"We will be citizens" : the notion of citizenship in Tony Kushner's Angels in America and Larry Kramer's The Normal Heart
- Die in den 1990er Jahren erneuerte sozialwissenschaftliche Debatte um Staatsbürgerschaft (citizenship) als ein Verhältnis von Nation, Staat und Individuum, das über rein rechtliche Arrangements hinausgeht und auch Fragen der politischen und kulturellen Zugehörigkeit im weiteren Sinn betrifft, hat seit fünf bis zehn Jahren auch die Literatur- und Kulturwissenschaften erreicht, mit eigenen Schwerpunktsetzungen und Konzepten. Eines dieser Konzepte, das des sexual citizenship, ist das Thema der kulturwissenschaftlichen Magisterarbeit "We Will Be Citizens: The Notion of Citizenship in Tony Kushner's Angels in America and Larry Kramer's The Normal Heart". Kramer's The Normal Heart (1985) und Kuschner's Angels in America (1993/95) werden als Beispiele für Theaterstücke der 'ersten' und 'zweiten' Generation, die sich mit der AIDS-Krise der 1980er Jahre auseinandersetzen analysiert; dabei, so das zentrale Argument, geht es in beiden Stücken darum, die Auseinandersetzung mit AIDS und die formulierte Kritik an der unzureichenden Reaktion der Reagan-Administration auf die AIDS-Krise im Kontext von Neuverhandlungen von sexual citizenship zu lesen, also als Neuverhandlung der Rechte und gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeit für als von der 'sexuellen Norm abweichend' definierte Personengruppen, im Kontext der Stücke vor allem homosexuelle Männer. Dabei wird citizenship klar als ein kulturelles Konzept definiert und macht dadurch auch die Bedeutung kultureller Produktionen (z.B. Literatur) für die Debatten deutlich: "Citizenship is not only to be understood as a political issue, but also as socially and materially constructed and culturally coded. If we understand culture as the ways of doing things and of organizing society, then the negotiations of citizenship take place, among other ways, through culture" (5). Die Diskussion des Themas beginnt mit einer zielgerichteten Skizze der theoretischen Debatten um sexual citizenship, der Rolle von AIDS für diese Debatten (Kap. 2) und einer Übersicht über die AIDS-Krise der 1980er Jahre (Kap. 3). Dabei stellt er mit Sontag, Yingling und Isin die Konstruktionen von Alterität – krank/gesund, self/other, citizen/non-citizen – die die Diskussion prägen, in den Vordergrund der Analyse. In den beiden folgenden Kapitel (4 und 5) werden die beiden Stücke mit Blick auf die jeweilige Aushandlung von sexual citizenship diskutiert; für Kramers Stück wird dabei das Thema schwule Identität, eine auf Aktivismus hin ausgerichtete Agenda und das Plädoyer für gesellschaftliche Anerkennung hervorgestellt, während bei der Analyse von Kuschners Text dessen Inszenierung von 'Geschichte' und ideologischer Kritik im Vordergrund steht. Den Abschluss bildet ein Vergleich der beiden Stücke in Hinsicht auf ihre jeweilige Agenda und deren Umsetzung. The Normal Heart, verfolgt insgesamt eine eher assimilatorische Sto߬richtung, die versucht, Homosexualität zu 'norm(alis)ieren', während Angels, radikaler, die Konstruktionen von sexuellen Normen hinterfragt und ein Recht auf Differenz proklamiert (z.B. S. 69).