Kognitive Aktivierung in der Unterrichtsinteraktion

  • Die kognitive Aktivierung ist eine der drei Basisdimensionen der Unterrichtsqualität (Klieme, 2019) und findet mittlerweile Eingang in international angelegte Modelle der Unterrichtsqualität (Bell et al., 2019; Charalambous & Praetorius, 2020). Die Dimension wurde bereits in einer Vielzahl von Studien, in verschiedenen Schulfächern und über verschiedene Schulformen hinweg empirisch untersucht (Praetorius et al., 2018). Dabei wurde die kognitive Aktivierung im Rahmen von Angebots-Nutzungs-Modellen (Fend, 2019) überwiegend als ein angebotsseitiges Potenzial der Lehrperson für die Schüler*innen operationalisiert (Denn et al., 2019). Hingegen ist bislang wenig darüber bekannt, wie kognitive aktivierende Impulse in der Interaktion zwischen Lehrperson und den Schüler*innen hergestellt und bearbeitet werden (Renkl, 2015; Vieluf, 2022). In dieser Studie werden mithilfe der wissenssoziologisch fundierten Dokumentarischen Methode (Bohnsack, 2021) und ihrer Spezifizierung für die Analyse von Unterrichtsvideographien (Asbrand & Martens, 2018) die im Unterricht kommunizierten und handlungsleitenden, implizierten Wissensbestände rekonstruiert, die die Hervorbringung von kognitiver Aktivierung in der Interaktion bedingen. Es wird danach gefragt, wie kognitive Aktivierung in der Interaktion zwischen Lernenden und Lehrenden hergestellt und prozessiert wird. Als Datengrundlage dienen überwiegend Videos aus dem Mathematikunterricht der neunten Klasse zum Thema quadratische Gleichung aus der TALIS Videostudie Deutschland (Grünkorn et al., 2020). Als Ergebnis ließen sich drei unterschiedlichen Formen der Aktivierung rekonstruieren. Typ I: Aktivierung zu Reproduktion ist durch ein instruktivistisches Verständnis der Lehrkraft geprägt, in dem aktivierende Impulse die Schüler*innen überwiegend zur Reproduktion von Wissen anregen. Typ II: Aktivierung zu unsystematischem Probieren wird durch ein vermittelndes Verständnis der Lehrperson bestimmt, bei dem die Impulse nicht an das bestehende Wissen der Schüler*innen anschließen und die Bearbeitung im Rahmen eines unsystematischen Probierens erfolgt. Typ III: Aktivierung zu fachlicher Konstruktion ist durch ein konstruktivistisches Unterrichtsverständnis der Lehrkraft gekennzeichnet und Impulse werden in einem ko-konstruktiven Prozess von den Schülern*innen in Zusammenarbeit mit der Lehrkraft bearbeitet.

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Metadaten
Author:Patrick SchreyerGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-867037
DOI:https://doi.org/10.31244/9783830998358
ISBN:978-3-8309-4835-3
ISBN:978-3-8309-9835-8
ISSN:0932-4763
Parent Title (German):Internationale Hochschulschriften ; Band 708
Publisher:Waxmann
Place of publication:Münster [u.a.]
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2024/03/08
Date of first Publication:2024/03/08
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Release Date:2024/08/26
Tag:Dokumentarische Unterrichtsforschung; Kognitive Aktivierung; Mathematikunterricht; Typenbildung; Unterrichtsinteraktion; Unterrichtsqualität
Page Number:316
Note:
Gefördert durch den Open-Access-Publikationsfonds der Goethe-Universität.
Institutes:Erziehungswissenschaften
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 37 Bildung und Erziehung / 370 Bildung und Erziehung
5 Naturwissenschaften und Mathematik / 51 Mathematik / 510 Mathematik
Sammlungen:Universitätspublikationen
Open-Access-Publikationsfonds:Erziehungswissenschaften
Licence (German):License LogoCreative Commons - CC BY-SA - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International