Radiomorphologische Arbeiten zur Hämochromatose-Arthropathie am Handskelett bei Patienten mit einer phänotypischen Hämochromatose

  • Hintergrund und Fragestellung: Die Arthropathie ist eine erst spät entdeckte Komplikation der hereditären Hämochromatose. Die Erstbeschreibung erfolgte durch Schumacher 1964. Sie ist eine der häufigsten Frühsymptome bei Hämochromatose-Patienten, weiterhin beeinflusst die Arthropathie von allen Hämochromatose-assoziierten Erkrankungen die Lebensqualität der Patienten am stärksten. Eine radiologisch dokumentierte Langzeituntersuchung findet sich in der Literatur nicht. Ziel der als retrospektiv angelegten Untersuchung war es, bei einem großen, einheitlich definierten Kollektiv den Einfluss demographischer Daten, des HFE-Genotyps, des Ausmaßes der Eisenüberladung sowie der mechanischen Belastung auf das Auftreten sowie die Ausprägung einer Arthropathie des Handskelettes zu untersuchen. An den vorhandenen radiologisch dokumentierten Langzeitverläufen sollte die Progression der radiologischen Veränderungen unter einer Aderlass- Therapie beurteilt werden. Des weiteren sollte anhand der erhobenen Daten und unter Würdigung der vorhandenen Literatur, die Theorien zur Genese der Hämochromatose- Arthropathie diskutiert, sowie eine einheitliche Definition der Arthropathie und ein Diagnose-Algorithmus erarbeitet werden. Patienten und Methodik: Es wurden 143 Patienten (98 Männer, 45 Frauen) mit nachgewiesener Eisenüberladung und erfolgter HFE- Genotypisierung auf das Vorliegen einer Hämochromatose- assoziierten Erkrankung, insbesondere einer Arthropathie untersucht. Dokumentiert und verglichen wurden demographische Daten, maximal gemessene Eisenstoffwechselparameter (Ferritin und Transferrinsättigung), der HFE- Genotyp, Angaben über die (berufliche) mechanische Belastung der Gelenke sowie Aderlassbehandlungen. Als Vergleichsgruppe sollten die Patienten mit nachgewiesener Eisenüberladung, aber ohne den Nachweis einer Arthropathie dienen. Bei Patienten mit radiologisch nachgewiesener Hämochromatose- Arthropathie wurden die vorliegenden Röntgenbilder des Handskelettes auf radiomorphologische Veränderungen sowie auf das Vorliegen eines möglichen Gelenktropismus hin untersucht und ausgewertet. Bei 16 Patienten mit radiologisch dokumentierten Langzeitverläufen wurden diese gesondert auf eine radiologische Progression hin untersucht. Ergebnisse: Bei 64 (44,8%) Patienten (52 Männer, 12 Frauen) wurde die Diagnose einer Hämochromatose- Arthropathie gestellt. Im Vergleich zu den 79 Patienten (46 Männer, 33 Frauen) ohne die Diagnose einer Arthropathie ergaben sich signifikante Unterschiede insbesonders im maximal gemessenen Ferritin, der Transferrinsättigung sowie dem Alter. In der Gruppe mit diagnostizierter Hämochromatose- Arthropathie und verfügbaren Röntgenbildern des Handskelettes (51 Patienten) konnte der in der Literatur beschriebene Gelenktropismus bezüglich des zweiten und dritten Metacarpophalangealgelenkes bestätigt werden. Es ergab sich weiterhin eine positive Korrelation zwischen der Höhe der Eisenüberladung und der Ausprägung der Arthropathie. Ein Zusammenhang zwischen mechanischer Beanspruchung und Schwere der Arthropathie konnte im Rahmen der Untersuchung, trotz wegweisender Befunde, nicht belegt werden. In den radiologisch dokumentierten Langzeitverläufen (16 Patienten) konnte unter einer bestehenden Aderlass- Therapie nur ein geringer radiologischer Progress und in keinem Fall eine neue Alteration der Metacarpophalangealgelenke dokumentiert werden. Es wurde weiterhin aufgrund der erhobenen Ergebnisse und unter Würdigung der vorhandene Literatur der Entwurf für eine einheitliche Definition der Hämochromatose- Arthropathie und ein Diagnose-Algorithmus erarbeitet. Fazit: Die Bedeutung der Eisenüberladung für die Entstehung sowie die Ausprägung der Hämochromatose- Arthropathie konnte nachgewiesen werden. Des weiteren konnte ein nur geringem Progress der radiologischen Veränderungen im Langzeitverlauf und ein Fehlen einer neuen Alterationen der Metacarpophalangealgelenke unter fortlaufender Eisendepletion nachgewiesen werden. Die in der Literatur dargestellte therapeutische Ineffektivität einer Aderlass-Therapie auf den Progress einer Hämochromatose-Arthropathie konnte somit nicht bestätigt werden. Die frühzeitige und konsequente Aderlass-Therapie stellt die Quintessenz der oben dargestellten Ergebnisse bezüglich einer Therapieoption zur Verhinderung oder Konsolidierung einer Hämochromatose-Arthropathie dar.
  • Arthropathy is a recently discovered complication of hereditary hemochromatosis. It was first described by Schumacher in 1964 and is one of the most frequent early symptoms in hemochromatosis patients. Of all hemochromatosis-associated symptoms, arthropathy has the highest negative impact on a patient's quality of life. The aim of this retrospective study was to show possible correlations between demographic factors, the HFE-genotype, the level of iron-overload as well as the mechanic burden of manual labor on the manifestation and extent of an arthropathy of the hand skeleton. Based on long-term radiologic data, the progression of radiologic change in the hand skeleton of patients receiving phlebotomy treatment was to be determined. Theories on the pathogenesis of hemochromatosis-arthropathy were to be reviewed and a standard definition of hemochromatosis-arthropathy including a diagnostic algorithm were to be developed. Material and methods: 143 HFE-genotyped patients (98 male, 45 female) with a proven iron-overload were screened for hemochromatosis-associated diseases, especially arthropathy. Demographic data, the maximum ferritin- and transferrin-saturation, the HFE-genotype, administered phlebotomies and details of the mechanical burden on the joints were documented and compared. Patients with a proven iron-overload but without manifestations of an arthropathy served as a reference group. In patients with a proven hemochromatosis-arthropathy, X-rays of the hand skeleton were screened for radiomorphologic changes as well as possible joint tropism. 16 patients with long-term radiologic documentation were selectively screened for radiologic progression. Results: 64 (44,8% ) patients (52 male, 12 female) were diagnosed as having a hemochromatosisarthropathy. When compared to the 79 patients (46 male, 33 female) without an arthropathy, there were significant differences in the maximum measured ferritin, transferrin-saturation and age. In the group of patients with a proven hemochromatosis-arthropathy and available Xrays of the hand skeleton (51 patients), the joint tropism of the second and third metacarpophalangeal joint described in the literature was confirmed. Furthermore, there was a positive correlation between the level of iron-overload and the extent of the arthropathy. There was no correlation between the mechanical burden on the joints and the extent of the arthropathy. The 16 patients with long-term radiologic documentation (undergoing phlebotomy therapy) showed only slow radiologic progression, and in no case could recent changes in the metacarpophalangeal joint be found. With the help of the results of this study and the literature, a standard definition of hemochromatosis-arthropathy and a diagnostic algorithm were developed. Discussion: In this study, the importance of iron-overload in the manifestation and extent of hemochromatosis-arthropathy was shown. Furthermore, in patients undergoing phlebotomy therapy, only a slow progression of radiologic changes in the long term and no recent changes in the metacarpophalangeal joints were found. So the therapeutic ineffectiveness of phlebotomy therapy in slowing the progression of a hemochromatosis-arthropathy, as postulated in the literature, could not be confirmed. Early onset and consistent implementation of phlebotomy therapy represents a viable option to prevent or stop the progression of hemochromatosis-arthropathy.

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Metadaten
Author:Arne Jörn Brecht
URN:urn:nbn:de:hebis:30-0000004210
Referee:Joachim Peter KaltwasserGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2004/07/05
Year of first Publication:2003
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2004/04/28
Release Date:2004/07/05
HeBIS-PPN:122183851
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht