 90er Jahre im molaren sowie prämolaren Bereich bestätigt. Aufgrund der hohen und lang anhaltenden antibakteriellen Wirkung von Parazinzement kann ein Zahn nach einer solchen Behandlung noch lange im Mund bleiben. Obwohl diese Zähne häufig spröde geworden sind, die Zähne brechen zum Teil ab und werden oftmals überkront. Dennoch ist bei abstehenden Kronenrändern oder häufig auch unterhalb des Kronenrandes die rosa Verfärbung deutlich erkennbar. Dies kann aufgrund der vorliegenden Untersuchungen aus der JVA und der Zahnarztpraxis bestätigt werden, wo Zähne mit einer solchen Versorgung häufig anzutreffen waren. Auf den dort gefertigten Röntgenbildern wurde deutlich, dass die Versorgungsart sich auf Röntgenbildern deutlich von einer in Westeuropa als Standard angesehen Wurzelbehandlung unterscheidet. Es sind im Gegensatz zu Behandlungen aus dem westeuropäischen Raum keine Guttaperchastifte zu erkennen, sondern ein spinnennetzartiges Gewebemuster, das sich wie ein dünnes Netz durchzieht. Häufig reicht das Wurzelfüllngsmaterial nur bis zum oberen Drittel des Wurzelkanals. Im westeuropäischen Raum ist Parazinzement auf Resorzinformalinbasis nicht erlaubt aufgrund der enthaltenen kanzerogenen Substanzen. Die weiteren zeitlich aufeinanderfolgenden Versorgungsarten der konservierenden Zahnheilkunde wie die Füllungen mit Gamma 2 – Amalgam hatte zwar eine starke Korrosionserscheinung (schwarze Verfärbung) der Zähne zur Folge, dies kann jedoch nicht als eindeutiges Merkmal im realen DVI-Fall gewertet werden. In den 80er Jahren waren Kunststoffe, die nicht auf der Adhäsivbasis eingesetzt worden sind, sowie Zemente weit verbreitet. Diese Versorgungsart führte jedoch zu einem schnellen Verlust der Zähne, im Falle der Kunststoffe häufig hervorgerufen durch eine Entzündung der Pulpa und bei der Versorgung mit Zement aufgrund der negativen mechanischen Eigenschaften, so dass Zähne mit diesen Versorgungsarten in der Regel nicht mehr anzutreffen sind. Erst Mitte Ende der 90er Jahre war mit Kunststoffen auf Adhäsivbasis, zunächst aus Westeuropa stammend, dann in Osteuropa nachproduziert, eine Alternative zu Amalgam als Füllungsmaterial im Front- und Seitenzahnbereich gefunden worden. Kunststoffe dieser Art waren farbbeständig und hatten positive mechanische Eigenschaften. Für den realen Identifikationsfall liefert diese Versorgungsart jedoch keinerlei Hinweise auf die Herkunft einer unbekannten Leiche. Die Untersuchung im Hinblick auf die prothetische Zahnheilkunde ergab zusammenfassend folgende Ergebnisse: • Die gestanzte Krone war im osteuropäischen Raum in den 70er und 80er Jahren weit verbreitet und lässt mit Ihrer Form einen Rückschluss auf die Herkunft einer unbekannten Leiche zu. • Die goldähnliche Beschichtung war bei allen Untersuchungen anzutreffen und weist ebenfalls auf eine Herkunft aus dem osteuropäischen Raum hin. • Die gestanzte Brücke mit gelöteten Zwischengliedern lässt in dieser Form den Schluss einer osteuropäischen Herkunft zu. • Die gestanzte Krone mit Kunststoffverblendung ist ebenfalls nur im osteuropäischen Raum anzutreffen. • Der typische Rotgoldton der gestanzten Goldkrone kann ebenfalls als Merkmal einer osteuropäischen Herkunft gewertet werden. Im Hinblick auf die herausnehmbare prothetische Versorgung wurde im Verlauf der Untersuchungen deutlich, dass weder die MEG- noch die Totalprothese Hinweise auf die Herkunft einer unbekannten Leiche liefern können. Die Teilprothese mit handgebogener Klammer liefert zwar insofern Hinweise, als dass eine solche Art der Versorgung im osteuropäischen Raum als defintive Versorgung galt, während eine solche Versorgung im westeuropäischen Raum nur als Interimsversorgung genutzt wurde. Zusammenfassend muss man zu dem Schluss kommen, dass der festsitzende Zahnersatz eindeutigere Merkmale für den DVI-Fall liefern kann.
  • The goal of this investigation was the verification of the assumption that a corpse and/or a victim could be assigned to a particular geographical region on the basis of odontological characteristics. The investigation is limited to the areas of Russia, White Russia and the Ukraine. The investigation is based upon the processing of Russian specialist literature as well as on investigations, and subsequent statistical evaluations, of the results from a prison, from a dental practice in Frankfurt with a predominantly Russian share of patients as well as from a private practice in Kiev and from the University Clinic of the same city. Preservative odontology supplied, as was to be expected on the basis of the specialist literature, no more than one unambiguous indication in a case of identification: a pink-coloured discolouring of the crown of the tooth as an indication of canals which had been filled with paracine cement after root treatment. (A critical comment must be made at this point: namely that there were cases of discolouration to be registered in Western Europe too. The only discolouration that goes in the direction of pink is the so-called “pink spot” which can arise in a case of a reabsorption deriving from the pulp of the crown. Figure 6a shows however the typical course of the discolouration so that this cannot be confused with discolouration based upon paracine cement. The statistical evaluation in the Ukraine is confirmed by specialist literature in respect of the wide prevalence of such a kind of treatment in the 80’s up into the 90’s in both the molar as well as the premolar area. Although these teeth have often become brittle – the teeth often crumble away and have to be frequently covered by a crown, in the case of protruding crown edges, or often also below the edge of the crown, the distinctive pink discolouration is clearly recognisable. This can also be confirmed on the basis of the investigations submitted from the prison and from the dental practice, where teeth that had been treated in this way were frequently encountered. On the x-ray images made there it was clear that the nature of the treatment was clearly different from a root treatment regarded as standard in Western Europe. In contrast to treatments from the West European area there were no gutta-percha pins (pin structure) to be seen but rather a tissue sample rather like a spider’s web which pervades like a thin net. It is frequently the case that the root-filling material only reaches up to the upper third of the root canal or a blocking over of the canal is in existence. The further, chronologically sequential, kinds of treatment by preservative odontology such as fillings with gamma 2 – amalgam – did indeed have a strong corrosive appearance (black discolouration) on the teeth as a consequence, but this can, however, not be evaluated as an unambiguous characteristic in the real DVI case. In the 80’s synthetic substances such as cements, which were not deployed in an adhesive sense, were very widely used. This kind of treatment did, however, lead to a very rapid loss of the teeth, in the case of the synthetics frequently caused by an inflammation of the pulp and in the case of cement on account of the negative mechanical characteristics so that teeth treated in these kinds of way are as a rule no longer to be encountered. It was not until the end of the 90’s, initially originating in Western Europe, and then reproduced in Eastern Europe, that an alternative was found to amalgams as a material for fillings in the frontal and side areas of the teeth. Synthetic materials of this kind were stable in colour and had positive mechanical characteristics. However, for cases of physical identification this kind of treatment does not provide any indications whatsoever of the origin of an unknown corpse. Investigation in respect of prosthetic odontology yielded, in summarised form, the following results: • In the 70’s and 80’s the punched crown was very widely used in the area of Eastern Europe and, in its form, provides a certain kind of clue as to the origin of an unknown corpse. • The gold-like coating was to be encountered in all investigations and also indicates an Eastern European origin. • The punched bridge with soldered interim members is a form which also gives clues as to an Eastern European origin. • The punched crown with synthetic facing is similarly only to be encountered in the Eastern European area. • The typical reddish-gold shade of the punched gold crown can similarly be appraised as a feature of Eastern European origin. In respect of removable prosthetic treatment it became clear in the course of the investigations that neither the MEG-clamp prosthesis nor a total prosthesis could supply clues as to the origin of an unknown corpse. The partial prosthesis with hand-curved clamps provides clues inasmuch as this kind of treatment was regarded as the definitive treatment whereas such treatment in the Western European area was only used as an interim treatment. To summarise: one must come to the conclusion that fixed-position tooth replacement can provide more unambiguous features for the DVI case, however the problems surrounding the migration of the workforce make things substantially more difficult.

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Metadaten
Author:Evgeniy Liebensohn
URN:urn:nbn:de:hebis:30-56102
Publisher:Univ.-Bibliothek
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Hansjürgen BratzkeGND, Detlef HeidemannGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2008/08/15
Year of first Publication:2008
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2008/04/22
Release Date:2008/08/15
Page Number:182
Last Page:182
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:349901120
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
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