Aufmerksame Körper und verkörperlichter Geist : über Wahrnehmung und Ausdruck im Tanz
- In dieser Abhandlung möchte ich der Frage nachgehen, wie Tanzkunst Gegenstand philosophischer Untersuchungen sein kann. Das philosophische Nachdenken über Fragen der Kunst ist generell eine schwierige Angelegenheit: In der Philosophie werden zumeist erklärende und verallgemeinernde Worte genutzt, um "Wie"- und "Warum"-Fragen darüber zu stellen, was immer einzigartige Erfahrungen sind, deren Logik zu weiten Teilen jenseits der Sprache liegt. Die philosophische Erkenntnis nutzt Worte; diese setzen die Philosophie in den Stand, das Verstehen einer originären Erfahrung eines einzigartigen Phänomens – mit Bezug auf bereits Vertrautes – zu artikulieren. Die Schwierigkeit, ästhetische Erfahrungen zu artikulieren, erschwerte jedoch nicht die Entwicklung großer Werke auf dem Gebiet der Ästhetik, sie hat im Gegenteil philosophische Leistungen inspiriert. Dennoch ist es nicht übertrieben zu behaupten, dass viele philosophische Erörterungen der Tanzkunst noch immer unzulänglich sind. Im Allgemeinen betrachtet, beschäftigen sich Schriften zur Ästhetik nur beiläufig mit der Tanzkunst und konzentrieren sich statt dessen auf andere Kunstformen. Ferner erborgen sich Tanztheorien ihre Argumente oftmals von anderen Künsten wie dem Schauspiel oder der Musik und passen sie dem neuen Medium an. Um aber ein wirkliches Verständnis der Tanzkunst entwickeln zu können, muss die Ästhetik die dem Tanz spezifischen Quellen untersuchen und ihre Begriffe von ihnen her entwickeln. Hier möchte ich darlegen, dass der tänzerische Ausdruck sehr spezifisch wirkt, womit er sich von dem anderer Kunstformen unterscheidet. Um eine philosophische Untersuchung auf den Weg bringen zu können, werde ich im Folgenden versuchen, den spezifischen Ausdruckscharakter des Tanzes, der diese Kunstform unverwechselbar macht, zu umreißen. Die Skizze wird sich mit dem Rahmen dieses Mediums beschäftigen, damit, was für den Tanz als solchen wesentlich ist, nicht jedoch mit einer bestimmten Technik, einem speziellen Stil oder Genre. Da verschiedene Tänze verschiedene Ideen und Bedeutungen in verschiedenen Gestalten und Formen verkörperlichen [embody], wird nicht die "Bedeutung" des Tanzes diskutiert, sondern die Art und Weise der Ausführung dieser Ideen.
Author: | Einav Katan |
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URN: | urn:nbn:de:hebis:30:3-415400 |
ISBN: | 978-3-86599-190-42 |
Parent Title (German): | Kinästhetik und Kommunikation : Ränder und Interferenzen des Ausdrucks / Erik Porath und Tobias Robert Klein (Hg.), LiteraturForschung ; Bd. 17 |
Publisher: | Kulturverlag Kadmos |
Place of publication: | Berlin |
Editor: | Erik Porath, Tobias Robert Klein |
Document Type: | Part of a Book |
Language: | German |
Date of Publication (online): | 2016/09/20 |
Year of first Publication: | 2013 |
Publishing Institution: | Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg |
Release Date: | 2016/09/20 |
GND Keyword: | Tanz; Ausdruck; Embodiment; Wahrnehmung |
Page Number: | 16 |
First Page: | 97 |
Last Page: | 109 |
HeBIS-PPN: | 387659218 |
Dewey Decimal Classification: | 7 Künste und Unterhaltung / 79 Sport, Spiele, Unterhaltung / 792 Bühnenkunst |
Sammlungen: | CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft |
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin | |
Licence (German): | Deutsches Urheberrecht |