[Rezension zu:] Philippe Genequand, Une politique pontificale en temps de crise. Clément VII d’Avignon et les premières années du grand schisme d’Occident (1378–1394), Basel (Schwabe Verlag) 2013, 480 p., nbr. tabl. et graph. (Bibliotheca Helvetica Romana, 35), ISBN 978-3-7965-2724-1, EUR 65,50

  • Zunächst und grundsätzlich: Hier gilt es eine große Leistung zu würdigen, die auf – im Wortsinn – entsagungsvoller, langjähriger Kärrnerarbeit beruht, auf den Mühen eines Einzelkämpfers angesichts einer Quellenfülle von 86 Registerbänden aus dem Pontifikat Clemens’ VII. samt Finanzdokumenten der Zeit aus der Apostolischen Kammer. Darauf und wohlgemerkt »nur« darauf fokussiert, zeichnet der aus Genf stammende Verfasser das Bild des Genfer Grafensohns Robert als eines Papstes – bewusst wird aus solcher Sicht dessen römischer Gegner als »intrus« bezeichnet –, der aufs Ganze seine Obödienz recht pragmatisch zu lenken verstand. Dabei stützte Clemens VII. sich auf einen Hof und eine Administration – ihr Wirken soll noch in einem eigenen Folgeband thematisiert werden –, deren Profil zwar durchaus, doch keineswegs extrem von Nepotismus sowie der persönlichen Nähe und heimatlichen Verbundenheit manchen Amtsträgers zum Pontifex geprägt war, weitaus stärker aber von den Interessen der – ihrerseits mit austarierendem Bedacht ausgewählten – Kardinäle und vor allem natürlich der Fürsten bestimmt wurde, zu denen das Genfer Grafenhaus wiederum in vielfältigen, im Besonderen nach Frankreich reichenden verwandtschaftlichen Beziehungen stand. Auf den Punkt gebracht, und so auch in der »Conclusion« zu lesen (S. 391–412): Clemens VII. war weder Visionär noch eigneten ihm Originalität oder gar spirituelle Tiefe, doch verstand er es im Rückgriff auf traditionelle Methoden unter dem Signum der Kontinuität und klugen Nutzung personeller Netzwerke – ein zentrales Thema für den der prosopographischen Methode verpflichteten Autor –, realistische Politik im Rahmen des Möglichen zu betreiben. Der einstige Schlächter von Cesena war vor- und umsichtig geworden, wie auch der Umgang mit seinen Gegnern und denen der Anjou in der Provence zeigt. ...

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Metadaten
Author:Heribert Müller
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-487675
URL:https://prae.perspectivia.net/publikationen/francia/francia-recensio/2014-4/MA/genequand_mueller
ISSN:2425-3510
Parent Title (German):Francia Recensio
Publisher:Thorbecke ; Deutsches Historisches Institut
Place of publication:Ostfildern ; Paris
Contributor(s):Philippe Genequand
Document Type:Review
Language:German
Year of Completion:2014
Date of first Publication:2014/12/03
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2019/02/12
Tag:1378-1394
GND Keyword:Europa; Clemens VII., Antipapa, Papa; Abendländisches Schisma; Kirchenpolitik; Pontifikat
Volume:41
Issue:4, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500)
Page Number:3
Note:
Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de
HeBIS-PPN:445827106
Institutes:Philosophie und Geschichtswissenschaften / Geschichtswissenschaften
Dewey Decimal Classification:2 Religion / 20 Religion / 200 Religion
9 Geschichte und Geografie / 94 Geschichte Europas / 940 Geschichte Europas
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoCreative Commons - Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung 3.0