Transsexualität : wie viel psychische Belastung steckt dahinter und wie sind Persönlichkeitsstruktur, Selbstwert, Körpererleben und erinnertes Erziehungsverhalten ausgeprägt? / vorgelegt von Dagmar Monika Grenzhäuser

  • In dieser Studie konnte deutlich gezeigt werden, dass TS eine größere psychische Belastung vorweisen, als die Norm. Sie neigen stärker zur Somatisierung und sind insgesamt zwanghafter, ängstlicher,aggressiver und depressiver. Dies spricht für eine große psychische Belastung, die am ehesten von den schwierigen Begleitumständen und der enormen Bandbreite einer Geschlechtsidentitätsstörung herkommen. Durch die Reaktionen im privaten und beruflichen Umfeld verändern sich bodenständige Strukturen, wie Verhältnis zu den Eltern, Partnerschaftsverhältnisse und Freundschaften. Ein vermindertes Selbstwertgefühl entsteht konsekutiv aus der sozialen Ausgrenzung und dem langen Verlauf zwischen Diagnosestellung und Therapie mit einem Endergebnis. Das verminderte Selbstwertgefühl spielt eine große Rolle im Hinblick auf die Therapie. Denn 50 % der TM und 100 % der TF korrelieren die Geschlechtsidentität mit dem Äußeren und streben deshalb als Therapieziel eine Geschlechtsangleichung an. Dass in diesen Fällen das Selbstwertgefühl durch eine operative Geschlechtsangleichung gesteigert und deutlich verbessert werden kann konnte jedoch in dieser Studie nicht bewiesen werden. Ob das nun mit oft unzureichenden Operationsergebnissen zusammenhängt bleibt zunächst offen. Green und Blanchard 2000; van Kesteren, Gooren und Megens 1996 belegten bereits, dass nicht alle TS eine Geschlechtsangleichung anstreben. Somit sind diese Ergebnisse relativ konform mit den Ergebnissen dieser Studie. Eine weitere Rolle spielt das elterliche Erziehungs- und Beziehungsverhalten. Die meisten TS haben sowohl zum Vater als auch zur Mutter konflikthafte Beziehungen. Wobei in dieser Studie vor allem imponierte, dass TF ein konflikthafteres Verhältnis vor allem zur Mutter haben und weniger emotionale Wärme erfahren haben. Ob die Geschlechtsidentitätsstörung ursächlich für die konflikthaften Elternbeziehungen ist oder die konflikthafte Elternbeziehung erst durch ein Outcome der TS entstanden ist konnte nicht hinreichend geklärt werden, wäre aber für die Frage der elterlichen Erziehung als Ursache der TS sehr interessant. Des Weiteren konnte diese Studie zeigen, dass es zwischen TF und TM nur einen signifikanten Unterschied gibt und zwar, dass TF weniger emotionale Wärme durch die Mutter erfahren haben. Ansonsten unterscheiden sich TF von TM nicht wesentlich in punkto psychische Belastung, Selbstwertgefühl und Einfluss der elterlichen Beziehung auf die GIS. Weiterhin konnte in dieser Studie belegt werden, dass sich bereits operierte TS von noch nicht operierten TS nicht unterscheiden. Auch hier zeigt sich kein Unterschied im Hinblick auf die psychische Belastung und das Selbstwertgefühl bei bereits noch nicht operierten TS im Vergleich zu bereits operierten. Das Grundleiden bleibt das Gleiche, offen bleibt zu diskutieren, ob ein unzureichendes Operationsergebnis daran Schuld trägt oder die Tatsache, dass viele TS sich nicht nur zu EINEM Geschlecht zugehörig fühlen. Diese Tatsache konnte in dieser Arbeit eruiert werden und sollte weiterhin ein Diskussionspunkt hinsichtlich voreiliger geschlechtsangleichender Therapiemaßnahmen sein. Es gelang bedauerlicherweise nicht signifikante Korrelate/Risikofaktoren in direktem Bezug auf TS zu ermitteln. Die ermittelten signifikanten Korrelate sind nicht spezifisch für das Kollektiv der TS. Somit sind mangelndes Selbstwertgefühl und Attraktivitätsempfinden, sowie zunehmende Unsicherheit und Besorgnis auch begleitende Faktoren in anderen Patientenkollektiven (Tumorpatienten nach OP und Chemo, Brandopfer etc.). Für viele TS wäre es erstrebenswert nicht als „anders“ oder „krank“ gesehen zu werden, um ein höheres Ansehen in unserer Gesellschaft zu gewinnen. Jedoch gäbe es gar keine Unterschiede zu TS, dann würde vielen TS die Behandlungsgrundlage, nämlich eine Geschlechtsangleichung, genommen werden. Wenn auch nicht alle TS an einer Geschlechtsangleichung interessiert sind, gibt es wiederum TS, die auf die Diagnose Transsexualität angewiesen sind. Es gibt keine Diagnose ohne Krankheit und umgekehrt. Standardisierte Persönlichkeitstests sind nicht auf den individuellen Einzelfall zugeschnitten, sondern erfassen allgemeine, generalisierte Parameter. Jeder Fall von Transsexualität ist ein individueller Einzelfall. Ergebnisse eines Standardtests werden sich somit nicht pauschalisieren lassen. Die in o.g. Veröffentlichungen gemachten Angaben zu Transsexuellen sind durch das Sammeln vieler Einzelfälle in einem Zeitraum von mehreren Jahren entstanden (Balint 1960 und Becker 2003). Auf die Schnelle lässt sich da kein Psychopathologisches Profil erstellen. Viele Patienten befinden sich jahrelang vor und nach Geschlechtsangleichenden Maßnahmen in psychologischer Betreuung. Die psychologische Betreuung ist und bleibt somit das non plus ultra im Hinblick auf Diagnostik, Mit-Therapie und eigentlich fast lebenslange Begleitung. Die psychologische Betreuung ist und bleibt somit das non plus ultra im Hinblick auf Diagnostik, Mit-Therapie und eigentlich fast lebenslange Begleitung.
  • This study showed, that transsexual shave a bigger psychological charge than the standard population. They tend to somatosize more than the standard average, they more scared, depressive and also more aggressive in comparison to the average of normal population. This is a sign for a bigger psychological charge. Most probably the cause of this fact in based on the difficult circumstances of transsexuals concerning their social life and the enormous band width of gender identity disorder. Reactions of the private and professional environment are changing autochthonous structures like relation to parents, relationships to friends and lovers. A lower self esteem occurs from being socially excluded and the long lasting course from diagnosis to therapy. A lower self esteem plays an important role in regard to the therapy. 50 % of female to male transsexuals and 100 % of male to female associate their gender identity with their appearance and intend sex adapting arrangements. It could not be attested that already operated TS are less psychical stressed than not operated TS. They also don’t have a better feeling of self-worth. If this is linked to unsatisfying operationresults is still not resolved completely. Green and Blanchard 2000; van Kesteren, Gooren and Megens 1996 proved already that not all transsexuals intend an sex adapting operation. Therefore the results of this study match very well to the results of earlier studies from Green and Blanchard. A other important role plays the parental relationship behavior. Most of the transsexuals have or had conflict like relationship to at least one of their parents. This study showed specifically that male to female transsexuals received less emotional care from their mothers. If the gender identity disorder (GID) is the cause of this conflict or the conflict was caused by coming out of the closet with the GID is not proved yet. This could be an interesting to evaluate in future studies. Furthermore this study showed only one main difference between male to female and female to male transsexuals. That is to say that male to female transsexuals received less emotional care from their mothers. In all others points they do not differ from each other. Still the study showed that transsexuals with sex adapting operations do not differ from those who did not went through the sex changing process yet. They are not less psychological stressed and they also don’t have a higher self esteem. The underlying trouble stays all about the same. So it’s lasting open to discuss if a lower feeling of self-worth is correlated with a disappointing operation result or that many TS don’t associated to only ONE gender. This is an important finding of this study and should be considered in reference to early sex adapting measrures. Unfortunately it was not possible to detect risk factors specially for transsexuals. There were only a few risk factors detected which weren’t specific for the transsexuals. For example missing self esteem, increasing insecurity and anxiety. This characteristics are also detectable in other patients collectives (cancer patients after operation and chemotherapy, fire victims etc). For many TS it would be desirable not to be judged as “different” or “sick” to have a better standing in society. However, if there were no differences in the profile of TS, they would not have a base for their treatment, for example the sex adapting operation. Even though not every TS intends a sex adapting operation or arrangement, there are enough TS, who are dependent on the diagnosis Transsexuality. There is no diagnosis without a disease or inverse. Standard Personality Profile Tests are not compatible to the individual case, but measure generally parameters. Every case of Transsexuality is an individually singular case. Results of standardised tests should not be trivialised. The above mentioned datas developed from collecting of lots of singular cases over several years (Balint 1960 und Becker 2003). A psychopathological profile can not be created in a speedy manner. Most of the TS are seeing a psychiatrist for years before and after sex adapting arrangements. The psycholgical supervision is und rest the substance with regard to diagnosis, treatment and actually almost lifelong monitoring.

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Metadaten
Author:Dagmar Grenzhäuser
URN:urn:nbn:de:hebis:30-103042
Referee:Aglaja StirnGND, Udo RolleORCiDGND
Advisor:Aglaja Stirn
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2010
Year of first Publication:2010
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2011/03/24
Release Date:2011/05/17
Page Number:156
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:42524010X
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
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