Retrospektive Analyse von Ergebnissen sowie akuter und chronischer Nebenwirkungen bei Strahlentherapie des Cervixcarcinoms : RCT versus alleinige RT

  • Von den in dieser Studie 163 untersuchten Patientinnen mit Carcinom der Cervix uteri wurden 56 mit entweder postoperativer oder alleiniger Radiochemotherapie und 107 mit entweder postoperativer oder alleiniger Radiotherapie behandelt. Die Radiotherapie bestand bei allen 163 Patientinnen aus perkutaner Hochvolttherapie, in 129 Fällen kombiniert mit intrakavitärer Kontaktbestrahlung. Die Chemotherapie bestand aus der wöchentlichen Gabe von Cisplatin. 62 Patientinnen wurden vor der Therapie operiert. Das mittlere Alter bei Diagnosestellung lag bei 55 Jahren mit eine Range von 21 bis 84 Jahren. Das Tumorstadium der untersuchten Patientinnen lag zwischen I und IVa, wobei die meisten Patientinnen Tumoren im Stadium II (36,8 %) oder III (27,6 %) aufwiesen. Allerdings wurde in vielen Fällen, in denen keine Operation erfolgte, das Tumorstadium nach FIGO und bei operierten Patientinnen das Tumorstadium nach TNM-Klassifikation erfasst. Bei 96,3 % der Tumoren handelte es sich histopathologisch um ein Plattenepithelcarcinom, in 3,7 % um ein Adenocarcinom. Obwohl 6 verschiedene Therapiemodalitäten eingesetzt wurden, war vor allem der Vergleich der Gruppe, die eine Radiochemotherapie erhalten hatten, mit jener, die eine alleinige Radiotherapie erhielt, von besonderem Interesse. Die akuten und chronischen Nebenwirkungen wurden nach den Richtlinien der RTOG-EORTC beurteilt. An 54 Patientinnen konnte über die Nachsorge hinaus ein Fragbogen zugesendet werden, der in Anlehnung an die Kriterien des LENT-SOMA Konzepts die subjektive Morbidität der Patientinnen abfragte. Die Gesamt 2-JÜR lag bei 70 %, die Gesamt 5-JÜR bei 58 % mit einer Rezidivrate für das Gesamtkollektiv von 14,1 %. Bei 17,4 % der Patientinnen traten Fernmetastasen sowie in 8 % der Fälle Lymphknotenmetastasen auf. Das Überleben bei Radiochemotherapie stellte sich gegenüber alleiniger Radiotherapie als verbessert (2-JÜR bei RCT von 82 % vs. 2-JÜR bei RT von 64% sowie 5-JÜR bei RCT von 69 % vs. 5-JÜR bei RT von 52 %) und die Rezidivrate (RCT 9 % vs. RT 14,1 %) als vermindert dar. Auch Fernmetastasen wurden in der RCT-Gruppe seltener verzeichnet (RCT 10,7 % vs. RT 18,3 %). Lediglich der Lymphknotenbefall war in beiden Gruppen nicht relevant unterschiedlich (RCT 7,1 % vs. RT 8,4 %). Postoperative Patientinnen wiesen zwar keine höhere Rezidivfreiheit jedoch längere Überlebensintervalle als nicht operierte Patientinnen auf. Die längsten Überlebensintervalle ließen sich für die postoperative RCT-Gruppe ermitteln. Im Vergleich wurden vor allem hämatogene Nebenwirkungen von Schweregrad 3 oder 4 in der Gruppe, die mit kombinierter Radiochemotherapie behandelt wurde, sehr viel häufiger festgestellt (RCT 35,7 % vs. RT 2,9 %). Allerdings wurde bei 32 Patientinnen der RT-Gruppe kein regelmäßiges Blutbild angefertigt. Die Therapie konnte in den meisten Fällen im geplanten Umfang erfolgen. Gastrointestinale Nebenwirkungen wurden in beiden Gruppen festgestellt, wobei keine großen Unterschiede zu beobachten waren. Akute Nebenwirkungen des Schweregrads 3 der Blase wurden in 2,5 % der Patientinnen ermittelt. An der Vagina war dies ebenfalls in 2,5 % der Fall. Urogynäkologische Nebenwirkungen des Schweregrads 4 wurden nicht verzeichnet. Es wurden ebenso wenig gastrointestinale Nebenwirkungen vom Grad 4 und insgesamt lediglich in 3 Fällen vom Grad 3 registriert, wobei diese alle in der RT-Gruppe (2,8 %) vorkamen. Die chronischen Nebenwirkungen waren insgesamt ebenfalls in der RCT-Gruppe etwas häufiger (RCT 17,9 % vs. RT 14 % für kumulative Häufigkeit aller chronischen Nebenwirkungen von Schweregrad 3 und 4), wobei die gastrointestinalen Nebenwirkungen in beiden Gruppen ähnlich waren (RCT 10,7 % vs. RT 10,3 % für kumulative Häufigkeit von Grad 3 und 4). Urologische Spätfolgen vom Grad 3 oder 4 wurden in der RCT-Gruppe jedoch weitaus häufiger ermittelt (kumulative Häufigkeit RCT 7,1 % vs. RT 1,9 %). Als weiterer Prognosefaktoren für Überleben wurde vor allem das Tumorstadium und ein Karnofsky-Index >70 identifiziert, wohingegen das Alter (ausgenommen die Gruppe der Patientinnen <80 Jahre) bei Therapiebeginn und vorhergehende operative Eingriffe keinen Einfluss auf die Prognose zu haben schienen. Vor allem für das Entstehen von chronischen Nebenwirkungen wurde eine Korrelation zwischen applizierter Gesamtdosis und Schwere sowie Häufigkeit von Spätfolgen der Schweregrade 3 oder 4 festgestellt (Für BED <110 Gy gastrointestinale chronische Nebenwirkungen Grad 3 und 4 in 4,5 % und der Blase in 3,4 % vs. BED >110 Gy gastrointestinale chronische Nebenwirkungen Grad 3 und 4 in 23,5 % und der Blase in 3,9 %). Patientinnen, die Grunderkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen in ihrer Anamnese hatten, litten etwas häufiger an gastrointestinalen Spätfolgen vom Schweregrad 4, während Spätfolgen vom Schweregrad 3 in der Gruppe ohne diese Grunderkrankungen häufiger ermittelt wurden. Bei der Befragung der Patientinnen wurden vor allem häufige Darmkrämpfe, Durchfälle und Schmerzen im Beckenknochen angegeben. 42,6% der Patientinnen gaben negative Auswirkungen der Therapie auf ihr Sexualleben an. Insgesamt deckt sich das Ergebnis aus dieser Arbeit mit den Ergebnissen der großen randomisierten Studien nach denen eine Radiochemotherapie eine Verbesserung der Prognose mit einer eher geringen Verstärkung von akuten und chronischen Nebenwirkungen für Patientinnen mit Carcinomen der Cervix uteri darstellt.
  • The study included 163 patients with carcinoma of the cervix uteri who were treated at the University Hospital in Frankfurt am Main between 1994 and 2004. 56 patients underwent postoperative or primary radiochemotherapy whereas 107 patients were treated with postoperative or primary radiotherapy alone. All 163 patients received radiation with a high voltage therapy, in 129 cases combined with intracavitary brachytherapy. The chemotherapy consisted in a weekly dose of Cisplatin. 62 patients unterwent surgery before treatment. The median age at diagnosis was 55 years with a range from 21 to 84 years. Tumorstages were recorded from I to IVa, whereas most of the patients had tumors with stage II (36,8 %) or III (27,6 %). While with many patients without surgery the staging was classified according to FIGO, the tumorstages for patients with surgery were classified according to TNM. The histologic type was in 69,3 % squamous carcinoma and in 3,7 % adenocarcinoma. Although six different modalities of therapy were used, the comparison between the group that received combined radiochemotherapy with the group that received radiotherapy alone was of primary interest. Acute and late adverse effects were evaluated using the RTOG-EORTC guidelines. 54 patients completed a questionnaire regarding the subjective morbidity that was orientated in the criteria of the LENT-SOMA concept. The overall 2-year survival rate was 70 %, the overall 5-year survival rate 58 % with a recurrence rate of 14,1 % for all patients. 17,4 % of the patients developed distant metastases and in 8 % metastases of lymphatic nodes were detected. The survival after radiochemotherapy was improved compared to radiotherapy alone (2-year survival rate for RCT of 82 % vs. 2-year survival rate for RT of 64 % and 5-year survival rate for RCT of 69 % vs. 5-year survival rate for RT of 52 %). Recurrence rates decreased in the RCT-group (9 % for RCT vs. 14,1 % for RT) as well as the rates for distant metastases (RCT 10,7 % vs. RT 18,3%). Only the rates for lymphatic node metastases did not show a relevant difference for both groups (RCT 7,1 % vs. RT 8,4 %). Patients who underwent surgery before treatment did not show an improved recurrence rate but slightly prolonged survival rates compared to the group without surgery. Best outcome was shown for patients who underwent a postoperative radiochemotherapy. The comparison of acute adverse effects showed that especially hematological adverse effects grade 3 or 4 were seen much more frequently in patients who underwent combined radiochemotherapy (RCT 35,7 % vs. RT 2,9 %). In 32 patients who did not receive chemotherapy, however, hemograms were not evaluated regularly. The planned therapy was performed in almost all patients in the intended extent. Acute gastrointestinal adverse effects were recorded in both groups similarly. Acute adverse effects grade 3 of the bladder were recorded in 2,5 %, as well as vaginal acute effects. No urogenital or gastrointestinal adverse effects grade 4 were seen. Only in 3 cases occurred gastrointestinal adverse effects grade 3 of which all were recorded in the RT-group (2,8 %). The rate of late adverse effects was slightly higher in the RCT-group (RCT 17,9% vs. RT 14 % for cumulative frequency of all late adverse effects grade 3 and 4). While gastrointestinal effects were similar in both groups (RCT 10,7 % vs. RT 10,3 % for cumulative frequency grade 3 and 4) urological late adverse effect grade 3 or 4 were seen much more frequently in the RCT-group (cumulative frequency RCT 7,1 % vs. RT 1,9 %). Tumorstage and a Karnofsky-index >70 have been identified as further prognostic predictors of outcome, while age (excluding patients aged over 80 years) and previous surgery did not seem to have significant influence on the prognosis. A correlation between the delivered dose by radiation therapy and the severity and frequency of late adverse effect could be demonstrated (for BED <110 Gy gastrointestinal late effects grade 3 and 4 in 4,5 % and of the bladder in 3,4 % vs. BED >110 Gy gastrointestinal late effects grade 3 and 4 in 23,5 % and of the bladder in 3,9 %). Patients who suffered from primary diseases like diabetes or cardiovascular disease developed slightly more frequently gastrointestinal late effects grade 4, whereas the group without these primary diseases showed a higher frequency of gastrointestinal late effects grade 3. Patients reported in the questionnaire especially gastrospasms, diarrhea and pain of the pelvic bones. 42,6 % registered an impairment of their sexuality. The outcome of this study coincides overall with the results of the big randomized studies according to which radiochemotherapy displays an improvement of the prognosis with a rather slight increase of acute and late adverse effects for patients with carcinomas of the cervix uteri.

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Metadaten
Author:Sabine Buschbeck de Bascope
URN:urn:nbn:de:hebis:30-66257
Referee:Heinz D. Böttcher, Frank LouwenORCiDGND
Advisor:Heinz D. Böttcher, Ingeborg Fraunholz
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2008
Year of first Publication:2008
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2009/03/02
Release Date:2009/09/14
Page Number:117
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:417676646
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
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