Einflussfaktoren auf die Muttermilchernährung bei Frühgeborenen mit einem Gestationsalter von 25 bis 30 Wochen

  • Diese retrospektive Aktenstudie hatte die Zielsetzung, diejenigen Mütter von frühgeborenen Kindern mit einem Gestationsalter von 25 bis einschließlich 30 Wochen zu identifizieren, die bezüglich der Muttermilchernährung und des Stillen, sowie der Entwicklung des Trinkverhaltens besondere Unterstützung während des stationären Aufenthalts benötigen. Insgesamt werden in den Jahren 2003 bis 2005 an der Universitätskinderklinik 143 Kinder im Alter von 24 bis 30 Schwangerschaftswochen behandelt. Auf 72 dieser Kinder trafen die Einschlusskriterien der Studie zu: Geburtsalter von 25 bis 30 Schwangerschaftswochen, ein Geburtsgewicht von größer 600g, keine Fehlbildungen, sowie geboren in der Universitätsklinik Frankfurt am Main und gesund nach Hause entlassen, keine mütterlichen oder kindlichen Kontraindikationen zum Stillen, mütterliche Bereitschaft zum Stillen. Bei diesen Kindern wurden nun anhand der Krankenakten verschiedene Charakteristika notiert und analysiert. Sie wurden zum einen bezüglich der Muttermilchernährung, sowie zum anderen aufgrund der Entwicklung des Trinkverhaltens in Gruppen eingeteilt. Anschliessend wurden die Gruppen miteinander verglichen und die signifikanten Unterschiede herausgearbeitet. Zunächst wurde ein Vergleich zwischen den Mutter-Kind-Paaren mit einer erfolgreichen und denjenigen mit einer nicht-erfolgreichen Muttermilchernährung durchgeführt. Wir definierten die erfolgreiche oder nicht erfolgreiche Muttermilch-Ernährung über den Anteil der Muttermilch an der Ernährung am Entlassungstag. Bei den erfolgreichen Mutter-Kind-Paaren war dieser Anteil größer gleich 80% der Nahrung, bei den nicht erfolgreichen kleiner gleich 20%. Von den 72 auswertbaren Kindern konnten 43% (n=31) der erfolgreichen und 39% (n=28) der nicht-erfolgreichen Gruppe zugeordnet werden. 18% (n=13) der Kinder waren nicht-klassifizierbar, da ihr Muttermilchanteil am Entlassungstag zwischen 20% und 80% lag. Es zeigten sich insbesondere signifikante Unterschiede bei den mütterlichen Charakteristika. Die erfolgreichen Mütter waren älter, kamen an mehr Tagen zu Besuch und führten mehr Känguruhpflege durch. Bei der Herkunft der Mütter zeigte sich, dass in der Gruppe der erfolgreichen Mutter-Kind-Paare weniger Mütter mit einem anderen ethnischen Hintergrund waren, als in der nicht-erfolgreichen Gruppe. Bezüglich der kindlichen Charakteristika konnte festgestellt werden, dass in der erfolgreichen Gruppe weniger Kinder an einer nekrotisierenden Enterokolitis erkrankten, als in der nichterfolgreichen Gruppe. Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht in den kindlichen Charakteristika Gestationsalter, Geburtsgewicht und der initialen Erkrankungsschwere. Bei der Entwicklung des Trinkverhaltens wurde die Gruppe der 72 Kinder bezogen auf den Zeitpunkt „gesamte Nahrungsmenge getrunken“ unterteilt. Es wurden zwei Gruppen gebildet: die erste beinhaltete die Kinder, die die gesamte Nahrungsmenge zu einem frühen Zeitpunkt getrunken haben, mit einem Alter von weniger als 36 Wochen, dies waren 22 Kinder (31%). Die zweite Gruppe enthielt die Kinder die diesen Zeitpunkt später erreichten, in einem Alter größer 36 Wochen, diese Gruppe bestand aus 34 Kindern (47%). Die übrigen 16 Kinder (22%) erreichten diesen Zeitpunkt mit einem Alter von genau 36 Wochen. Hier wurden ebenfalls die kindlichen und mütterlichen Charakteristika beider Gruppen miteinander verglichen und die signifikanten Unterschiede herausgearbeitet. Es zeigte sich, dass die Erkrankungsschwere in der späten Gruppe deutlich höher war, als in der frühen Gruppe. So verbrachten die Kinder die früh die gesamte Nahrungsmenge getrunken haben, deutlich weniger Tage auf der Intensivstation, wurden an weniger Tagen beatmet und hatten einen niedrigeren CRIB-Score. Zudem erkrankte in der frühen Gruppe kein Kind an einer Bronchopulmonalen Dysplasie, während dies in der späten Gruppe neun der Kinder betraf. Weitere Auffälligkeiten zeigten sich bei den mütterlichen Merkmalen, die Mütter in der frühen Gruppe führten an deutlich weniger Tagen die Känguruhpflege durch und wurden seltener per Kaiserschnitt entbunden als die Mütter der späten Gruppe. Bezüglich der Charakteristika Gestationsalter, Geschlechtsverteilung, Alter der Mutter, Herkunft der Mutter, Erstschwangerschaft, Besuchstage, sowie erfolgreiche Muttermilchernährung zeigte sich kein signifikanter Unterschied. In dieser Studie zeigt sich also, dass sowohl die jüngeren als auch ausländischen Mütter mehr Unterstützung bei der Durchführung einer erfolgreichen Muttermilchernährung benötigen. Zudem wurde deutlich, dass es bei kranken Kindern schwieriger ist, diese aufrechtzuerhalten als bei gesunden Kindern. Hier bedarf es ebenfalls einer besonderen Unterstützung der Mütter durch das Fachpersonal auf der Station. Die Känguruhpflege hat einen positiven Einfluss auf die Muttermilchernährung und die Wichtigkeit dieser Pflege sollte den Eltern nochmals verdeutlicht werden. Zudem sollten Eltern, die diese Methode bisher weniger durchgeführt haben, davon überzeugt und bei der Durchführung verstärkt unterstützt werden. Es ist außerdem wichtig den Müttern eine Möglichkeit zu geben ihre Sorgen und Ängste insbesondere bezüglich des Stillens und der Känguruhpflege zu äußern, so dass diesen, wenn möglich, entgegengewirkt werden kann. Ein Ansatzpunkt wäre beispielsweise mehr Privatssphäre, gerade für die Mütter, die aus Scham oder kulturell-religiösem Hintergrund in der Öffentlichkeit der Station die Känguruhpflege oder das Stillen nicht durchführen. Dabei sollte jedoch nie die Sicherheit der kleinen Patienten vernachlässigt werden. Bei der Entwicklung des Trinkverhaltens spielen vor allem kindlichen Faktoren eine Rolle welche durch das Personal kaum zu beeinflussen sind. Daher besteht eine der wenigen Möglichkeiten darin, Mütter mit besonders kranken Kindern, verstärkt bei den Trinkversuchen ihres Kindes anzuleiten, um den Übergang von der Sondenernährung zum Trinken eventuell zu erleichtern. Hier könnte den Müttern gezeigt werden, wie sie während des Känguruhens durch Stimulationen ihres Kindes die Koordination von Atmen, Saugen und Schlucken fördern und damit das Trinkverhalten verbessern. Zudem werden Mütter, deren Kinder später trinken, häufig per Kaiserschnitt entbunden. Auch hier gilt es, Überlegungen anzustellen, wie ein möglichst früher Kontakt hergestellt werden kann. Die Muttermilchernährung trägt zu einer gesunden Entwicklung der Kinder bei und sollte das angestrebte Ziel sein. Deswegen sollte immer versucht werden sie im Rahmen der Möglichkeiten zu fördern.
  • The aim of this study was to identify those mothers of preterm infants with a gestational age between 25 and 30 weeks who need support regarding the nutrition with breast milk and breastfeeding, as well as the development of drinking skills of the preterm child. From 2003 till 2005 143 children with a gestational age from 25 to 30 weeks were treated in the children`s hospital of the university of Frankfurt Main. 72 of those could be included in our study, because they complied with our criteria: Born in the years 2003-2005, gestational age 25 to 30 weeks, birth weight more than 600g, no malformation, inborn, hospital discharge as a healthy child, no contraindications for breastfeeding and maternal willingness to breastfeed. Characteristics of those children were now analysed and noted on the basis of their medical records. They were grouped regarding feeding with breast-milk, as well as the development of drinking skills. Afterwards both groups were compared and the significant differences were presented in detail. First there was a compare between the mother-child-pairs with successful breastmilknutrition and those who were unsuccessful. Successful or unsuccessful was defined by the rate of mother`s milk on the nutrition at the day of discharge. Regarding the successful mother-child-couples this rate was more than 80%, with the unsuccessful this rate was less than 20%. 31 (43%) of the 72 evaluable children were assigned to the successful and 28 (39%) to the unsuccessful group, 13 (28%) couldn`t be dedicated to both groups because the rate of breastmilk nutrition on the day of discharge was between 20 and 80%. Particularly with regard to the maternal attributes there were significant differences: the successful mothers were older, visited more often and practised more kangarooing. Mothers of the unsuccessful couples were more often of different ethnicity than those in the successful group. Less patients out of the successful group had a necroticising enterocolitis. There were no differences between both groups in terms of the childrens`characteristics gestational age, birth weight and initial disease. Regarding the development of drinking skills the 72 evaluable children were grouped reffered to the moment when the milk was completely drunk. There were two groups: The first implied 22 (31%) children that drank the whole milk at a early point of time, with an age of less than 36 weeks. The second contained 34 (47%) children which reached this target later, with an age of more than 36 weeks. There were 16 (22%) children who were ready to drink everything aged exactly 36 weeks. As well as before the features of both groups were compared with each other and the significant differences were examined. It was shown, that the grade of illness was clearly higher in the late group than in the early group. Furthermore the children of the early group spent less days on the intensive care unit, had less days of artificial ventilation and their CRIB-Score was lower. In addition no child of the early group had a bronchopulmonary dysplasia, whereas nine children of the late group were troubled with this. Mothers of the early group made less kangarooing and delivered less by caesarean section. Regarding the gestational age, gender, maternal age and ethnicity, first pregnancy, visiting, as well as successful nutrition with breast-milk there were no significant differences. This study showed, that younger as well as foreign mothers need more help for a successful nutrition with breast-milk. Furthermore it arose, that it was much more difficult to maintain the nutrition with mother`s milk of ill, than of healthy children. Therefore the mothers of those need special support by the staff of the ward as well. Kangarooing had a positive effect on the feeding with breast-milk and the weight, so this sort of care should be intimated towards the parents. Furthermore those parents who less practised this care should be convinced and should be given better assistance. It is also very important to give mothers the possibility to talk about their problems and fears concerning breastfeeding and kangarooing, in order to help them. One possibility, for example, could be to create more privacy, especially for those mothers, who feel ashamed to kangaroo or breastfeed in public of the ward. Or for those, who won`t do that because of their cultural and religious background. Thereby the security of the little patients should never be waived. Regarding the development of drinking skills especially characteristic of the children are important, therefore they can hardly be influenced by the stuff. One of the rare possibilities is to give those mothers with very ill children big support with developing the drinking of their children, to facilitate the gradation from feeding tube to drinking. The mothers could be shown, how to stimulate the coordination between breathing, sucking and swallowing of their child while kangarooing and therefore improve the drinking skills. Moreover mothers, whos children start later to drink, are more often delivered by caesarean section and it should be thought of a possibility for an early contact between mother and child after birth. This study is about very preterm infants. The medical care, as well as the stabilization after birth are of course most important.

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Metadaten
Author:Stefanie Enderle
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-247731
Referee:Rolf Schlösser, Frank LouwenORCiDGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of first Publication:2010
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2011/08/25
Release Date:2012/06/17
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:425413047
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
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