Oυτοπία - Utopie

  • Als der englische Lordkanzler Sir Thomas More im Jahr 1516 nach einem Titel für sein neuestes Werk suchte, war 'Utopia' nicht die erste Wahl. Altphilologen unter den Utopieforschern haben auf die bedenkliche Wortfügung 'Utopia' in der Bedeutung von 'Nicht-Ort' aufmerksam gemacht. Der bekannte klassische Philologe Bernhard Kytzler z. B. schrieb 1982: "'Utopia' ist eine wohl schlagende, aber sprachlich falsche Bildung." Aus dem griechischen τοπος ("Ort") und der verneinenden Vorsilbe ου zusammengesetzt, habe dies im Lateinischen ein Kunstwort ergeben, das nicht schlechthin grammatikalisch falsch, sondern vom Autor absichtsvoll in dieser Falschheit ausgestellt worden sei! Morus hätte wissen müssen, dass die griechische Sprache bei der Verneinung eines Substantivs die Vorsilbe a benutze, bekannt als ahistorisch, amusisch, anormal. "War sich Morus seines Fehlers gar nicht bewusst? Oder hatte er Gründe, die ihn bewogen, seine sprachlich schiefe Schöpfung beizubehalten?"

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Metadaten
Author:Inge Münz-Koenen
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-530398
ISBN:978-3-86599-373-1
Parent Title (German):Wörter aus der Fremde : Begriffsgeschichte als Übersetzungsgeschichte / Falko Schmieder, Georg Toepfer (Hg.)
Publisher:Kulturverlag Kadmos
Place of publication:Berlin
Document Type:Part of a Book
Language:German
Year of Completion:2019
Year of first Publication:2018
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2020/03/17
GND Keyword:More, Thomas; Utopia; Wortschöpfung; Begriff
Page Number:4
First Page:255
Last Page:258
HeBIS-PPN:462156516
Dewey Decimal Classification:8 Literatur / 80 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft / 800 Literatur und Rhetorik
8 Literatur / 87 Lateinische, italische Literaturen / 870 Italische Literaturen; Lateinische Literatur
Sammlungen:CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht