Stress and food intake in daily life : insights based on a novel ecological momentary assessment tool and an advanced data analysis approach

  • Stress influences health not only directly, but also indirectly through changes in health-related behaviours, such as diet. Research has shown that stress influences individuals’ eating behaviour in different ways: Some increase, some decrease food intake, while others show no change. Identifying individuals at risk for stress-induced eating is essential for the development of tailored strategies for the prevention and treatment of overweight and obesity. The individual-difference model of stress-induced eating suggests that individual differences in the dietary response to stress are determined by differences in learning history, attitudes, or biology. Even though many studies have tried to identify person-characteristics that explain individual differences in the dietary response to stress, evidence remains inconclusive. Considering that eating is a repeated-occurrence health behaviour which is performed multiple times a day, Ecological Momentary Assessment (EMA) seems particularly promising to study the complex relationship between stress and food intake when and where it naturally occurs. Despite its potential, the number of studies applying EMA to assess the stress and eating relationship is limited. Furthermore, previous EMA studies show two limitations: (1) Actual food intake is not assessed and (2) inappropriate data analysis approaches are applied to semicontinuous outcomes. Therefore, the first aim of the present dissertation was to address the lack of an EMA tool that allows the assessment of stress and actual food intake by developing and evaluating the APPetite-mobile-app. Feasibility and usability of the APPetite-mobile-app as well as validity of the incorporated food record were empirically examined (Paper 1). Given the lack of an appropriate data analysis procedure, the second aim of the present dissertation was the introduction of a sophisticated statistical approach for semicontinuous data (Paper 2): Multilevel two-part modelling allows studying the influence of stress on the occurrence (i.e., whether individuals eat) as well as the amount of food intake (i.e., how much individuals eat) while accounting for the potential dependency between the two. Lastly, the novel EMA tool and the advanced data analysis procedure were integrated in order to gain novel insights into individual differences in the dietary response to stress and thereby identify individuals at risk for stress-induced eating in daily life (Paper 3). Results of Paper 1 showed good feasibility and acceptable usability of the APPetite-mobile-app as well as validity of the incorporated food record. Findings of Paper 2 highlight that multilevel two-part models offer novel and distinct insights in terms of the occurrence and the amount of food intake and are therefore not only methodologically but also conceptually promising. Paper 3 provides first evidence that the dietary response to stress might not be as stable as yet assumed. Time-varying factors might moderate the relationship between stress and actual food intake. Therefore, an expansion of the individual-difference model is proposed which accounts for time-varying factors. Further EMA studies are needed to verify the expanded model and identify time-varying factors which influence the dietary response to stress. Beyond that, improvements in the dietary assessment are required in order to allow prolonged EMA periods as well as larger samples. The present dissertation contributes to the research on the stress and eating relationship as it overcomes limitations of previous EMA studies and yields novel insights into the relationship between stress and actual food intake in daily life. Not only identifying individuals at risk for stress-induced eating, but also the identification of situations with an increased risk for stress-induced eating appears to be important for the development of targeted strategies for the prevention and treatment of overweight and obesity.
  • Sowohl die Ernährung als auch das Stressempfinden haben einen direkten Einfluss auf die menschliche Gesundheit. Darüber hinaus beeinflusst Stress die Gesundheit indirekt durch Veränderungen von Gesundheitsverhalten, wie zum Beispiel der Ernährung. Studien konnten zeigen, dass sich Personen hinsichtlich ihrer Nahrungsaufnahme bei Stress unterscheiden: Manche essen mehr, manche weniger, während andere keine Veränderung zeigen. Das “individual-difference model” von Greeno und Wing (1994) besagt, dass Unterschiede in der Nahrungsaufnahme bei Stress auf individuelle Unterschiede in der Lerngeschichte, den Einstellungen oder der Biologie zurückzuführen sind. Die Identifikation von Personen mit erhöhtem Risiko für stressbedingte Nahrungsaufnahme ist demnach von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung gezielter Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Übergewicht und Adipositas. Basierend darauf verfolgten zahlreiche Studien das Ziel, Personenmerkmale zu identifizieren, die individuelle Unterschiede in der Nahrungsaufnahme bei Stress erklären. Es zeigten sich jedoch widersprüchliche Befunde. Eine Metaanalyse von Hill et al. aus dem Jahr 2021 fand keine studienübergreifenden Hinweise darauf, dass Geschlecht, Alter, Gewichtsstatus und Essstil den Zusammenhang zwischen Stress und der Nahrungsaufnahme moderieren. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass sich eine große Zahl der einbezogenen Studien entweder auf lediglich einen einzelnen Aspekt des Essverhaltens (z. B. Snacks zwischen den Mahlzeiten) beschränkte oder die Nahrungsaufnahme in einer künstlichen Umgebung (d. h. im Labor) untersuchte. Im Gegensatz dazu ermöglicht es der Ansatz des Ecological Momentary Assessments (EMA), die Beziehung zwischen Stress und der Nahrungsaufnahme im Alltag, unmittelbar wo und wann sie sich auf natürliche Weise zeigt, zu untersuchen. EMA beinhaltet die wiederholte Erfassung von Verhalten (z. B. Nahrungsaufnahme), Erfahrungen (z. B. Stress) und/oder physiologischen Parametern innerhalb eines Tages über mehrere Tage hinweg im Alltag. Hierdurch wird die Untersuchung komplexer psychologischer, verhaltensbezogener und/oder physiologischer Prozesse im Alltag ermöglicht (Smyth & Stone, 2003). Darüber hinaus erlaubt EMA es, enge zeitliche Zusammenhänge zwischen Stress und der Nahrungsaufnahme über Minuten und Stunden hinweg zu untersuchen. Obwohl EMA einen vielversprechenden Ansatz für die Untersuchung des Zusammenhangs von Stress und der Nahrungsaufnahme im Alltag darstellt, wurde es bislang in nur wenigen Studien genutzt. Bisherige EMA-Studien weisen zudem zwei Limitationen auf: (1) Sie erfassen die Nahrungsaufnahme lediglich mittels subjektiver Selbsteinschätzung, z. B. von 0 – zu wenig gegessen bis 100 – zu viel gegessen (Reichenberger et al., 2021), oder erfassen ausschließlich einzelne Aspekte der Nahrungsaufnahme, z. B. den Konsum von Snacks (Zenk et al., 2014). So untersucht bislang keine Studie den Zusammenhang von Stress und der tatsächlichen Nahrungsaufnahme in einer gesunden Stichprobe mittels EMA. Die tatsächliche Nahrungsaufnahme bezieht sich auf die Erfassung aller verzehrten Lebensmittel und Getränke sowie der verzehrten Mengen, die nachfolgend zur Ermittlung von Nährwerten (z. B. Energie und Makronährstoffe) verwendet werden. (2) EMA ermöglicht es, zu untersuchen, ob das Stressempfinden, welches mehrmals am Tag erfasst wird, mit der Nahrungsaufnahme innerhalb eines festgelegten Zeitintervalls (z. B. innerhalb der nächsten Stunde) assoziiert ist. In der Regel erfolgt jedoch nicht in jedem dieser Zeitintervalle eine Nahrungsaufnahme oder es werden nur geringe Mengen (z. B. ein Snack) verzehrt. Infolgedessen ergibt sich eine Kriteriumsvariable, die zahlreiche Nullen sowie rechtsschiefe positive Werte enthält. Diese Art von Variablen wird häufig als semikontinuierlich bezeichnet und kann nicht mittels traditioneller linearer Mehrebenenmodelle analysiert werden, da die Annahme normalverteilter Residuen mit großer Wahrscheinlichkeit verletzt ist. Bisherige EMA-Studien nutzten für die Analyse der semikontinuierlichen Kriteriumsvariable ungeeignete statistische Verfahren, die sich entweder auf den Einfluss von Stress auf das Auftreten von Nahrungsaufnahme, d. h. ob gegessen wird (z. B. Zenk et al., 2014), oder auf die Menge der Nahrungsaufnahme, d. h. wie viel gegessen wird (z. B. Reichenberger et al., 2021), beschränken. Beide Analyseansätze sind jedoch mit Informationsverlust verbunden. Basierend auf den Limitationen bisheriger EMA-Studien bedarf es (1) eines EMA-Instruments, das die Erfassung von Stress und tatsächlicher Nahrungsaufnahme erlaubt, sowie (2) eines statistischen Verfahrens, das die semikontinuierliche Kriteriumsvariable angemessen berücksichtigt. Nur so kann das Verständnis der Beziehung zwischen Stress und der Nahrungsaufnahme im Alltag vertieft und Personen mit erhöhtem Risiko für stressbedingte Nahrungsaufnahme im Alltag identifiziert werden.

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Metadaten
Author:Alea RufORCiDGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-737991
DOI:https://doi.org/10.21248/gups.73799
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Monika KnopfORCiDGND, Sonja RohrmannGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:English
Date of Publication (online):2023/05/11
Year of first Publication:2022
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2023/05/03
Release Date:2023/05/11
Page Number:137
Note:
Kumulative Dissertation – enthält die Verlagsversionen (Versions of Record) der folgenden Artikel:

Ruf, Alea; Koch, Elena Doris; Ebner-Priemer, Ulrich; Knopf, Monika; Reif, Andreas; Matura, Silke(2021): Studying Microtemporal, Within-Person Processes of Diet, Physical Activity, and Related Factors Using the APPetite-Mobile-App: Feasibility, Usability, and Validation Study. Journal of Medical Internet Research, 2021, 23 (7), ISSN 	1438-8871, DOI 10.2196/25850

Ruf, Alea; Neubauer, Andreas B.; Ebner-Priember, Ulrich, Reif, Andreas; Matura, Silke (2021): Studying dietary intake in daily life through multilevel two-part modelling: a novel analytical approach and its practical application. International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, 2021, 18, ISSN 1479-5868, DOI 10.1186/s12966-021-01187-8

Ruf, Alea; Neubauer, Andreas B.; Koch, Elana D.; Ebner-Priemer, Ulrich, Reif, Andreas; Matura, Silke (2022): Individual differences in the dietary response to stress in ecological momentary assessment: Does the individual-difference model need expansion? Individual differences in the dietary response to stress in ecological momentary assessment: Does the individual-difference model need expansion? Applied Psychology: Health & Wellbeing, 2022, 15 (2), Seite 629-649, ISSN 1758-0854, DOI 10.1111/aphw.12400
HeBIS-PPN:507738225
Institutes:Psychologie und Sportwissenschaften
Dewey Decimal Classification:1 Philosophie und Psychologie / 15 Psychologie / 150 Psychologie
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht